Stiftungen stecken in der Zinsfalle
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Die anhaltend niedrigen Zinsen machen den Stiftungen zu schaffen. Denn bei der bei der Anlage ihrer Vermögen müssen sie sich an strenge Regeln halten.
Von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein
Doch Dank der weltweit sehr lockeren Geldpolitik sind Erträge in vermeintlich sicheren (Zins-)Anlagen nicht mehr zu generieren oder können gerade noch die Verwaltungskosten decken. Wollen sie auch künftig noch ihren Zweck erfüllen können, müssen viele Stiftungen umdenken und auch in Aktien investieren.
Die Sicherheit ihrer Investments hat für Stiftungen erste Priorität. Als sichere Anlagen gelten Anleihen mit einem Rating im Bereich der Note A, insbesondere Staatsanleihen. Doch deren Renditen sind inzwischen teilweise sogar negativ. Im Falle von Stiftungen fallen dementsprechend Ausschüttungen für den eigentlichen Stiftungszweck weg.
Auch die hohen Kurse der Anleihen führen zu Problemen. Denn eine Anleihe, die über 100 Prozent notiert, bedeutet einen Kursverlust zur Endfälligkeit zu realisieren. Wenn dieser Verlust nicht mindestens durch die Kuponzahlungen ausgeglichen wird, dann fällt auch solch eine Anleihe bei strenger Auslegung der Anlageregeln als mögliches Investment aus. Das Anlageuniversum schrumpft und muss ergänzt werden.
Sind Aktien die Lösung?
Zum Glück muss das Stiftungsvermögen nicht nur sicher, sondern auch rentabel angelegt werden. Und da kommen Aktien ins Spiel. Leider gibt es keine Rechtsprechung in diesem Bereich, denn viele Stiftungsvorstände zögern noch und investieren nur in mündelsichere Anlagen. Aktienanlagen sind nicht explizit verboten. Wir sehen sogar eher ein Risiko darin, keine Aktien beizumischen. Denn ohne Ertrag kann die Stiftung ihren Stiftungszweck nicht mehr erfüllen. Und gerade das soll der Stiftungsvorstand nach bestem Wissen und Gewissen vermeiden.Die Beimischung von Aktien mit hohen Dividendenrenditen und niedriger Schwankung ist demnach unumgänglich. Die Dividendenrenditen sind höher als die derzeit erzielbaren Erträge bei Anleihen im europäischen Raum. Diese Situation ist historisch gesehen sehr selten, ihr muss aber aktiv begegnet werden. Die Dividenden der Aktien dienen zur Ausschüttung und dementsprechend dem Stiftungszweck. Die Aktien sollten wegen ihrer Kursschwankungen allerdings nur eine Beimischung zu dem Anleiheportfolio sein und sorgfältig ausgewählt werden. Die Beimischung von Dividendentiteln lässt das Stifterherz allerdings allein noch nicht viel höher schlagen.
Ergänzend Optionsprämien vereinnahmen
Eine weitere Chance, die Kapitalerträge zu steigern, liegt in der Vereinnahmung von Optionsprämien. Was steckt dahinter? Wenn die Stiftung Aktien hält, zum Beispiel dividendenstarke Aktien wie oben beschrieben, so bilden diese unseren Basiswert. Auf diesen Basiswert schreiben wir eine Call Option, anders gesprochen: wir verkaufen diese Option. Diese verbrieft das Recht, den Basiswert- die Aktie-, zu einem bestimmten Preis und zu einem bestimmten Datum zu erhalten. Für den Verkauf der Option erhalten wir einen Verkaufserlös. Das Ziel ist es, dass die Option nicht ausgelöst wird, der Verkaufserlös also übrig bleibt und der Basiswert ebenfalls. Damit hat sich die Prämie zu einem Ertrag umgewandelt, welcher ausgezahlt werden kann. Die Wahl der Laufzeit, des Basiswertes, also die Wahl der Aktie, und der Strike, der Kurs zu dem die Aktie verkauft wird, sind entscheidend. Der Profi sucht daher Aktien, welche im Kurs seitwärts laufen.Der Privatanleger kann diese Strategie auch mit Discountzertifikaten umsetzen. Doch auch diese Anlageform birgt Risiken, sie zu verstehen ist daher zwingende Voraussetzung.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
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