Vermögensverwalter-Kolumne

Rüstungsaktien: Profitieren vom gestiegenen Sicherheitsbedarf und geopolitischen Konflikten

06.02.24 09:06 Uhr

Rüstungsaktien: Profitieren vom gestiegenen Sicherheitsbedarf und geopolitischen Konflikten | finanzen.net

Die deutsche Regierung hat mehr als 100 Mrd. Euro für die bessere Ausstattung der Bundeswehr versprochen und viele andere EU-Länder sind ebenfalls auf diesen Trend auferlegen, mehr in die Verteidigung zu investieren.

Der erste Krieg seit über 20 Jahren in Europa sorgt weiterhin dafür, dass es eine allgemeine Angst vor einer russischen Bedrohung gibt und auch der Konflikt zwischen Israel und der Hamas befeuert die Nachfrage nach Rüstungsgütern und die Aktien.

Bei allem Gerede um Nachhaltigkeit mit den Schlagwörtern Umwelt, Soziales und Unternehmensführung brachen bei einigen Anlegern inzwischen doch einige dieser guten Vorsätze und man suchte die Chancen, mit Rüstung sein Geld zu verdienen. Die Finanzindustrie reagierte erst sehr spät auf diesen Trend. Das überraschte vor allem, wenn man bedenkt, dass die Ausgaben für Militärgüter im Jahr 2022 2,2 Billionen US-Dollar ausmachen - ein neuer Rekordwert. Den höchsten Anteil an den Militärausgaben hat dabei weiterhin die USA mit fast 40 Prozent, gefolgt von China und Russland mit 13,3 und vier Prozent. Die NATO hat zusammengefasst über 1,2 Billionen US-Dollar für militärische Zwecke ausgegeben.

Sucht man jedoch spezialisierte Fonds und ETFs, so findet man nur eine sehr begrenzte Anzahl von Angeboten. So startete Ende März 2023 der VanEck Defense UCITS ETF, der den MarketVectro Global Defense Industry Index widerspiegelt. Seit dem 3. Juli 2023 gibt es einen weiteren Rüstungs-ETF, den HANetf Future of Defence UCITS ETF, der sich den EQM Nato+ Future of Defence Index zum Maßstab nimmt und dessen Wertentwicklung vollständig nachbilden möchte. Die Erträge werden in beiden ETFs thesauriert.

Das Volumen der ETFs ist entsprechend noch ausbaufähig und auch der Blick in die Top-10-Positionen zeigt, dass vieles im Portfolio noch im Aufbau ist. Viele der Einzelwerte sind im Wesentlichen stärker in den Themen Software und Technik engagiert, als dass man auf die Hersteller von Waffensystemen baut. Werte wie Broadcom, Palantir Technologies Check Point Software Technologies finden sich neben Thales, Rheinmetall und Bae Systems in beiden ETF.

Aufgrund des Nichtvorhandensein von diversifizierten Produkten in der Industrie sind wir bei Oberbanscheidt & Cie. den Weg über ein eigenes Global-Defense and Security Zertifikat (ISIN DE000LS9UFP0) gegangen. Bereits seit dem 2. März 2023 konnten Investoren hier einsteigen. Dabei liegt auch unser Fokus auf Verteidigung und Rüstung aber auch auf dem Thema Sicherheit. Das Portfolio wird laufend an die aktuellen Entwicklungen angepasst und fokussiert sich aktuell wesentlich auf "Hardware"-Produzenten und weniger stark auf die Softwareproduzenten.

Es zeigt sich also im Fazit, dass das Thema Rüstung als Anlageidee zunächst ähnlich stiefmütterlich betrachtet wurde, ähnlich wie beispielsweise die Öl- und Tabakindustrie in den vergangenen Jahren. Wesentlicher Grund dafür war wieder einmal, dass es sich nicht um nachhaltige, sprich ESG-konforme Anlageprodukte handelte.

Da die meisten großen Anleger in dieser Assetklasse aber untergewichtet investiert waren oder sind, dürfte es unseres Erachtens auch in Zukunft vermehrt zu Mittelzuflüssen und damit auch langfristig zu Kurssteigerungen kommen. Solange die Konflikte gehen und sich ggf. noch ausweiten, solange dürften die Werte laufen.

von Marc Gabriel, CIIA®, CESGA® und Kundendirektor, Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve

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