Nach Trump folgt Biden - Führt dies zu einem Favoritenwechsel an den Börsen?
Alles sieht danach aus, dass Joe Biden die Wahl zum neuen Präsidenten der USA gewonnen hat, auch wenn die Wahlleute erst am 14. Dezember 2020 abstimmen und dieses Ergebnis dem Kongress vorlegen, welcher es dann am 06. Januar 2021 im US-Parlament verlesen wird.
Der tiefe Fall der Börsen, den Donald Trump im Fall seiner Niederlage prophezeit hat blieb bisher aus.
Demokratische Präsidenten gelten zwar nicht als die dynamischsten Wirtschaftspolitiker, aber allein ein in Innen- und Außenpolitik friedfertigerer Joe Biden dürfte für Entspannung unter den Handelspartnern und damit für gute Stimmung an den Kapitalmärkten sorgen. Nicht nur im Umgang mit der Corona Pandemie wird sich der neue Präsident diametral zu Trump aufstellen. Auch das Thema Klimawandel, welches von Trump stets geleugnet wurde, dürfte verstärkt in den Fokus rücken. Es könnte also gut sein, dass es nach einem Jahrzehnt "Big Tech" ab 2021 zu einem Favoritenwechsel an der Börse kommt.
Während wir Europäer Klimaschutz eher als ethisches Ziel verfolgen, bei dem Geld verdienen nicht an erster Stelle steht, wird es für die Amerikaner erst interessant, wenn es zum Geschäft wird. Wenn nun der neue US Präsident den Klimaschutz nicht nur forciert indem er die Industrie auffordert, sondern animiert, den Klimawandel zu einem Geschäft zu machen, dann könnte Klimaschutz tatsächlich zum neuen Geschäftsmodell der nächsten Jahre werden, zumal auch die chinesische Regierung mittlerweile den Klimaschutz zu einem politischen Ziel erklärt hat.
Der Ausbau der Elektromobilität ist politisch gewollt und wird weiterhin staatlich subventioniert. Deutschland hat aktuell der Automobilindustrie ein weiteres Hilfspaket über 3 Milliarden Euro bewilligt. Neu hierbei ist, dass erstmals auch die Erneuerung von LKW Flotten gefördert wird. Der Strom für diese Fahrzeuge sollte möglichst grün sein, was den weiteren Ausbau der alternativen Energien, wie Solar und Windkraft unumgänglich macht.
Überall da, wo der Antrieb durch Batterien unrealistisch ist, also bei schweren LKW´s, großen Entfernungen, in der Schifffahrt aber auch in der energieintensiven Industrie, führt langfristig kein Weg an der Energiequelle Wasserstoff vorbei. Noch ist dessen Herstellung sehr energieintensiv und vor allem (zu) teuer. Vor allem kleine Unternehmen forschen und tüfteln hier bisher und gelten bei vielen als heimliche Börsenlieblinge. Da die fossilen Brennstoffe, nicht nur durch Corona, immer weiter unter Druck geraten, haben die ersten großen Ölkonzerne die Weichen neu gestellt und beginnen ihre Geschäftsmodelle an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Für interessierte Investoren lohnt daher neben dem Blick auf die Pioniere wie zum Beispiel Nel Asa oder Nikola Motors auch ein zweiter Blick auf die vielleicht etwas angestaubt wirkenden Big Player der Ölindustrie. Politischer Wille, gekoppelt mit hohen Subventionen, Erneuerungsdruck bei den alteingesessenen und Innovationswille bei den Newcomern sind gute Voraussetzungen für einen Favoritenwechsel. Und das wäre doch mal eine gute Nachricht, wenn mutige Unternehmer und Investoren mit Gewinn belohnt werden und das endlich nicht mehr zu Lasten des Klimas geht.
Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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