Einmal nachhaltig bitte
Was eigentlich bedeutet Nachhaltigkeit in der Geldanlage? Dauerhaft Gewinn zu machen, ist die beste Antwort. Und die einzige, die Investoren wirklich interessiert. Nur selten führt der Weg über die ESG-Kriterien.
ESG ist das Kürzel der Finanzindustrie für 2019. Ehrlich gesagt war es das auch schon 2013, 2014, 2015 und so weiter. Geholfen hat es nichts, denn noch immer lässt sich nicht mit ESG-Anlagen nachhaltig mehr verdienen als mit bösen Werten. Das ist auch kein Wunder, denn ESG kostet Geld. Die Abkürzung steht für Environment, Social, Governance. Das sind die drei klassischen Bereiche der Nachhaltigkeit, die in der Finanzindustrie betrachtet werden.
Geldmanager sollen also bewerten, inwieweit ökologische und soziale Aspekte sowie eine gute Unternehmensführung ein Unternehmen wertvoller machen. Nun sind die Banken nicht gerade als Vorreiter in guter Unternehmensführung bekannt, Skandale pflastern ihren Weg. Und bis auf die Verlagerung der Büro-Topfpflanzen der Commerzbank in die Fassade des Büroturms ist auch von ökologischen Aspekten nicht viel zu sehen. Dass Banken sozial sind hat ihnen auch noch niemand ernsthaft vorgeworfen.
Aber dafür gibt ja eine wachsende Zahl an Beratern, die Nachhaltigkeit messbar machen. Messbar und damit anwendbar in der Geldanlage, etwa im Fondsmanagement oder der Vermögensverwaltung. Sie setzen darauf, dass Unternehmen, die sich an gesellschaftlich anerkannte ökologischen und sozialen Regeln halten und gute geführt werden, auch wirtschaftlich besser abschneiden als andere. Das aber ist kein logischer Schluss.
Wenn ein Unternehmen deshalb ökologisch ist, weil es mit weniger Energieaufwand das gleiche Produkt herstellt, sind die Ziele der Investoren (mehr Gewinn) und die der Umweltschützer (weniger Energieverbrauch) deckungsgleich. Ist ein Unternehmen aber ökologisch besser, weil es Gurken nicht mehr in Plastikfolie sondern in Papier verpackt, ist das fraglich. Aus Investorensicht zumindest, weil zunächst einmal zusätzliche Investitionen in Maschinen zum Packen nötig sind, was den Gewinn schmälert. Wieviel weniger Gewinn nimmt man in Kauf in der Hoffnung, dass die nachhaltige Variante mehr Kunden anzieht? Und damit Umsatz und vielleicht Gewinn wieder steigen?
Wer überzeugt davon ist, dass sich nachhaltige Kriterien auszahlen, sollte sie gar nicht groß in sein Research einbeziehen: an den simplen Kennzahlen müsste sich dann zeigen, dass sie besser für ein Portfolio geeignet sind. Wenn sie nur in ein Depot wandern, weil sie die Kriterien erfüllen, ist zumindest fraglich, ob der Anleger die besten Werte erhält. Möglicherweise sind dann Überzeugungstäter am Werk, die sich verrennen.
Nachhaltig ist es, wenn ein Vermögensverwalter nach objektiven Kriterien die besten Werte aus dem weltweiten Universum heraussucht und ins Portfolio nimmt. Das erfordert viel Research und eine entsprechende Rechnerleistung. Diese aber wird immer günstiger. Kein Grund also, sich von vordergründiger Nachhaltigkeit a la ESG die langfristig nachhaltige Anlage vermiesen zu lassen.
Von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Fundamental Capital GmbH, Köln
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.