Der Herbst glänzt mit Rekorden
Die einen reden vom Crash - die anderen lassen die Kurse laufen. Skepsis und Sorglosigkeit liegen zurzeit eng beieinander. Lange schien es, als schrecke der DAX vor der runden Zahl zurück.
Dann geschah es doch: Erstmals seit Einführung im Jahr 1988 hat der deutsche Leitindex die 13.000-Punkte-Marke übersprungen - nicht wirklich mit Elan aber Rekord ist Rekord. Bremsfaktoren und Störmanöver mögen der wieder erstarkte Euro gegenüber dem Dollar sein, die Katalonien-Krise, die Bundestagswahl und die Hängepartie in der Regierungsbildung. Irgendwelche Haare findet man aber immer in der Suppe.
Auf alle Fälle ist der DAX ein Spätzünder, jetzt aber endlich in bester Gesellschaft. An der Wall Street erreichen Dow Jones und Nasdaq schon seit Monaten immer neue Höchststände. Hätte der DAX mit dem Tempo der US-Indizes mitgezogen, stünden wir heute schon mehr als 1.000 Punkte höher.
Stattdessen robbt sich der Index nur gaaaaaanz langsam voran. Die Tagesschwankung ist mittlerweile auf eine Kursspanne von gerade mal 50 Punkten geschrumpft - das ist außergewöhnlich niedrig. Viele warnen daher vor einem bösen Erwachen und einem plötzlichen Anstieg der Volatilität. Nur was der Trigger für dieses Anspringen sein könnte, ist momentan nicht erkennbar.
Vielmehr sind die weiteren Vorzeichen sehr positiv, denn die Weltwirtschaft brummt. In Deutschland sieht es so gut aus wie seit Jahren nicht. Um zwei Prozent soll das Bruttoinlandsprodukt 2017 laut Prognose der Bundesregierung zulegen, um 1,9 Prozent im kommenden Jahr. Zugleich halten sich die Preissteigerungen in den wichtigsten Märkten in engen Grenzen.
In den USA ist die Inflation so niedrig, dass einige Währungshüter laut jüngstem Fed-Protokoll der Ansicht sind, die ultralockere Geldpolitik solle etwas langsamer zurückgefahren werden. Der Markt hat sich mit der Zinswende in den USA arrangiert. Hohe Liquidität und die Hoffnung auf niedrigere Unternehmenssteuern in den USA treiben dort die Kurse. Zumindest gab es diesbezüglich mal wieder eine Ankündigung von Trump - wenn auch vage.
Höhenangst scheinen die Börsianer momentan nicht zu kennen. Ein Adhoc-Ereignis könnte zwar vorübergehend die Stimmung eintrüben, aber von Seiten der längerfristigen Rahmenparameter ist alles weiterhin im grünen Bereich. Das Platzen der Tech-Blase in 2003 und die Finanzkrise 2008 haben sich durch eine Verschlechterung der Unternehmensdaten schon viele Monate im Voraus angekündigt. Zurzeit steht da nichts im Raum, außer dass durch die steigenden Kurse die Unternehmen immer höher bewertet werden.
Korrekturen sind daher möglich - ein Crash eher nicht. Und im Zweifel laufen die Kurse einfach weiter. Es gibt kein Gesetz, dass ab einem bestimmten Kurs- oder Bewertungsniveau eine Korrektur erfolgt. Anleger können nur Wahrscheinlichkeiten heranziehen, aber in Stein gemeißelt ist an der Börse gar nichts.
von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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