Short-Attacke belastet ProSiebenSat.1-Aktie schwer - Konzern weist Vorwürfe zurück
Die Aktien von ProSiebenSat.1 sind am Dienstag Opfer einer sogenannten Short-Attacke geworden.
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Anschuldigungen und Vorwürfe des selbsternannten Research-Hauses Viceroy über angeblich unlautere Bilanzierungspraktiken brachten den Kurs des Medienunternehmens stark unter Druck. Um mehr als 8 Prozent gaben die Papiere zeitweise nach und fielen damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Dezember. PProSiebenSat.1 wies die Anschuldigungen zurück und sagte, sie entbehrten jeglicher Grundlage. Auch zahlreiche Analysten sprachen von "überholten" und "irreführenden Vorwürfen".
Mit einem Abschlag von 6,39 Prozent auf 28,13 Euro gingen die Anteile des in Kürze aus dem DAX ausscheidenden Medienunternehmens schließlich aus dem Handel. Damit waren sie Schlusslicht im deutschen Leitindex, der zugleich um 0,19 Prozent zulegte.
Die gegen die Mediengruppe erhobenen Vorwürfe seien "unsachlich und überhaupt nicht nachvollziehbar, wie eigentlich immer bei Short-Attacken", sagte ein Händler. Ähnlich lautete auch der Tenor von Analysten: Die Vorwürfe erschienen "fragwürdig und überholt", schrieb etwa Laurie Davison von der Deutschen Bank und fügte an, dass der Konzern bereits in der Vergangenheit auf die meisten Punkte ausführlich eingegangen sei.
Sonia Rabussier von der Commerzbank verwies auf den Zeitpunkt der Short-Attacke, denn dieser sei angesichts des Ausscheidens der Aktie aus dem Dax günstig, schrieb sie. Er könnte daher von Viceroy kalkuliert gewesen sein, denn erst am Vorabend hatte die Deutsche Börse mitgeteilt, dass ProSieben in Kürze den Dax verlassen muss und vom Kunstoff-Konzern Covestro ersetzt wird. Kaum jemand hatte damit bereits in diesem Monat gerechnet. Die meisten Investoren hatten dies erst im September erwartet.
Da viele Fonds nun am 16. und 19. März ihre Depots anpassen müssen, ist es laut der Commerzbank-Expertin für Leerverkäufer einfach, ihre Positionen glattzustellen. Inhaltlich hält auch sie viele Schlussfolgerungen von Viceroy für unbegründet und irreführend.
Bei Short-Attacken veröffentlichen deren Urheber ihre belastenden Aussagen zumeist im Internet. Zuvor verkaufen sie geliehene Aktien des Unternehmens zu möglichst hohen Kursen am Markt. Gerät anschließend der Kurs stark unter Druck, kaufen sie die Papiere zu möglichst niedrigen Kursen wieder zurück. Sie verdienen also mit fallenden Kursen.
Erst im Januar hatte ein Research-Dienst namens "Southern Investigative Reporting Foundation" (SIRF) die Papiere des Bezahl-Dienstleisters Wirecard um bis zu 12 Prozent einbrechen lassen. Der Auslöser der Attacke hatte das Wirecard-Geschäftsmodell grundsätzlich in Frage gestellt. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe als "falsch" und "ohne Substanz" bezeichnet./bek/edh/fba/ck/das
FRANKFURT (dpa-AFX)
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