Verluste ausgeweitet

VW-Aktie stabil: Preisnachlässe in China und Konkurrenzsorgen

05.09.23 15:50 Uhr

VW-Aktie stabil: Preisnachlässe in China und Konkurrenzsorgen | finanzen.net

Die Volkswagen-Aktien haben ihre jüngsten Verluste am Dienstag mit dem Rutsch auf ein weiteres Tief seit April 2020 ausgeweitet.

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Sie zählten am späteren Vormittag mit einem Minus von 1,39 Prozent auf 106,80 Euro zu den größeren Verlierern im DAX 40, der moderat nachgab. Zuletzt verloren die Anteilsscheine noch 0,04 Prozent auf 108,26 Euro.

Preisnachlässe in China Auf dem hart umkämpften chinesischen Automarkt hat auch Volkswagen (VW) vz seinen Kunden Preisnachlässe gewährt.

Das im vergangenen Jahr für die MEB-Fahrzeuge aufgelegte Kostensenkungsprogramm zahle sich inzwischen aus, sagte China-Vorstand Ralf Brandstätter in einem am Dienstag veröffentlichten Interview, das Reuters auf der IAA Mobility in München führte. "Diese Vorteile haben wir beispielsweise beim ID.3 direkt an unsere Kunden weitergegeben", fügte er hinzu. Brandstätter machte klar, dass es sich dabei um befristete Aktionen handele, die Listenpreise blieben unangetastet.

"Im Gegensatz zu den zum Teil drastischen Preissenkungen verschiedener Wettbewerber (teilweise von 50-60 Prozent) ergreift Volkswagen durchweg handelsübliche zeitlich begrenzte Marketingmaßnahmen", erklärte der Autobauer auf Anfrage. Für SUV-Modelle des Gemeinschaftsunternehmens von SAIC und Volkswagen habe es eine auf den August begrenzte Sonderaktion gegeben. Dabei sei je nach Fahrzeug und Ausstattung ein Rabatt zwischen 30.000 und 60.000 Renminbi (zwischen 3780 und 7562 Euro) angeboten worden.

Mit der Arbeit an den Kosten habe Volkswagen seine Wettbewerbsfähigkeit in China deutlich gestärkt, sagte Brandstätter. In den vom US-Elektroautobauer Tesla angezettelten Preiskampf werde man weiterhin nicht einsteigen. "Rentabilität hat für uns höchste Priorität. Wir werden deshalb auch nicht um jeden Preis Elektro-Fahrzeuge in den Markt drücken", sagte der China-Chef. Dank seiner Stärke bei Autos mit Verbrennermotoren könne der Konzern die Transformation stemmen. "In den ersten sechs Monaten haben wir unseren Marktanteil in diesem Segment auf über 20 Prozent ausgebaut. Das erlaubt uns auch in dieser sehr wettbewerbsintensiven Phase massiv in die Zukunft zu investieren und uns auf den nächsten großen Technologiesprung vorzubereiten."

Brandstätter geht davon aus, dass viele chinesischen Startups durch den Preiskampf in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten dürften. Die teils sehr hohen Ergebniseinbußen von bis zu 90 Prozent führten dazu, dass einigen Startups die Luft ausgehen werde. "In diesem extremen Marktumfeld bedeutet mehr Volumen auch mehr Verluste," sagte er mit Blick auf die ambitionierten Wachstumsziele chinesischer Hersteller. "Ich rechne damit, dass der Elektro-Markt sich weiter konsolidieren wird. In der Konsequenz werden auch weitere Partnerschaften entstehen."

Mit seiner Beteiligung an dem Technologiepartner Gotion ziehen die Wolfsburger im chinesischen Hefei derzeit eine Batteriefabrik hoch. Dort soll ab Ende 2024 die so genannte Einheitszelle produziert werden, mit der Volkswagen die Batteriekosten halbieren will. "Damit machen wir uns unabhängiger von Zulieferern", sagte der VW-Manager. "Wir verbessern so unsere Kostenposition und stärken damit unsere Wettbewerbsfähigkeit." Gotion ist auch Partner bei der Batteriezellfabrik in Salzgitter, die Volkswagen derzeit baut.

Brandstätter forderte, Europa müsse mehr tun, um im internationalen Wettbewerb um einen der vorderen Plätze in der Elektromobilität mitzuhalten. Dabei spielten niedrigere Energiepreise eine wichtige Rolle, beispielsweise für die Ansiedlung von Batteriezellfertigungen. In China koste eine Kilowattstunde Strom heute etwa sieben Cent, im Industriestrompreis sogar nur fünf Cent. In Europa lägen die Preise dagegen bei 26 Cent. "Das ist ein deutlicher Kostennachteil, der dafür sorgen könnte, dass sich wichtige Industrien in anderen Regionen ansiedeln."

Aktie deutlich unter Druck

Der schon länger bestehende Abwärtstrend der VW-Aktien hatte sich am vergangenen Freitag beschleunigt, nachdem sich die Schweizer Großbank UBS skeptischer geäußert hatte. Im bisherigen Jahresverlauf summieren sich die Verluste nun auf gut acht Prozent. Seit dem Zwischenhoch im Frühjahr 2021 steht ein Minus von knapp 58 Prozent zu Buche.

So wird laut UBS-Analyst Patrick Hummel der Gegenwind, dem Volkswagen auch in Europa durch chinesische Elektroautos ausgesetzt ist, unterschätzt. Auf globaler Ebene werden die Wolfsburger außerdem am stärksten bedrängt von der zunehmenden Konkurrenz aus China.

Aktuell nun rückt das Thema des wachsenden chinesischen Wettbewerbs durch die Auto- und Verkehrsmesse IAA Mobility in München verstärkt in den Fokus. Chinesische Hersteller drängen mit fortschreitender Elektronachfrage zunehmend auch auf den europäischen Markt, was auf der IAA, traditionell die Hausmesse der deutschen Automarken, sichtbar werden dürfte. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Marktforscher Center Automotive Research wittert bereits "die IAA der Chinesen" und eine "Zeitenwende, die Europa zum interessanten Markt für chinesische Elektroautos macht".

VW will bis 2030 auf eine Million Leasing-Fahrräder kommen

Volkswagen will nach seinem Einstieg beim Fahrradleasing-Anbieter BMS das neue Geschäftsfeld zügig ausbauen. "Bis 2030 wollen wir in Europa eine Million Fahrräder im Bestand haben", sagte der Chef von Volkswagen Financial Services (VWFS), Christian Dahlheim, am Dienstag am Rande der Automesse IAA Mobility in München. In Europa wolle man dann die Nummer eins im Markt sein.

VW hatte zuvor angekündigt, beim niederländischen Anbieter Bike Mobility Services (BMS) einzusteigen. VWFS werde dort 49 Prozent übernehmen, sagte Dahlheim. VWFS will für BMS dann die komplette Finanzierung der Leasingräder übernehmen. Dies unterscheide sich kaum vom Autoleasing, sagte Dahlheim. "Das ist unser Geschäft."

VWFS arbeitet bereits seit 2019 mit BMS zusammen und vermittelt bisher Anfragen seiner Flottenkunden nach Fahrrädern für deren Belegschaften an die Niederländer. Bisher sind nach Angaben von Dahlheim 12 500 Fahrräder im Bestand.

Wegen des Trends zu teureren E-Bikes rechnet Dahlheim mit einer steigenden Nachfrage nach Finanzierungen in diesem Bereich. "Wir glauben, dass das ein extrem stark wachsendes Geschäft ist. Das hat großes Potenzial." Gerade Unternehmen wollten für ihre Mitarbeiter neben Dienstwagen zunehmend auch Fahrräder anbieten. Das könne VWFS nun aus einer Hand bedienen. "Das ist eine gute Ergänzung unseres Autogeschäfts."

Mit dem BMS-Mutterkonzern Pon arbeitet Volkswagen bereits beim Autovermieter Europcar zusammen. Pon war 2021 einer der Partner, mit dem VW den Autovermieter übernommen hatte. Pon ist auch Importeur von VW-Fahrzeugen in den Niederlanden.

FRANKFURT(dpa-AFX) und München (Reuters)

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