Infineon-Aktie dreht ins Plus: Infineon beendet Rechtsstreit mit Qimonda-Insolvenzverwalter
Der Halbleiterhersteller Infineon zieht einen Schlussstrich unter den jahrelangen Rechtsstreit im Zusammenhang mit der Ausgliederung seines später insolventen Speicherchipgeschäfts Qimonda.
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Das Unternehmen einigte sich mit dem Qimonda-Insolvenzverwalter auf einen Vergleich im Volumen von 800 Millionen Euro. Ursprünglich hatte dieser 3,4 Milliarden Euro zuzüglich Zinsen gefordert. Der Streit ist seit Ende 2010 am Landgericht München I anhängig. Das Gericht muss den Vergleich noch feststellen.
Die Vereinbarung sehe eine Zahlung von 753,5 Millionen Euro vor, teilte das Unternehmen am späten Donnerstagabend mit. Sie setze sich aus der nominellen Vergleichssumme von 800 Millionen Euro abzüglich von Anrechnungsbeträgen aus früheren Verträgen mit dem Insolvenzverwalter zusammen. Die Nettobelastung für Infineon werde sich wegen steuerlicher Effekte voraussichtlich auf etwa 660 Millionen belaufen.
Für Jürgen Wagner, Analyst bei Stifel, fällt die Zahlung höher aus als erwartet. Die dafür abfließenden Mittel seien schmerzlich, aber verkraftbar, notierte er.
Mit der Vereinbarung seien alle Rechtsstreitigkeiten und Ansprüche des Insolvenzverwalters gegen Infineon erledigt, teilte Infineon weiter mit. Der Konzern werde die dafür gebildeten Rückstellungen in Anspruch nehmen. Diese lagen zum 30. September 2023 bei 212 Millionen Euro. Der darüberhinausgehende Betrag werde das Ergebnis und den Cashflow aus nicht fortgeführten Aktivitäten belasten, so das Unternehmen. Die Zahlung werde aus vorhandenen Barmitteln erfolgen.
Der Vergleich sei für beide Seiten "akzeptabel", erklärte Infineon. Das Unternehmen sei jedoch weiter von der Unbegründetheit der Klage überzeugt. Diese gerichtlich feststellen zu lassen, hätte jedoch eine weitere langjährige Prozessführung vorausgesetzt, womöglich über mehrere Instanzen hinweg, und wäre mit einer nicht unerheblichen Unsicherheit verbunden gewesen. Die Entscheidung von Infineon habe daher auf einer Abwägung der Prozess- und sonstigen Risiken beruht.
2006 hatte Infineon das Speichergeschäft ausgegliedert und im Wege zweier Sacheinlagen in Qimonda eingebracht. Anfang 2009 stellte Qimonda Insolvenzantrag, nachdem ein drastischer Preisverfall bei Speicherchips zu horrenden Verlusten geführt hatte. Allein in Deutschland waren 4.600 Beschäftigte betroffen, neben der Zentrale in München vor allem im Dresdner Chipwerk. In den USA unterhielt Qimonda eine Fabrik in Richmond im US-Bundesstaat Virginia. Die Schwierigkeiten bei Qimonda hatten Infineon mehrfach die Bilanz verhagelt.
Der Insolvenzverwalter warf Infineon unter anderem vor, das Speicherchipgeschäft zu überhöhten Preisen ausgegliedert zu haben. Der Konzern hatte zunächst angekündigt, sich durch alle Instanzen dagegen zur Wehr zu setzen.
So reagiert die Infineon-Aktie
Die mit dem Insolvenzverwalter ausgehandelte Vergleichszahlung hat am Freitag Infineon belastet. Analysten äußerten sich negativ zur Höhe.
Das Papier des Münchener Chipkonzerns fiel via XETRA zunächst an das Ende des leicht steigenden Leitindex DAX. Bis zum Handelsende drehte das Papier jedoch in die Gewinnzone und notierte zuletzt 0,26 Prozent höher bei 32,20 Euro. Wie Infineon am Vorabend mitgeteilt hatte, ist der seit 2010 anhängige Rechtsstreit beigelegt worden. Das Unternehmen einigte sich mit dem Insolvenzverwalter auf einen Vergleich von 800 Millionen Euro. Der Insolvenzverwalter hatte ursprünglich 3,4 Milliarden Euro zuzüglich Zinsen gefordert. Die Vereinbarung sieht nun eine Zahlung von 753,5 Millionen Euro vor. Die Nettobelastung für Infineon werde sich wegen steuerlicher Effekte voraussichtlich auf etwa 660 Millionen belaufen.
Die Vergleichszahlung wurde von Experten als überraschend hoch bezeichnet. Das habe der Markt nicht erwartet, monierten die Analysten vom Investmenthaus Stifel und der US-Bank JPMorgan. "Der gesamte Vergleichsbetrag wird sich nun negativ auf den Barmittelbestand auswirken", konstatierte Sandeep Deshpande von JPMorgan. Denn die Rückstellungen belaufen sich nur auf etwas über 220 Millionen.
"Die Differenz wird sich in der Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2024 niederschlagen, die Mitte November bekannt gegeben wird", schrieb Stifel-Experte Jürgen Wagner. Er sprach von einer "negativen Überraschung".
Unisono hieß es dennoch, dass mit dem Vergleich immerhin ein langer Streit beendet werde. Das könnte laut einem Händler auch für eine gewisse Erleichterung sorgen. Schließlich sei damit die Angelegenheit "endlich vom Tisch - zumal Infineon zur Beilegung kein frisches Geld benötigt". Auch von Seiten des Stifel-Analysten Wagner hieß es: Trotz der zusätzlichen Zahlungen ändere dies nichts an seiner Kaufempfehlung.
NEUBIBERG (dpa-AFX)
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