Verfassungswidrig

Anleger im Immobiliensektor erleichtert - Mietendeckel vom Bundesverfassungsgericht gekippt

15.04.21 12:48 Uhr

Anleger im Immobiliensektor erleichtert - Mietendeckel vom Bundesverfassungsgericht gekippt | finanzen.net

Im Wohnimmobiliensektor herrscht am Donnerstag bei den Anlegern große Erleichterung.

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Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gegen den Berliner Mietendeckel hat am Donnerstag dem gesamten deutschen Wohnimmobiliensektor Auftrieb gegeben. Analysten begrüßten die klare Entscheidung, die nun keinen Raum mehr für Unsicherheiten lasse. Am Markt wird damit gerechnet, dass vor allem Deutsche Wohnen entgangene Mieten zurückfordern wird.

Die Aktien des besonders stark auf den Berliner Immobilienmarkt ausgerichteten Unternehmens legten denn auch am deutlichsten zu. Sie waren bereits tags zuvor in Erwartung eines für sie positiven Ausgangs im DAX um knapp drei Prozent gestiegen, nun gewannen sie weitere 3,1 Prozent auf 44,86 Euro. Damit ließ der erste Schwung aber schon wieder etwas nach. Mit 46,46 Euro hatten sie zunächst fast sieben Prozent gewonnen.

Durch den Anstieg setzten sich die Aktien von Deutsche Wohnen noch etwas stärker nach oben hin ab von der gleitenden 21-Tage-Linie, die charttechnisch interessierten Anlegern den kurzfristigen Trend signalisiert. Zudem nähern sie sich auch wieder deutlich der Hürde bei rund 47 Euro. Ein Sprung darüber dürfte den Weg in Richtung neuer Hochs seit 2007 öffnen und womöglich sogar in Richtung des einstigen Rekordhochs. Das wurde 2006 bei 61,60 Euro erreicht.

Die Papiere der ebenfalls im Dax zu findenden Wohnimmobiliengesellschaft Vonovia gewannen zuletzt 0,4 Prozent auf 58,00 Euro, nachdem sie zeitweise bei 59,50 Euro auf den höchsten Stand seit Januar geklettert waren. Womöglich profitierten sie auch deshalb weniger stark, da Deutschlands größter Wohnungskonzern keine Mietnachforderungen stellen will.

Zwar erklärte auch die Deutsche Wohnen, dass keine Mieter durch die nun gefällte Entscheidung ihre Wohnung verlieren werden, ansonsten aber hielt sich das Unternehmen bedeckt. Es informierte nur über den Konsens der Unternehmen im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, dass Nachforderungen "mit größtem sozialem Verantwortungsbewusstsein" erfolgen sollten.

Laut einem Händler dürften der Deutsche Wohnen um die 330 Millionen Euro entgangen sein. Der Konzern könnte zumindest Teile davon durchaus nun von seinen Mietern nachfordern. Auch RBC-Analyst Julien Livingston-Booth rechnet damit: "Deutsche Wohnen dürfte versuchen, die entgangenen Mieteinnahmen einzufordern, denn die im März veröffentlichten Jahresergebnisziele für 2020 waren auf dieser Basis gegeben worden."

Im MDAX zogen TAG Immobilien um 1,4 Prozent auf 26,25 Euro und befinden sich damit wieder auf dem Weg zu ihrem Zwischenhoch bei etwas über 28 Euro. Grand City Properties legten um 1,5 Prozent auf 22,68 Euro zu, sie erreichten zwischenzeitlich einen Höchststand seit Ende Februar 2020. LEG Immobilien stiegen zuletzt um 1,1 Prozent und im SDAX gewannen die Anteile der ADLER Group 1,6 Prozent.

"Der vom Bundesverfassungsgericht nun für nichtig erklärte Berliner Mietendeckel war von Anfang an umstritten gewesen", konstatierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Das Mietpreisrecht sei durch den Bundesgesetzgeber geregelt, so dass es für eigene Gesetze auf Landesebene keinen Raum gebe.

Und Goldman-Sachs-Analyst Jonathan Kownator hob auf die nun "eindeutige Rechtsprechung" ab. Vor allem die Deutsche Wohnen, aber auch Vonovia, Grand City Properties und teilweise auch von Covivio sollten davon profitieren, schrieb er. Durch die Gerichtsentscheidung sei eine klare Linie gezogen und kein Präzedenzfall geschaffen worden. Weitere Risiken für den Sektor hätten sich somit verringert.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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