Zinsen: Der Angstmacher
Die Pandemie verliert dank der Fortschritte bei den Impfkampagnen aktuell an Schrecken für die Anleger. Doch der nächste Angstmacher ist bereits ausgemacht: die Zinsen.
Werte in diesem Artikel
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 189,4 % verzeichnet hat (Stand 28.02.2021).
Zeiten mit solidem Wachstum und niedriger Inflation gelten als beste aller Welten für Aktienanleger. Aktuell nehmen die Sorgen mal wieder zu, dass sich die lange Niedriginflationsphase dem Ende zuneigt. Derartige Ängste gab es des Öfteren im letzten Jahrzehnt, Inflationsphänomene waren aber immer nur kurzlebig. Dieses Mal könnte das anders sein.
Zu niedrige Investitionen
In den USA lag die Inflation zuletzt bei niedrigeren 1,4 %, in Deutschland sogar nur bei 1 %, und das trotz des Mehrwertsteuereffekts. Warum also die Aufregung? Die Anleger sorgt der Trend, der nach oben weist, insbesondere, da sich klassische Vorläufer von Inflation häufen. In den letzten Wochen und Monaten wurden Engpässe in zahlreichen Bereichen gemeldet, die Palette reicht von der Chipherstellung, über Stahllieferungen bis hin zu Schiffstransportkapazitäten. Teilweise rächt es sich, dass die Unternehmen die Investitionen in der Corona-Krise so deutlich reduziert haben. Jetzt ist die Industriekonjunktur überraschend robust und die Nachfrage trifft auf ein begrenztes Angebot - ein klassischer Preistreiber.
Inflationserwartungen steigen
Besonders ausgeprägt sind die Effekte zu geringer Investitionen im Rohstoffsektor, weshalb sich beispielsweise der Öl- und der Kupferpreis seit längerem in einem dynamischen Aufwärtstrend befinden. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine anziehende Inflation dieses Mal nachhaltiger ausfallen könnte. Deswegen nehmen die Inflationserwartungen der Anleger zu, was sich aus dem wachsenden Abstand inflationsgeschützter Staatsanleihen zu den ungeschützten Alternativen zeigt. Am Markt führt das zu steigenden Zinsen, weshalb insbesondere in den USA die Zinsstrukturkurve zuletzt deutlich steiler geworden ist. In Deutschland ist das Phänomen hingegen noch relativ moderat.
Fazit
Steigende Zinsen gelten als Gift für Aktien, allerdings muss man das differenziert sehen. Spiegeln sie optimistischere Wachstumserwartungen wider, ist das gut für Aktien. Selbst eine etwas höhere Inflation spricht eher gegen Anleihen als gegen Aktien. Problematisch wird es, wenn die Beschleunigung zu hoch wird und die Zentralbanken drastisch gegensteuern müssen. Davon ist man im Moment aber noch ein ganzes Stück entfernt, auch wenn die Entwicklung der Rohstoffpreise zur Wachsamkeit mahnt. Zinspanik halten wir daher auf Basis der aktuellen Datenlage im Moment für unangebracht.Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der etwa 20 ausgewählte Aktien aus dem deutschen Nebenwerte-Segment enthält. Das Portfolio können Anleger im monatlichen Newsletter zum Value-Stars-Index einsehen.
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 2.728 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 16,8 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2020).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 189,4 % verzeichnet hat (Stand 28.02.2021).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Weitere Hinweise:
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus. Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).