Euro: Entwarnung - auch für den DAX
Die Aufwertung des Euro zum US-Dollar hat die Wirtschaft und den Aktienmarkt spürbar belastet. Jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab.
Werte in diesem Artikel
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 117,9% verzeichnet hat (Stand 07.05.18, 7.30 Uhr).
In diesem Jahr haben sich die Stimmungsindikatoren der deutschen und europäischen Industrie deutlich stärker eingetrübt als die entsprechenden Barometer in den USA. Ein wichtiger Grund dafür war der Eurokurs, die Gemeinschaftswährung hatte innerhalb eines Jahres in Relation zum US-Dollar um über 10 % zugelegt und damit die Wettbewerbssituation für hiesige Anbieter wieder verschlechtert. Zuletzt hat der Kurs allerdings nachgegeben - zeichnet sich damit eine erneute Trendwende ab?
Das große Comeback
Anfang 2017, bei einem Eurokurs von etwa 1,05 US-Dollar, hätte kaum ein Marktakteur einen Penny auf eine Trendwende der Gemeinschaftswährung gesetzt, die Parität zum US-Dollar schien angesichts steigender Zinsen in Übersee eine ausgemachte Sache. Doch gerade, wenn es niemand mehr glaubt, liegt ein Comeback quasi in der Luft. So auch beim Euro, der in der Folgezeit einen steilen Aufwärtstrend etablieren konnte. Dabei waren mehrere Faktoren hilfreich. Die Zinsen für langlaufende US-Staatsanleihen legten im Jahr 2017 nach einem zuvor starken Anstieg eine lange Konsolidierungsphase ein. Gleichzeitig erhöhte sich die Inflation und reduzierte so den Realzins - der zu den wichtigsten Treibern der Wechselkurse zählt. In Europa leitete zudem die EZB mit der Ankündigung, die Käufe von festverzinslichen Wertpapieren zurückfahren zu wollen, eine vorsichtige Trendwende in der Geldpolitik ein. Das stützte den Euro ebenso wie die überraschend hohe Wirtschaftsdynamik auf dem Kontinent.
Ende des Rückenwinds
Diese günstige Konstellation hat sich spätestens mit der Steuerreform der Regierung Trump wieder geändert. Die FED zeigt sich seitdem sehr entschlossen, die Zinsen weiter sukzessive zu erhöhen (zumal auch die Inflation steigt), während die EZB immer noch sehr vorsichtig agiert. Am Markt findet das klaren Ausdruck in der Entwicklung der Zinsen: Die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen haben vom Jahrestief 2017 in der Spitze um etwa 1 Prozentpunkt zugelegt und bewegen sich nah am Jahreshoch, wohingegen der maximale Anstieg von deutschen Papieren, die zuletzt wieder nachgegeben haben, nur knapp 0,6 Prozentpunkte betragen hat. Die wachsende Zinsdifferenz spricht für den US-Dollar.
Euro-Trendwende gut untermauert
Die jüngste Trendwende beim Eurokurs ist somit fundamental gut untermauert, der Zinstrend in den USA ist wesentlich dynamischer als in Europa. Eine Rückkehr zum steilen Aufwärtstrend der letzten zwölf Monate scheint für die Gemeinschaftswährung eher unwahrscheinlich. Für die deutschen Exporteure - und damit auch für den DAX - bedeutet das eine Entwarnung. Zumindest von dieser Seite sind im Moment keine zusätzlichen Belastungen zu erwarten.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 2.100 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 18,1 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2017).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 117,9% verzeichnet hat (Stand 07.05.18, 7.30 Uhr).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Hinweis: Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).