DAX: Zenit überschritten?
Der Einbruch beim DAX schürt die Angst vor der großen Trendwende nach neun Jahren Hausse. Die Zinsentwicklung und Frühindikatoren müssen genau im Blick behalten werden.
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 bis Ende des Jahres 2017 einen Kurszuwachs von 107% verzeichnet hat.
Der DAX übt nach einer langen Hausse schon mal die Baisse, der gebrochene mittelfristige Aufwärtstrend und ein kurzfristiges Doppel-Top sind alarmierend. Dennoch wird es erst richtig gefährlich, wenn die Zinsen ein großes Warnsignal geben - das ist aber zuletzt eher in die Ferne gerückt. Die Daten zur Realwirtschaft fallen ebenfalls noch sehr ordentlich aus, müssen aber im Auge behalten werden.
Das Zins-Missverständnis
Der Zinsanstieg an den Märkten macht den Anlegern Angst. Börse und Realwirtschaft werden dadurch belastet, und gemeinhin gelten steigende Zinsen früher oder später als Ende der Hausse. Das ist richtig - und auch wieder nicht. Denn schaut man sich die letzten beiden DAX-Zyklen an, so ist die Hausse noch eine längere Zeit weitergegangen (nämlich 1999 und 2005 bis 2007), während die Umlaufrendite deutlich zulegte. Der Trend wurde erst beendet, als die langfristigen Zinsen von hohem Niveau aus wieder gefallen sind - denn das kündigt in der Regel eine konjunkturelle Schwäche an, und dann sind Anleihen attraktiver als Aktien.
Aktuell noch kein Warnsignal
Als zentrales Warnsignal gilt, wenn die langfristigen Zinsen unter die kurzfristigen (die Zentralbanksätze) fallen. Da zuletzt die langfristigen Marktzinsen aber deutlich zugelegt haben, ist dieses Szenario im Moment wieder unwahrscheinlicher geworden. Insofern sehen wir hier noch keine unmittelbare Gefahr. Und auch die volkswirtschaftlichen Frühindikatoren bewegen sich weiter auf hohem Niveau, auch, wenn im Blick behalten werden muss, ob aus dem jüngsten Rückgang der Industrie-Einkaufsmanagerindizes nach dem Husarenritt der letzten zwei Jahre ein neuer Trend wird.
Volatilität und mögliche Rückschläge
Ob der jüngste Einbruch beim DAX nur eine Korrektur oder schon die Trendwende darstellt, lässt sich noch nicht beantworten. Das Zinsthema sehen wir jedenfalls nicht so dramatisch, wie es aktuell an den Märkten hochgespielt wird. Und die Fundamentaldaten sind immer noch gut. Wir stehen daher nun wieder eher auf der Käuferseite, auch wenn wir eine anhaltend höhere Volatilität und durchaus größere Rückschläge mit einkalkulieren. Insgesamt befindet sich die Korrektur aber schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Der DAX hat vom Hoch in der Spitze knapp über 10% verloren, der auf Nebenwerte spezialisierte Value-Stars-Deutschland-Index hingegen bis zu 8,6 %.
Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)
Hinweis: Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).