Nordwest Handel AG: Ambitionierte Ziele

von Georg Pröbstl, Euro am Sonntag

Stahlkonzerne sind bei Börsianern alles andere als wohlgelitten. Die Branche steckt in der Krise und scheint nicht vom Fleck zu kommen. Auch bei der Nordwest Handel AG drückt das Stahlgeschäft auf die Ergebnisse. In den ersten neun Monaten ging das Geschäftsvolumen um 6,5 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zurück, wobei der Stahlbereich mit minus 11,4 Prozent besonders stark zurückging. Ur­sache der schwachen Zahlen: Der Einkaufsverbund für spezialisierte Händlergruppen aus Bau, Handwerk, Industrie, Stahl und Haustechnik leidet unter einer schwachen Nachfrage und zu hohen Werkskapazitäten in Europa.

Allerdings: Im dritten Quartal belebten sich die Geschäfte. Abgesehen von Stahl lagen die Umsätze zwischen Juli und September in allen anderen Geschäftsfeldern über dem Vorjahreswert. Und der Rückgang bei Stahl verlangsamte sich von 13,3 Prozent in den ersten sechs Monaten auf 7,4 Prozent im dritten Quartal. Dennoch dürfte der Konzern mit Sitz im nordrheinwestfälischen Hagen in diesem Jahr den ersten Umsatzrückgang seit drei Jahren einfahren.

Dabei erzielte Nordwest Handel seit 2009 gewaltige Steigerungen. In nur drei Jahren stieg das Geschäftsvolumen um 50 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Besonders stark ent­wickelte sich der Bereich Dienstleistungen, wie zum Beispiel Services im IT- und Finanzbereich für die angeschlossenen Partnerunternehmen. Hier kletterten die Umsätze um 400 Prozent.

Umsatzverdopplung bis 2017
Die Ausweitung der Dienstleistungspalette — unter anderem durch den Ausbau des Servicezentrums — zählt zur Strategie von Firmenchef Eversberg. Der Manager will zudem das Sortiment im Zentrallager vergrößern, neue Geschäftsfelder erschließen und das Europa-Geschäft ausbauen. Zusätzlich gibt es immer mehr angeschlossene Partner.

In nur zwei Jahren legte die Zahl der Mitglieder im Handelsverbund um 6,5 Prozent auf 803 Unternehmen zu. Manager Jürgen Eversberg hat ambitionierte Ziele. Bis 2017 soll sich das Geschäftsvolumen der Handelsgruppe verdoppeln. Das wären rund vier Milliarden Euro.

Da Nordwest Handel hochprofitabel arbeitet und sogar im schwachen ersten Halbjahr mit einem Ergebnis je Aktie von 0,47 Euro weit in der ­Gewinnzone lag, ist mittelfristig eine Verdopplung des 2012er-Rekord­ergebnisses von 1,46 auf zumindest 3,00 Euro je Aktie denkbar. Bei der aktuell moderaten Bewertung wären damit Kurse um 30 Euro und somit eine Kursverdopplung drin.

Dabei besteht bei Stahl trotz Krise sogar kurzfristig Fantasie. Sollten die Preise nämlich wieder steigen, könnte dies schon 2014 einen deut­lichen Mengenanstieg bei Nordwest und neue Rekorde bringen.

Nordwest Handel AG
Trotz profitabler Geschäfte notiert die Aktie unter Buchwert. Klarer Kauf.
ISIN DE 000 677 550 5
Gewinn je Aktie 2013e 1,30 €
Gewinn je Aktie 2014e 1,60 €
KGV 2014e 8,8
Div./Rend, 2013e 0,65 €/4,3 %
EK*-Quote 24,9 %
EK* je Aktie/KBV 15,06 €/0,9
Kurs/Ziel/Stopp 14,99/18,50/9,80 €

*EK: Eigenkapital. Eigene Schätzungen ­können von den Schätzungen im Kursteil abweichen