Umsatzziel präzisiert

AUTO1-Aktie verliert: AUTO1 streicht Absatzprognose für 2022 erneut zusammen

02.11.22 14:59 Uhr

AUTO1-Aktie verliert: AUTO1 streicht Absatzprognose für 2022 erneut zusammen | finanzen.net

Der Online-Gebrauchtwagenhändler dampft seine Absatzerwartungen für das laufende Jahr weiter ein.

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Angestrebt würden jetzt rund 655.000 verkaufte Fahrzeuge, teilte das im SDAX gelistete Unternehmen am Mittwoch in Berlin mit. Das entspricht dem unteren Ende der Zielspanne, deren obere Marke AUTO1 im August auf 725.000 Einheiten gekappt hatte. "Wir hatten die ursprüngliche Absatzprognose für 2022 kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs aufgestellt und klar gesagt, dass das obere Ende des Korridors nur erreicht werden kann, wenn wir einen Markt haben wie 2021", sagte Bertermann im Gespräch mit dpa-AFX. Stattdessen sei der Gebrauchtwagenmarkt stark eingebrochen. "Ich finde es daher ein starkes Zeichen, dass wir noch innerhalb des geplanten Korridors arbeiten können." Schließlich habe AUTO1 sein Geschäft entgegen dem Markt ausgeweitet. Der Umsatz soll jedoch mit 6,5 bis 6,7 Milliarden Euro mindestens die Mitte der bisherigen Prognose erreichen. Zudem soll der um Sonderposten bereinigte operative Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) weiterhin bei zwei bis drei Prozent des Umsatzes liegen. Das entspricht einem Minus zwischen 155 und 175 Millionen Euro.

Im dritten Quartal steigerte AUTO1 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 36 Prozent auf gut 1,7 Milliarden Euro. Das Rohergebnis - der Verkaufserlös minus den Ankaufspreis - stieg um gut sechs Prozent auf 123,4 Millionen Euro. Der operative Verlust (bereinigtes Ebitda) schwoll dennoch um gut 42 Prozent auf 35,2 Millionen Euro an. Unter dem Strich weitete sich der Fehlbetrag um 58 Prozent auf 55,1 Millionen Euro aus.

Bertermann erklärte die Entwicklung mit dem Ausbau des Autohero-Geschäfts mit dem Fokus auf Privatkunden, das vor einem Jahr noch deutlich kleiner war.

"Wir haben weiter investiert, vor allem in den Aufbau unserer Gebrauchtwagen-Produktion, aber auch in die Technologie zur automatischen Bepreisung von Fahrzeugen", sagte er. Derzeit baue Auto1 "die größten Werkstätten in Europa", um dort die erworbenen Gebrauchtwagen für den Wiederverkauf aufzubereiten.

Finanziell sieht Vorstandschef und Mitgründer Christian Bertermann das Berliner Unternehmen aber auf Kurs. "Ich denke, wir haben auf dem Weg zur Gewinnschwelle beim operativen Ergebnis im dritten Quartal einen guten Schritt nach vorn gemacht", sagte der Manager im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Er hofft auf eine Normalisierung des Markts - mit mehr Autos und einem Rückgang der zuletzt stark gestiegenen Preise für Gebrauchte. Schnell werde dies jedoch nicht gehen.

Das passiert mit der AUTO1-Aktie

Aus vorbörslichen Kursgewinnen ist am Mittwoch bei AUTO1 nichts geworden. Nachdem die Titel des Online-Autohändlers auf der Plattform Tradegate in der Spitze mit 7,40 Euro zunächst klar im Plus gehandelt wurden, ging der Kurs im XETRA-Haupthandel schnell in die Knie. Zeitweise notieren die AUTO1-Papiere dort 3,23 Prozent tiefer bei 7,03 Euro. Solide Quartalszahlen reichten den Anlegern damit nicht für eine weitere Erholung der Papiere.

Zuletzt war der AUTO1-Kurs nahe der 7,50-Euro-Marke auf dem höchsten Niveau seit Ende September angekommen, getragen von einer generellen Erholung bei Technologiewerten, zu denen auch Internet-Aktien gezählt werden. Am Vortag allein waren die Titel in einer breiten Sektorrally um ungefähr acht Prozent angezogen, angetrieben von einer rasanten Erholung in der chinesischen Tech-Branche. Deutsche Internet-Werte traten am Mittwoch aber allgemein wieder den Rückzug an.

AUTO1-Chef Bertermann zeigte sich mit dem Kurs "absolut nicht zufrieden, weil wir nicht finden, dass er die Ergebnisse und die künftigen Ertragserwartungen widerspiegelt". Seit dem Börsengang sei die Aktie von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in Mitleidenschaft gezogen worden. Zudem verwies Bertermann auf finanzielle Probleme von Vergleichsunternehmen aus der Branche. "Diese haben wir nicht." AUTO1 sei solide finanziert und baue ein solides Geschäft auf. Er sei "überzeugt, dass das entsprechend an der Börse honoriert werden wird".

Vorerst muss sich das Unternehmen aber damit abfinden, dass der Gebrauchtwagenmarkt in Europa in diesem Jahr um 17 Prozent eingebrochen ist - und in Deutschland sogar um 20 Prozent. Bertermann erklärte dies mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, aber auch mit hohen Gebrauchtwagenpreisen. "In dieser Lage warten viele Menschen einfach ab." So hätten sich gerade kleinere Gebrauchte zuletzt stark verteuert. "Für einen Opel Astra von 2013 mit 80 000 Kilometern muss man heute 60 bis 80 Prozent mehr zahlen als vor zwei Jahren", nannte Bertermann ein "Extrembeispiel".

Mit Blick auf die Resultate von AUTO1 fanden Börsianer in ersten Reaktionen positive Worte. Expertin Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC bezeichnete den Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis als etwas besser als gedacht. Der Online-Autohändler bahne sich den Weg in Richtung Profitabilität, schrieb die Analystin. 2022 allerdings soll der um Sonderposten bereinigte operative Verlust (bereinigtes Ebitda) weiterhin bei zwei bis drei Prozent des Umsatzes liegen.

Adam Berlin von UBS erwartet keine bedeutenden Anpassungen der Konsensschätzungen. Fortschritte auf der operativen Ergebnisebene seien zwar ermutigend, einen negativen Punkt sah er aber in den Prognosen für die Zahl der verkauften Fahrzeuge, die AUTO1 in den beiden Kernbereichen Autohero und dem Geschäft mit Autohändlern an das untere Ende der bisherigen Zielspannen kürzte. Konkretisiert wurde außerdem die Prognose für den Jahresumsatz: Dieser soll mit 6,5 bis 6,7 Milliarden Euro mindestens die Mitte der bisherigen Prognosespanne erreichen.

Mitte Oktober waren die AUTO1-Aktien mit 5,41 Euro noch auf ein Rekordtief gefallen, was im Vergleich zum 38-Euro-Ausgabepreis beim Börsengang im Februar 2021 einen Kursrutsch um 85 Prozent bedeutet. AUTO1 war zu einem Zeitpunkt an die Börse gegangen, als Online-Werte als Corona-Krisengewinner gehandelt wurden. Weil die Pandemie seither ihren Schrecken verloren hat, ist es monatelang für die Online-Branche stark bergab gegangen. Später kamen die hohe Inflation und steigende Zinsen als große Belastung hinzu, weil in der Folge das Wachstum von Tech-Unternehmen und deren Profitabilität massiv hinterfragt wurde.

JPMorgan belässt Auto1 auf 'Overweight' - Ziel 9 Euro

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für AUTO1 auf "Overweight" mit einem Kursziel von 9 Euro belassen. Der Verlust im dritten Quartal sei etwas geringer gewesen als gedacht, schrieb Analyst Marcus Diebel am Mittwoch in einer ersten Reaktion auf den Zwischenbericht des Online-Autohändlers. Das neue Ziel für das operative Ergebnis (Ebitda) decke sich mit den Erwartungen. Der JPMorgan-Analyst Marcus Diebel sieht mit besseren Nachrichten aber noch nicht viel gewonnen. Deutlich anziehende Gewinnschätzungen bezeichnete er zum aktuellen Zeitpunkt als unwahrscheinlich. Es dürfte vielmehr noch ein paar Quartale dauern, bis sich das Vertrauen der Investoren wegen guter Finanzkennziffern wieder einstellt.

BERLIN (dpa-AFX) / NEW YORK (dpa-AFX Broker)

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Bildquellen: IgorGolovniov / Shutterstock.com

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17.12.2024AUTO1 BuyDeutsche Bank AG
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05.12.2024AUTO1 OverweightBarclays Capital
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01.08.2024AUTO1 NeutralJP Morgan Chase & Co.
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13.07.2022AUTO1 UnderweightJP Morgan Chase & Co.
10.06.2022AUTO1 UnderweightJP Morgan Chase & Co.
30.05.2022AUTO1 UnderweightJP Morgan Chase & Co.
27.05.2022AUTO1 UnderweightJP Morgan Chase & Co.

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