Commerzbank-Aktie in Rot: Commerzbank strebt für 2021 wieder schwarze Zahlen an - Boni für Vorstände gestrichen
Die Commerzbank will bereits 2021 wieder Gewinne schreiben.
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Die Commerzbank will zügig mit dem geplanten Umbau starten und bereits in diesem Jahr wieder Gewinne schreiben.
"Wir wollen nachhaltig profitabel werden und unsere Zukunft als eigenständige Kraft im deutschen Bankenmarkt selbst gestalten", sagte der neue Vorstandschef Manfred Knof am Donnerstag. "Dafür müssen wir die Bank in den kommenden Jahren tiefgreifend restrukturieren." Für 2021 strebt die zweitgrößte deutsche Privatbank ein positives Betriebsergebnis an. 2024 soll dieses auf 2,7 Milliarden Euro steigen. Die Bank streicht im Zuge ihres Umbaus 10.000 Stellen und schließt fast jede zweite Filiale. In Deutschland fällt jeder dritte Job weg.
Noch in diesem Jahr sollen 190 Zweigestellen geschlossen werden, wie Knof ankündigte. Insgesamt hat die Bank derzeit bundesweit 790 Filialen. Im Firmenkundengeschäft werden unter anderem Standorte im Ausland dicht gemacht. Insgesamt will Knof das Institut digitaler machen. Dabei helfen soll die Direktbank comdirect, die kürzlich in den Konzern zurückintegriert wurde. Dafür braucht die Bank auch neue Mitarbeiter - sie will rund 2500 neue Stellen schaffen. Netto beläuft sich der Jobabbau des Konzerns damit auf 7500 Arbeitsplätze. Die Rahmenbedingungen für die Personalkürzungen will Knof bis zur Hauptversammlung in trockenen Tüchern haben.
RISIKOVORSORGE SOLL SINKEN
Im vergangenen Jahr wurde das Ergebnis der Commerzbank stark von der Corona-Krise belastet. Der operative Verlust belief sich auf 233 Millionen Euro. Wegen Kosten für den Konzernumbau und Abschreibungen auf Firmenwerte stand unter dem Strich ein Minus von 2,9 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 585 Millionen Euro im Jahr 2019.
Die Commerzbank ist wegen ihrer Ausrichtung auf deutsche Mittelständler besonders stark von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Für dieses Jahr erwartet sie eine Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle in Höhe von 0,8 bis 1,2 Milliarden Euro. 2020 legte das Geldhaus 1,8 Milliarden Euro zur Seite für faule Darlehen, genauso viel wie die deutlich größere Deutsche Bank.
Commerzbank schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht aus
Die Commerzbank wird bei dem geplanten Abbau von brutto 10.000 Stellen bis 2024 womöglich auch auf betriebsbedingte Kündigungen zurückgreifen. "Wir werden alles tun, betriebsbedingte Beendigungskündigungen so weit wie möglich zu vermeiden", sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp in der Bilanzpressekonferenz des MDAX-Konzerns. "Dass dies vollständig gelingen wird, können wir allerdings nicht garantieren", fügte sie hinzu. Das Ziel sei es, die Zahl so klein wie möglich zu halten.
Neben dem Abbau will die Bank auch rund 2.500 Stellen aufbauen, um die Kosten für externe Dienstleister zu reduzieren. Bis 2024 wird sich die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern dementsprechend von rund 39.500 Ende 2020 auf rund 32.000 reduzieren. In Deutschland fällt jede dritte Stelle weg.
Der Abbau betrifft nicht nur das auszudünnende Filialnetz, sondern die Zentrale, in der es "tiefe Einschnitte" geben soll. Bereits in diesem Jahr will der Vorstand damit beginnen, "die Zentrale neu zu dimensionieren und deutlich zu verkleinern", sagte der neue Vorstandschef Manfred Knof.
Mit dem Betriebsrat sei vereinbart worden, für den Abbau möglichst sozialverträgliche Instrumente zu nutzen. "Hierfür greifen wir auf bestehende Instrumente aus früheren Restrukturierungen zurück. Dazu gehören Altersregelungen und Freiwilligenprogramme", sagte CFO Orlopp. Bei Bedarf gehören zu den Instrumenten auch weitere Optionen wie eine Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft.
Betriebsrat und Vorstand haben sich bereits darauf geeinigt, bis zur Hauptversammlung am 5. Mai einen Rahmen-Interessenausgleich und einen Rahmen-Sozialplan abzuschließen.
"Selbstverständlich werden wir den Stellenabbau anständig und fair umsetzen", sagte Knof. Der Großteil des Stellenabbaus soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.
Unterdessen forderte die Gewerkschaft Verdi, die Stellenstreichungen bis 2025 zu strecken, damit betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden könnten. "Um das zu erreichen, ist es auch notwendig, dass am Ende weniger als 10.000 Stellen wegfallen", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz laut einer Mitteilung der Gewerkschaft. Grundsätzlich trage man die strategischen Ziele der Bank mit.
Commerzbank stellt eigenen Aktienhandel und Analysegeschäft ein
Die Commerzbank verabschiedet sich aus dem Aktienhandel und will künftig auch keine eigenen Aktienanalysen mehr anbieten. Das Institut werde sein Angebot im Kapitalmarktgeschäft noch stärker auf die Anforderungen der Kernkunden wie dem Mittelstand, Großkunden und multinationalen Unternehmen zuschneiden, sagte der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Für Aktienhandel und -vertrieb sowie Aktienanalysen werde das Institut Kooperationen mit anderen Unternehmen abschließen.
Dabei machte Knof deutlich, dass der geplante Stellenabbau nicht nur die Mitarbeiter in den Filialen treffen soll. Schon im laufenden Jahr werde das Management damit beginnen, "die Zentrale neu zu dimensionieren und deutlich zu verkleinern", sagte der Manager.
Commerzbank streicht Boni für Vorstände
Die Commerzbank streicht nach dem Milliardenverlust die Boni für ihre Top-Manager.
Der Aufsichtsrat habe festgelegt, dass es für 2020 keine Bonuszahlungen für Vorstände geben werde, sagte Commerzbank-Chef Manfred Knof am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz. Ins neue Geschäftsjahr sei das Institut "sehr gut" gestartet.
Ertragsziel bringt Commerzbank-Aktie kräftig unter Druck
Schwache Quartalszahlen und ein enttäuschendes Ertragsziel für 2021 haben am Donnerstag die Aktie der Commerzbank schwer belastet. Analysten äußerten sich allgemein zurückhaltend und erwarten nun von der Kapitalmarktveranstaltung am Nachmittag Details.
Bis zum Handelsende sackte das Papier der Bank via XETRA um 5,96 Prozent auf 5,11 Euro ab. Damit nahm es zugleich den letzten Platz im moderat steigenden Index der mittelgroßen Werte ein, dem MDAX. Unterstützung für den Kurs bietet aktuell noch die exponentielle 200-Tage-Durchschnittslinie bei knapp 5 Euro.
Statt eines leichten Anstiegs der Erträge im neuen Jahr, wie Analysten im Schnitt erwartet hätten, rechne die Commerzbank im Vergleich zum abgelaufenen Jahr mit einem leichten Rückgang, monierten etwa die Analysten von JPMorgan, Goldman Sachs und Jefferies. Daher sieht so mancher am Markt nun auch das von der Bank angestrebte positive operative Ergebnis für 2021 in Gefahr.
Goldman-Sachs-Experte Jernej Omahen verwies zudem als weiteren negativen Aspekt auf den operativen Verlust im Schlussquartal 2020 von 328 Millionen Euro. Er sei damit 15 Prozent höher als vom Konsens erwartet, schrieb er. Allerdings, so schränkte wiederum Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan ein, dürfte dies nach den Anfang Februar vorab veröffentlichten Eckdaten keine Überraschung mehr gewesen sein.
Was jedoch Omahen ebenfalls hervor hob, ist die deutlich verfehlte Erwartung an die harte Kernkapitalquote (CET1) der Bank im Jahr 2021. Ende des abgelaufenen Quartals sei sie mit 13,2 Prozent zwar etwas besser als die Konsensprognose, doch 2021 rechne die Commerzbank nur mit mehr als zwölf Prozent. Die Konsensschätzung indes liege bei 12,8 Prozent.
Alles in allem, so RBC-Analystin Anke Reingen, müssten die Konsensschätzungen für die Erträge angesichts des Ausblicks der Bank nun sinken. Teilweise sollte dies aber ausgeglichen werden durch geringere Abschreibungen. Zudem ist es ihres Erachtens augenscheinlich, dass die Commerzbank stark an raschen Kostensenkungen interessiert ist, da sie für 2021 immerhin einen Rückgang der Kosten im Vergleich zum vergangenen Jahr in Aussicht gestellt hat.
Frankfurt (Reuters) / FRANKFURT (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)
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Bildquellen: Commerzbank AG
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