Deutsche Bank-Aktie dennoch in Rot: Deutsche Bank 2022 mit Gewinnsprung - keine Details zu weiteren Aktienrückkäufen
Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr dank höherer Erträge und trotz einer größeren Risikovorsorge kräftig gesteigert.
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Das Renditeziel für 2022 wurde klar übertroffen. Die Aktionäre können sich mit 30 Cent über eine um 10 Cent höhere Dividende freuen.
Der Vorsteuergewinn legte 2022 um zwei Drittel auf 5,6 Milliarden Euro zu, Analysten hatten in einem von der Bank selbst veröffentlichten Konsens allerdings mit 5,94 Milliarden Euro gerechnet. Der den Aktionären zuzurechnende Gewinn nach Steuern legte - begünstigt durch einen positiven Steuereffekt - auf 5 Milliarden von 1,94 Milliarden Euro deutlich stärker zu.
Die Deutsche Bank erzielte eine Rendite auf das materielle Eigenkapital (ROTE) von 9,4 Prozent. Vorstandschef Christian Sewing hatte eine Rendite von 8 Prozent in Aussicht gestellt, als er 2019 sein tiefgreifendes Umbauprogramm begann, das mit einem erheblichen Stellenabbau, der Trennung von riskanten Geschäftsbereichen und deutlichen Kostensenkungen einherging.
Deutsche-Bank-Chef: Vorsteuergewinn könnte auch 2023 steigen
Nach einem guten Start ins neue Jahr rechnet die Deutsche Bank mit weiterem Wachstum. "Wir wollen uns Jahr für Jahr verbessern. Das gilt auch für 2023 - und der Januar hat uns in unserer Zuversicht bestärkt", sagte Vorstandschef Christian Sewing laut Redetext am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Der Vorstand erwartet für das laufende Jahr steigende Erträge sowie stabile Kosten und Risikovorsorge. "Zusammengenommen stünde damit auch am Ende dieses Jahres wieder ein höherer Vorsteuergewinn", sagte Sewing.
Deutsche-Bank-CEO: Noch zu früh für Aussagen über Aktienrückkäufe 2023
Die Deutsche Bank hält sich zu Details zu weiteren Aktienrückkäufen in diesem Jahr bislang bedeckt. "Derzeit halten wir es angesichts des gegebenen Makro- und regulatorischen Umfelds noch für zu früh, um Aussagen über den genauen Betrag und den Zeitpunkt in diesem Jahr zu treffen", sagte Vorstandschef Christan Sewing bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Aktienrückkäufe seien aber "natürlich weiterhin Teil unseres Instrumentariums auch für dieses Jahr".
Die Bank hatte angekündigt, für die Jahre 2021 bis 2025 über Aktienrückkäufe und Dividenden 8 Milliarden Euro an Kapital an die Aktionäre zurückzuzahlen. "Dieser Betrag ist und bleibt für uns gesetzt - trotz der Unsicherheiten aufgrund der geopolitischen Situation und der wirtschaftlichen Lage", sagte Sewing. Die zu erwartende Steigerung der operativen Profitabilität sowie die robuste Kapitalquote unterstützten dieses Ziel.
Mit Blick auf Aktienrückkäufe zeigte sich Sewing zuversichtlich, dass die Unsicherheiten im Jahresverlauf abnehmen "und wir unsere Aktionäre auf diese Weise für ihre Treue belohnen können".
Die vorgeschlagene Dividende für 2022 von 30 Cent je Aktie - nach 20 Cent im Vorjahr - bezeichnete Sewing als "Zwischenschritt".
Warburg Research belässt Deutsche Bank auf 'Buy'
Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung für Deutsche Bank nach Zahlen zum vierten Quartal auf "Buy" mit einem Kursziel von 16,80 Euro belassen. Analyst Andreas Pläsier nannte das Zahlenwerk in einer ersten Einschätzung am Donnerstag solide. Das gelte auch für die Kapitalaustattung mit einer Kernkapitalquote von 13,4 Prozent, das sei mehr, als er erwartet hatte. Die gestärkte Profitabilität der Bank erlaube nun eine höhere Dividende. Auch der Ausblick sei vielversprechend.
Deutsche Bank-Aktien fallen nach Zahlen - Banken allgemein schwach
Durchwachsene Geschäftszahlen und die Aussicht auf weniger stark steigende Zinsen haben am Donnerstag die monatelange Erholungsrally der Deutsche-Bank-Aktien ausgebremst. Die Papiere des Finanzinstituts waren im frühen Handel um rund 5,3 Prozent abgesackt, bevor sie sich etwas erholten. Zuletzt stand noch ein Minus von 6,48 Prozent auf 11,456 Euro zu Buche. Damit waren die Anteilsscheine der schwächste Wert im DAX..Die Deutsche Bank hatte zwar inmitten aller Krisen 2022 ihren höchsten Gewinn seit 15 Jahren erzielt und ihr Renditeziel übertroffen. Dieses erreichte das Finanzinstitut jedoch nur dank eines unerwartet hohen Steuereffekts. Zudem stieg der Vorsteuergewinn nicht so stark wie von Analysten erwartet.
Entsprechend ernüchtert fiel das Fazit von Experten aus. Analystin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC etwa sprach von durchwachsenen Resultaten. Dies habe den Anlegern die Orientierung erschwert. Schwäche habe das Investmentbanking gezeigt, positiv seien dagegen die Nettozinserträge und die Kostenkontrolle des Geldinstituts.
Analyst Kian Abouhossein von der Bank JPMorgan sieht die Gefahr, dass die Markterwartungen nun etwas sinken werden. Außerdem fehlten die am Markt erhofften Aussagen zu möglichen Aktienrückkäufen.
Auch andere Branchenunternehmen enttäuschten die Anleger mit ihren Geschäftszahlen. Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS etwa peilt zwar 2023 nach einem hohen Mittelabfluss im vergangenen Jahr wieder ein Wachstum bei den Neukundengeldern an. Der bereinigte Vorsteuergewinn und die Entwicklung der Nettomittelflüsse des Vermögensverwalters aber seien schwächer als erwartet, schrieb RBC-Analyst Mandeep Jagpal. Die Anteilsscheine der DWS sackten als klares Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDAX um gut fünf Prozent ab.
In Amsterdam büßten die Aktien von ING ebenfalls mehr als fünf Prozent ein. Die niederländische Großbank hatte im vergangenen Jahr trotz der höheren Zinsen und der deswegen gestiegenen Marge im Einlage- und Kreditgeschäft weniger verdient. Grund dafür war die deutlich erhöhte Vorsorge für mögliche Kreditausfälle. Zudem dürfte die Untergrenze des avisierten Ergebniswachstums den Anlegern zu konservativ sein, schrieb Analyst Andreas Scheriau von der US-Investmentbank Goldman Sachs.
Vor diesem Hintergrund bewegte sich der europäische Bankensektor kaum vom Fleck und hinkte so dem festen Gesamtmarkt hinterher.
In London etwas verloren die Anteilsscheine von Standard Chartered 1,6 Prozent, nachdem sich Goldman Sachs skeptisch zu den Papieren geäußert hatte. Die Markterwartungen spiegelten bereits zunehmend die Vorteile für Standard Chartered mit Blick auf die höheren Zinsen wider, und es bestehe nun das Risiko einer geringfügigen Abwärtskorrektur der Nettozinsertragsprognose ab 2024, schrieb Analyst Martin Leitgeb. Hierzulande gaben die Papiere der Commerzbank um rund ein Prozent nach.
Als zusätzliche Belastung für die Branche erwiesen sich Aussagen des Chefs der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, vom Vorabend. Diese hätten laut der Commerzbank weniger "falkenhaft" gewirkt. Gemeint ist mit diesem Ausdruck eine etwas weniger harte geldpolitische Gangart. Für Banken ist das keine gute Nachricht, denn weniger stark steigende Zinsen würden die Ertragskraft der Finanzinstitute nicht so stark erhöhen wie erhofft.
Die Experten der ING Bank erwarten nach der am Mittwochabend bekannt gegeben Zinsanhebung der Fed um 0,25 Prozentpunkte jetzt nur noch eine weitere Erhöhung im selben Ausmaß im März. Rezessionskräfte würden anschließend sogar den Weg ebnen für Zinssenkungen später im Jahr, so ihre Vermutung.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX) / HAMBURG (dpa-AFX Broker)
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