United Internet- und 1&1-Aktien brechen ein: Gewinnrückgang - Jahresprognose gesenkt
United Internet hat im ersten Halbjahr 2024 ein Kundenwachstum verzeichnet und den Umatz gesteigert, operativ jedoch weniger verdient.
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Probleme mit seinem Netz machen dem Telekommunikationsanbieter 1&1 und seiner Mutter United Internet weiter zu schaffen. Wegen eines tagelangen Netzausfalls Ende Mai rechnen die Vorstände nun mit weniger Wachstum und einer schwächeren Entwicklung des operativen Gewinns. Zugleich steigen die Kosten für den Ausbau des 1&1-Netzes.
Wie 1&1 am späten Freitagabend in Montabaur mitteilte, dürfte der für Telko-Unternehmen interessantere Service-Umsatz im laufenden Jahr um rund drei Prozent auf gut 3,3 Milliarden Euro zulegen. Bislang hatte sich der Konkurrent der Deutsche Telekom, Vodafone Group und Telefonica (O2) noch etwas optimistischer gezeigt. 2023 hatte 1&1 rund 3,2 Milliarden Euro erlöst.
Entsprechend dürfte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2023 erzielten 653,8 Millionen Euro auf 700 Millionen steigen. Bislang hatte sich das Unternehmen rund 20 Millionen mehr erhofft. Zugleich rechnet 1&1 mit einem deutlich höheren Investitionsvolumen, weil bestimmte Netzkomponenten bevorratet werden sollen. Das sogenannte Cash-Capex soll entsprechend auf 460 Millionen Euro steigen, bislang waren 80 Millionen weniger eingeplant. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht die neue Summe einem Plus von rund 56 Prozent.
Vor wenigen Tagen hatte Bernstein-Analyst Ulrich Rathe keinen Anlass gesehen, seine eigenen Erwartungen und das Kursziel infolge des Netzausfalls anzufassen. Allerdings beschäftigt den Branchenkenner, welchen Einfluss der Vorfall auf die operative Entwicklung haben werde. Am Montag ergänzte er dann, dass nun die Frage im Raum steht, inwieweit der Netzausfall für die gesenkten Jahresziele verantwortlich ist - oder ob sie möglicherweise neue Probleme widerspiegeln.
Mit dem Netzausfall hatte 1&1 den Unmut der Kunden auf sich gezogen. "In Folge des Netzausfalls kam es zu erhöhten Kündigungsaussprachen, die vor allem im Juni und Juli wirksam wurden", erläuterte das Unternehmen am Freitagabend. Auf Jahressicht dürften dann auch das Kundenwachstum niedriger ausfallen als erhofft.
Bereits im ersten Halbjahr geriet das Wachstum ins Wanken. Beim Service-Umsatz legte 1&1 um 3,8 Prozent auf rund 1,64 Milliarden Euro zu. Dabei hatte das Unternehmen noch zu Beginn des Jahres ein Wachstum von 4,2 Prozent vorgewiesen. Zugleich war der Erlös mit Hardware, an dem Telko-Unternehmen kaum etwas verdienen, weiter rückläufig. Wegen nachträglicher Rechnungen für Zusatzleistungen beim Netzaufbau in den vergangenen beiden Jahren sackte der operative Gewinn (Ebitda) um 7,2 Prozent auf knapp 327 Millionen Euro ab.
Auf Konzernebene kletterte der Umsatz im ersten Halbjahr um 2,8 Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieben 662,3 Millionen bei United Internet hängen und damit etwas weniger als noch ein Jahr zuvor. Grund sind fast dreimal so hohe Kosten für den Ausbau des 1&1 Mobilfunknetzes.
Bernstein-Analyst Ulrich Rathe zeigte sich in seiner Reaktion am Montag zutiefst enttäuscht von der Entwicklung des operativen Gewinns - dieser sei im zweiten Quartal deutlich hinter den Erwartungen geblieben. Zudem kreidet er die überraschend hohen Kosten an.
Auf Jahressicht wird auch der Mutterkonzern United Internet vorsichtiger. Der Umsatz werde nun voraussichtlich bei 6,4 Milliarden Euro liegen anstatt wie zuvor angepeilt 100 Millionen Euro höher. Zwar wäre das immer noch eine Steigerung zu den gut 6,2 Milliarden im Vorjahr. Analysten rechneten bisher aber damit, dass United Internet das alte Ziel schafft.
Das operative Ergebnis (Ebitda) dürfte auf 1,38 Milliarden Euro steigen anstelle der bislang erhofften 1,42 Milliarden. Im Vorjahr hatte United Internet 1,3 Millionen ausgewiesen.
Warburg hält an Kauf-Rating für beide Aktien fest
Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung für United Internet nach vorläufigen Zahlen zum ersten Halbjahr auf "Buy" mit einem Kursziel von 40 Euro belassen. Verhaltenere Aussagen des Internetdienstleisters zum Gesamtjahr seien keine schwere Belastung, schrieb Analyst Simon Stippig in einer ersten Reaktion am Montag. Er hält nun vor allem die Details zur Präsentation der endgültigen Zahlen am Donnerstag für spannend.
Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung für 1&1 nach heruntergeschraubten Zielen für das Gesamtjahr auf "Buy" mit einem Kursziel von 25 Euro belassen. Der Netzausfall im Mai habe keine längerfristigen Konsequenzen, schrieb Analyst Simon Stippig in einer am Montag vorliegenden Studie. Die Schätzungen für den Telekommunikationsanbieter werde er an die neuen Annahmen des Unternehmens anpassen.
So tief fallen die Aktien
Gesenkte Jahresziele haben am Montag die Aktien von United Internet und Tochter 1&1 schwer belastet. Ein tagelanger Netzausfall bei 1&1 im Mai führt bei beiden Unternehmen 2024 zu weniger Wachstum und einem geringeren operativen Gewinn als bisher erwartet. Während Anleger verschreckt reagierten und sich von Aktien trennten, wertete so mancher Analyst die Warnungen der beiden als "weniger schlimm, als es auf den ersten Blick erscheint".
Im allgemein schwachen Marktumfeld sackten 1&1 im SDAX zeitweise um 15,4 Prozent auf 12,42 Euro ab. United Internet - das Unternehmen ist mit 78 Prozent an 1&1 beteiligt - verloren als Schlusslicht im MDAX knapp 18 Prozent auf 16,14 Euro. Beide Anteilsscheine sind damit zurück auf dem tiefsten Niveau seit ziemlich genau einem Jahr.
Die Gewinnwarnung von 1&1 vom Freitagabend und die Zahlen zum zweiten Quartal sehen laut Berenberg-Analyst Usman Ghazi "schlimmer aus als sie sind". Die gesenkte Prognose für das operative Jahresergebnis relativiere sich aufgrund von zeitlichen Effekten. Er verwies vor allem auf Investitionsausgaben im laufenden Jahr zum Aufbau eines 1&1-eigenen Bestands an Netzkomponenten, die bisher von Ausbaupartnern bevorratet worden seien. Diese 2024 anfallenden Ausgaben dürften 2025 und 2026 wiederum zu einer Entlastung der Investitionsschätzungen führen, erklärte er.
Ghazi nennt außerdem gleich zwei gute Gründe, warum der SDAX-Konzern Netzkomponenten auf Vorrat haben wolle. Erstens könnten die Vorräte genutzt werden, um künftige Netzausfälle effektiver und schneller zu bewältigen. Zweitens könne 1&1 so mehr Vorteile aus Zeit verkürzenden Genehmigungsvorschriften in Deutschland ziehen.
Von "vorübergehenden operativen Herausforderungen" und "Einmaleffekten", die die Ergebnisse von 1&1 belastet hätten, schrieb auch Goldman-Analyst Andrew Lee. Bernstein-Analyst Ulrich Rathe, der zwar insgesamt gesehen kritisch eingestellt ist zur Aktie von 1&1, nannte überdies die Zahlen zur Neukundenentwicklung und den Service-Umsätzen im zweiten Quartal "angesichts der Umstände (Netzwerkausfall im Mai) solide".
Mit Blick auf den Mutterkonzern United Internet und der wegen höherer Kosten bei 1&1 gekappten Ebitda-Jahresprognose resümierte Analystin Nizla Naizer von der Deutschen Bank: "Der Ausbau des 1&1-Netzwerks fordert seinen Tribut." Deshalb habe United Internet sein operatives Ergebnisziel um etwa drei Prozent nach unten korrigiert. Die daraus folgende Überarbeitung der durchschnittlichen Analystenschätzung werde also nicht allzu groß sein.
Allerdings dürfte ihr zufolge nun aber erst einmal "mehr Klarheit" das Gebot der Stunde sein, um wieder Vertrauen herzustellen. Für sie stehen daher die Details zu den Quartalszahlen der beiden Unternehmen und die Telefonkonferenzen am 8. August im Fokus.
Berenberg-Experte Ghazi erwartet beruhigende Worte des Managements am kommenden Donnerstag. Die fundamentalen Bewertungsauswirkungen der gesenkten Ziele auf die Aktien von 1&1 und United Internet lägen im Grunde nur "im niedrigen einstelligen Bereich", was nicht zu dem aktuell herben Kursverlust der Aktien an diesem Tag passe.
FRANKFURT / HAMBURG (dpa-AFX)
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13.11.2024 | United Internet Buy | Deutsche Bank AG | |
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12.11.2024 | United Internet Buy | Warburg Research | |
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