Deutsche Bank erzielt im ersten Quartal überraschend Gewinn - Deutsche Bank-Aktie schießt zweistellig hoch
Die Deutsche Bank ist viel besser als von Experten erwartet ins Jahr gestartet.
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Die Deutsche Bank ist trotz hoher Rückstellungen für wackelnde Kredite besser ins Jahr gestartet als gedacht. Der DAX-Konzern legte zwar eine halbe Milliarde Euro für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise zurück, blieb aber auch nach Steuern knapp in den schwarzen Zahlen, wie er am späten Sonntagabend in Frankfurt mitteilte. Von der Bank selbst befragte Analysten hatten nach Steuern durchweg mit einem Verlust gerechnet. Zu der positiven Überraschung trugen überraschend gestiegene Erträge bei.
In den Monaten Januar bis März erzielte die Deutsche Bank nach vorläufigen Zahlen ein Ergebnis vor Steuern von 206 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern lag bei 66 Millionen Euro nach 201 Millionen ein Jahr zuvor. Davon gehen noch Gewinn- und Verlustanteile ab, die auf nicht beherrschende Gesellschafter von Tochterfirmen und das zusätzliche Kernkapital in Form bestimmter Pflichtwandelanleihen oder sogenannte CoCo-Bonds (AT-1) entfallen.
Überraschen konnte die Bank vor allem mit hohen Erträgen, die mit 6,4 Milliarden Euro sogar etwas höher ausfielen als vor einem Jahr. Die Bank machte jedoch keine Angaben dazu, wie die Entwicklung zustande kam. Details zu den ersten Zahlen will das Institut an diesem Mittwoch (29. April) nennen. Mögliche Treiber für die positive Ertragsentwicklung könnten eine hohe Nachfrage von Unternehmen nach Krediten oder anderen Finanzierungsformen infolge der Corona-Krise gewesen sein. Analyst Abouhossein vermutet, dass auch ein starker Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen dazu beigetragen haben könnte.
Negative Folgen hat die Corona-Pandemie bei der Deutschen Bank bereits mit Blick auf zu erwartende Kreditausfälle. Die Bank legte deshalb in den ersten drei Monaten rund eine halbe Milliarde Euro für möglicherweise faule Kredite zurück. Vor einem Jahr hatte der Wert noch 140 Millionen Euro betragen. Analysten hatten diesmal im Schnitt mit 366 Millionen gerechnet. Allerdings lagen die Schätzungen weit auseinander. Dies gilt auch für das Gesamtjahr. Zuletzt gingen Experten davon aus, dass die Bank im Gesamtjahr 2020 zwischen 768 Millionen und knapp vier Milliarden für wackelnde Kredite zurücklegen muss.
Auch bei den Zielen für den Kapitalpuffer und die Verschuldungsquote sorgen die Folgen der Corona-Krise bei der Deutschen Bank für Schwierigkeiten - diese sollen aber nur vorübergehend sein. "Angesichts der Chancen für zusätzliches Geschäft, erhöhter Nachfrage von Kunden und des derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds überprüft die Deutsche Bank ihre Ziele für die harte Kernkapitalquote und die Verschuldungsquote in diesem Jahr", hieß es in der Mitteilung. Der Vorstand habe daher beschlossen, dass die Kapitalquote vorübergehend den Zielwert unterschreiten darf, um Kunden und die Wirtschaft insgesamt in der aktuellen Krisensituation zu unterstützen."
Die Bank betonte, dass die Kapitalausstattung nach wie vor gut sei und deutlich über den Anforderungen der Regulierer liegt. Dies soll auch so bleiben. "Da die genannten Kapitaleffekte als vorübergehend angesehen werden, arbeitet die Bank für das Jahr 2022 weiterhin auf das Ziel einer harten Kernkapitalquote von 12,5 Prozent und einer Leverage Ratio (Verschuldungsquote) von 5 Prozent hin." Ende März lag die Quote den Angaben zufolge mit 12,8 Prozent noch über dem bankeigenen Ziel und klar über den Vorgaben der Aufsichtsbehörden.
Der Vorstand bekräftigte zudem die übrigen Finanzziele, die er der Bank für 2020 und die kommenden Jahre gesetzt hatte. "Dazu gehört, die bereinigten Kosten ohne Umbaubelastungen und die erstattungsfähigen Kosten im Zusammenhang mit dem Hedgefondsgeschäft, das an BNP Paribas übertragen wird, 2020 auf 19,5 Milliarden Euro zu senken", hieß es weiter.
In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 lagen die zinsunabhängigen Aufwendungen mit 5,6 Milliarden Euro bereits rund 300 Millionen Euro niedriger als ein Jahr zuvor. Darin sei der Beitrag zum Einheitlichen Abwicklungsfonds der Aufseher von rund 500 Millionen Euro enthalten.
Deutsche Bank-Aktie nach Zahlen beflügelt
Überraschend starke Eckzahlen der Deutschen Bank zum ersten Quartal haben am Montag den Papieren des angeschlagenen Finanzinstituts kräftig Auftrieb gegeben. Der gesamte europäische Bankensektor wurde von der Erleichterung mit nach oben gezogen. Analysten lobten unisono insbesondere die Erträge des deutschen Branchenprimus. Zugleich aber blieben sie vorsichtig und stimmten nicht in die Euphorie der Anleger ein. Angesichts der Corona-Krise waren die Zahlen mit Spannung und Sorge erwartet worden.
Deutsche Bank-Aktien im DAX kosteten am Montag via XETRA zum Handelsende 6,14 Euro und damit 12,68 Prozent mehr als noch am Freitag. Allerdings sind sie damit nach wie vor weit entfernt von ihrem Kursstand bei 10,37 Euro von Mitte Februar. Vor etwa zweieinhalb Monaten hatte die Erholung der Anteilsscheine angesichts der Corona-Panik ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht und es folgte ein jäher Absturz bis auf rund 4,45 Euro.
Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan sah als Grundlage der starken Quartalsergebnisse der Deutschen Bank vor allem den unerwartet hohen Ertrag. Er blieb dennoch zurückhaltend, auch angesichts der signalisierten Zuwächse im Kerngeschäft. "Der Teufel steckt im Detail", betonte er und will die am Mittwoch anstehenden vollständigen Quartalszahlen abwarten. Erst dann lasse sich die Qualität der aktuell positiven Überraschungen beurteilen.
Ähnlich vorsichtig ist auch Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Pareto. Die Eckzahlen hätten zwar seine Erwartung angesichts besserer Erträge übertroffen, schrieb er. Doch solange die Unsicherheit rund um die Covid-19-Pandemie und die daraus folgenden Auswirkungen für die Banken hoch seien, bleibe er vorsichtig.
Dank der starken Erträge habe die Deutsche Bank die am Markt ebenfalls höher als erwartet ausgefallene Risikovorsorge kompensiert, schrieb RBC-Analystin Anke Reingen. Bedenklich stimmten die Aussagen des Managements über eine unter das frühere Ziel von 12,5 Prozent sinkende harte Kernkapitalquote. "Allerdings wird dies als vorübergehend angesehen", ergänzte sie und verwies auf entsprechende Aussagen.
So betonte die Deutsche Bank, dass die Kapitalausstattung nach wie vor gut sei und deutlich über den Anforderungen der Regulierer liegt. Dies soll auch weiter so bleiben. "Da die genannten Kapitaleffekte als vorübergehend angesehen werden, arbeitet die Bank für das Jahr 2022 weiterhin auf das Ziel einer harten Kernkapitalquote von 12,5 Prozent und einer Leverage Ratio (Verschuldungsquote) von 5 Prozent hin", hieß es.
Laut Reingen besteht die Herausforderung für die Deutsche Bank nun darin, angesichts einer niedrigen Profitabilität die harte Kernkapitalquote wieder aufzubauen.
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