Touristik ist wieder in

TUI groß in Fahrt: Kapitän auf Kurs

04.12.13 15:00 Uhr

TUI-Chef Fritz Joussen kommt mit dem Umbau des Touristikkonzerns voran. Das gefällt Großaktionär John Fredriksen. Der als Raubein bekannte Norweger erhöht seinen Anteil.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Der Norweger ist zurück. Dieses Mal aber will er weder Angst noch Schrecken verbreiten. John Fredriksen sei in friedlicher Mission unterwegs. Das versichert Tor-Olav Trøim, ein Vertrauter des Besitzers der weltweit größten Öltankerflotte.

Fredriksen, TUIs zweitgrößter Aktionär, hat soeben seinen Anteil von 15 auf über 20 Prozent erhöht. Damit hat der norwegische Millionär seinen Abstand auf den größten Anteils­eigner, den russischen Oligarchen Alexej Mordaschow, verkürzt. Dem gehört ein Fünftel von TUI.

Hartnäckig, aber erfolglos hatte der Skandinavier lange Zeit den Rücktritt von Jürgen Frenzel, dem Vorgänger von TUI-Chef Friedrich Joussen, gefordert. In der Firmenzentrale befürchtete man lange, Raubein und Reeder Fredriksen wolle TUI zerschlagen — um sich die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd aus dem Besitz der Niedersachsen unter den Nagel zu reißen.

Nach der jüngsten Aufstockung des Norwegers spekulierten Investoren hingegen darauf, dass Fredriksen einen neuen Coup ausgeheckt hat: die Übernahme der TUI durch ihre britische Tochter TUI Travel. Die Briten sind an der Börse deutlich mehr wert als der Mutterkonzern. Fredriksen dementiert allerdings: Eine solche Übernahme sei keine Option.

Es scheint, als ziehe der Norweger mit dem neuen Management an einem Strang. Man sei mit Joussen „in guten Gesprächen“. Das versicherte Fredriksens Gewährsmann Trøim. Zugleich machten die Nordeuropäer klar, dass sie nicht lockerlassen werden. Man wolle „so viel Einfluss wie möglich auf die Strategie“, begründete Trøim den Kauf der TUI-Aktien.

Um den Anteil aufstocken zu können, verkaufte der Reeder seine Anteile an TUI Travel. Der Wert dieses Investments hatte sich seit dem Einstieg 2011 mehr als verdoppelt. Bei der britischen Tochter ist mit der Reiseveranstaltersparte der Löwenanteil des Touristikgeschäfts gebündelt. Mit seinen höheren Verkaufspreisen profitiert TUI Travel im ­Vergleich zur Konkurrenz überdurchschnittlich stark vom anziehenden Reisegeschäft.

Für Anleger verbinden sich mit TUI Wachstum und Stabilität. Einerseits dürften sich mit der Konjunkturerholung in Europa die operativen Perspektiven der TUI-Tochter verbessern. Andererseits gehört die Dividendenrendite der Aktie bereits jetzt zu den höchsten in der Touristikbranche.

Den größeren Hebel für Kurs­gewinne bietet jedoch die Aktie der Mutter TUI. Fritz Joussen, Exchef von Vodafone Deutschland, kommt mit der Sanierung des noch aus Frenzel-Zeiten überaus komplex aufgestellten Firmengeflechts gut an. Joussen drückte die Schulden um knapp 40 Prozent auf 475 Millionen Euro, indem er etwa in der Zentrale die Hälfte der Stellen und Luxus —wie den Firmenjet — strich.

Große Gewinne ab 2015
Doch der Umschwung braucht Zeit. In der gerade abgelaufenen Geschäftsperiode hat die Holding nach Schätzungen von Analysten den Vorsteuergewinn des Vorjahres mit etwa 750 Millionen Euro wohl nicht übertroffen. Im kommenden Geschäftsjahr, also bis Ende September 2015, will Joussen bereits ein Ergebnis vor Steuern und Zinszahlungen von einer Milliarde Euro erzielen.

Ein wichtiger Schritt zur Entflechtung des Konzerns: die Trennung vom 22-Prozent-Anteil am Containerschiffreeder Hapag-Lloyd. Ab kommendem Juli soll der Börsengang der Beteiligung vorbereitet werden.
Auch Frenzels großem Steckenpferd, den Luxusreiseschiffen, droht der Abschied. In zwei Jahren soll diese TUI-Sparte Gewinne schreiben — oder verkauft werden. Der Börsengang von Hapag-Lloyd und dazu ein möglicher Verkauf des Luxus­linergeschäfts — beides brächte viel Bargeld auf das Firmenkonto. Verständlich, dass der Norweger neuerdings mehr Geduld hat. 

Investor-Info

TUI
Sanierung beflügelt

Am 18. Dezember wird Vorstandschef Joussen die Bilanz für das Geschäftsjahr (Ende September) unter seiner Führung vorlegen. Seine Strategie kommt auch bei Großaktionär Fredriksen gut an. Nach dem Übergangsjahr erwarten Analysten für 2014 und 2015 die Trendwende beim Nettogewinn. Fortschritte in der Sanierung von Hapag-Lloyd werden die Kursfantasie zusätzlich befeuern. Spekulativ.

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Analysen zu TUI

DatumRatingAnalyst
15.02.2023TUI Market-PerformBernstein Research
15.02.2023TUI SellUBS AG
15.02.2023TUI UnderweightBarclays Capital
15.02.2023TUI HoldDeutsche Bank AG
14.02.2023TUI UnderperformJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
19.02.2020TUI kaufenNorddeutsche Landesbank (Nord/LB)
09.10.2019TUI OutperformBernstein Research
26.09.2019TUI buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
25.09.2019TUI OutperformBernstein Research
11.08.2017TUI overweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
15.02.2023TUI Market-PerformBernstein Research
15.02.2023TUI HoldDeutsche Bank AG
14.02.2023TUI Market-PerformBernstein Research
16.12.2022TUI HoldDeutsche Bank AG
14.12.2022TUI Market-PerformBernstein Research
DatumRatingAnalyst
15.02.2023TUI SellUBS AG
15.02.2023TUI UnderweightBarclays Capital
14.02.2023TUI UnderperformJefferies & Company Inc.
05.01.2023TUI SellUBS AG
22.12.2022TUI SellUBS AG

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