Airbus-Aktie fällt: Airbus rechnet nach Korruptionsverdacht mit schwerwiegenden Folgen - Ziel wackelt
Airbus-Chef Tom Enders bereitet seine Belegschaft wegen Verdachts auf Korruption und Schmiergelder in Millionenhöhe auf schwere Zeiten vor.
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"Das dürfte (...) ein langer Weg werden, und die Möglichkeit schwerwiegender Konsequenzen, einschließlich erheblicher Strafen für das Unternehmen ist durchaus gegeben", heißt es in einem Brief von Enders, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Es sei mit "falschen Informationen und Versuchen Einzelner zu rechnen, im eigenen Interesse das Top-Management zu diskreditieren", warnte der Konzernchef. "Stellen Sie sich auf turbulente Zeiten ein." Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Sonntag, Enders selbst stehe außer Verdacht.
Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hat wegen Korruptionsverdacht Selbstanzeige erstattet, was Enders in dem Brief an die Mitarbeiter als richtige Entscheidung bezeichnete: "Dieses Vorgehen war richtig - und der einzige Weg im Einklang mit unseren Werten, Ethikstandards, Compliance-Regeln und gesetzlichen Verpflichtungen."
Der Verwaltungsrat stehe in der Angelegenheit hinter ihm und Chef-Jurist John Harrison. Enders versicherte, Airbus) werde "aus dieser Krise als besseres, stärkeres und wettbewerbsfähigeres Unternehmen hervorgehen".
Die britische Anti-Korruptionsbehörde geht seit vergangenem Jahr dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte von Airbus nach. Die Vorwürfe betreffen nach Angaben vom August 2016 Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Beratern einer "dritten Partei". Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft führt dazu eine Untersuchung.
Ermittler untersuchen zudem schon seit längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighter-Kampfjets an die Alpenrepublik.
Airbus weist dabei allerdings Vorwürfe zurück. "Weder die seit Jahren andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in München und Wien noch unsere eigenen umfangreichen Untersuchungen haben Anhaltspunkte ergeben, die auf Bestechung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Eurofighter-Flugzeugen nach Österreich hindeuten", sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Er reagierte damit auf Informationen des "Spiegels", die Münchner Staatsanwaltschaft wolle bald Anklage erheben. Die Staatsanwaltschaft selbst wollte sich dazu auf dpa-Anfrage nicht äußern. Im Februar hatte eine Vertreterin der Behörde gesagt, dass bislang "wenig Anhaltspunkte für Bestechung" gefunden worden seien.
Wackelt das Auslieferungsziel?
Zudem wartete Airbus am Wochenende mit einer weiteren Hiobsbotschaft auf: Möglicherweise wird es schwer, 2017 das das selbst gesteckte Auslieferungsziel zu erreichen. In den ersten neun Monaten brachte der Konzern 454 Flugzeuge unters Volk, 720 Maschinen sollen es im Gesamtjahr werden. Damit liegt Airbus nicht nur unter dem eigenen Plan sondern fiel auch im September deutlich hinter den größten Konkurrenten Boeing zurück, der 554 Flugzeuge bis Septemberende ausgeliefert hat.Mit einem Abschlag von 2,79 Prozent auf 78,99 Euro zählten die Airbus-Papiere zu den Schlusslichtern im MDAX. Der Index der mittelgroßen Werte verlor zugleich 0,50 Prozent.
Mehrere Händler verwiesen darauf, dass die Nachforschungen nicht neu seien, dafür allerdings die Warnung von Enders. Das sorge für Verunsicherung. "Allerdings halte ich einen Kursverlust von 6 bis 7 Prozent, wie vorbörslich gesehen, für übertrieben", sagte einer. Ein weiterer Börsianer erwartet nach Enders' Warnung, dass nun die erste einer Reihe von Korruptionsnachforschungen wohl zu einem Ende kommen dürfte, weshalb nun wieder alles hochkoche. "Der Markt erwartet unserer Ansicht nach Strafen zwischen 0,5 und 1,0 Milliarde Euro, was plausibel erscheint", schlussfolgerte er./ck/jha/
PARIS (dpa-AFX) / Redaktion finanzen.net
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