Airbus-Aktie und Air France-Aktie dennoch im Plus: Prozess wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung gegen Air France und Airbus beginnt
Gut 13 Jahre nach dem Absturz eines Flugzeugs zwischen Rio de Janeiro und Paris mit Hunderten Toten ist der Prozess gegen die Fluggesellschaft Air France und Hersteller Airbus angelaufen.
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Die Unternehmen sitzen seit Montag wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung in Paris auf der Anklagebank. Ihnen drohen in dem Verfahren Geldstrafen von bis zu 225 000 Euro. Die Konzerne hatten die Verantwortung für das Flugzeugunglück mit 228 Toten zurückgewiesen.
Die Air-France-Maschine des Flugs AF 447 war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio in die französische Hauptstadt von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus vom Typ A330 stürzte in den Atlantik. 228 Menschen starben, darunter 28 Deutsche. Lange war die Ursache unklar. Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4000 Metern Tiefe geborgen. Ein Expertengutachten befand 2012, dass die Crew nach dem Vereisen der für die Geschwindigkeitsmessung genutzten Pitot-Sonden überfordert gewesen sei. Die Situation sei eigentlich beherrschbar gewesen.
Das auf neun Wochen angesetzte Verfahren folgt auf ein jahrelanges juristisches Tauziehen. 2019 hatten Ermittlungsrichter ein Verfahren abgewiesen. Erst ein Berufungsgericht ordnete den Prozess gegen die Konzerne dann im vergangenen Jahr an. Um Entschädigungszahlungen geht es dabei nicht. Über diese kamen die meisten Hinterbliebenen vor Jahren mit Air France und Versicherern überein, über die Beträge herrscht Stillschweigen.
Gefasst steht Bernd Gans aus dem bayerischen Vaterstetten im Lichthof des neuen Gerichtsgebäudes am Pariser Stadtrand. Mehr als 13 Jahre ist es her, dass er bei dem Absturz des Unglücksflugs AF 447 zwischen Rio de Janeiro und Paris seine Tochter Ines verlor. Seit Montag müssen sich der Hersteller Airbus und die Airline Air France-KLM für ihren Tod und den von 227 weiteren Passagieren verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Konzernen in dem auf neun Wochen angesetzten Verfahren fahrlässige Tötung vor.
Die Air-France-Maschine des Todesflugs war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio in die französische Hauptstadt von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus vom Typ A330 stürzte in den Atlantik. 228 Menschen starben, darunter auch 28 Deutsche. Lange war die Ursache unklar. Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4.000 Metern Tiefe geborgen.
Nach dem jahrelangen juristischen Tauziehen, das auf das Unglück folgte, ist der Prozess für Gans ein Meilenstein. "Man ist auf der einen Seite eben schon sehr froh, dass es nach 13 Jahren des Fightens mit diesen beiden Giganten Airbus und Air France überhaupt zu einem Prozess gekommen ist." Gans ist einer von etwa 500 Nebenklägern und Vorsitzender der deutschen Hinterbliebenenvereinigung HIOP AF447.
2019 hatten Ermittlungsrichter ein Verfahren zunächst abgewiesen. Die Begründung damals: Der Unfall sei auf eine Kombination von Elementen zurückzuführen, die noch nie vorgekommen sei. Doch die Entscheidung wurde gekippt. Ein Berufungsgericht ordnete im vergangenen Jahr den Prozess gegen Airbus und Air France an.
Zum Prozessauftakt verliest das Gericht die Namen der Gestorbenen und konfrontiert Airbus-Chef Guillaume Faury und die Generaldirektorin von Air France, Anne Rigail, mit den Vorwürfen gegen ihre Unternehmen. Airbus wird vorgehalten, die Folgen eines Ausfalls der Pitot-Sonden für die Geschwindigkeitsmessung unterschätzt zu haben. Air France soll seine Piloten nicht ausreichend geschult und auf eine Extremsituation wie bei dem Unglücksflug vorbereitet haben.
Bei dem Flug am Pfingstmontag 2009 vereisten die Pitot-Sonden. In einem Expertengutachten hieß es 2012, die Crew sei danach mit der Lage überfordert gewesen. Eigentlich sei die Situation beherrschbar gewesen. "Aber was hätten sie denn machen können?", fragt Gans. Der 81-Jährige kritisiert, dass die Unternehmen die Schuld den Piloten zuwiesen. "Sie hatten überhaupt keine Anweisung, wie sie das Flugzeug wieder in eine stabile Lage hätten bringen können."
Die Daten der Flugschreiber hatten ergeben, dass die Piloten vor allem auf Warnungen über einen Strömungsabriss an den Tragflächen - im englischen Fliegerjargon "stall" genannt - falsch reagiert hatten. Dies ließ den Jet schnell an Höhe verlieren und schließlich innerhalb weniger Minuten abstürzen. Die Überzieh-Warnung schwieg zwischendurch aber anders als zu erwarten, sobald eine bestimmte Geschwindigkeit unterschritten wurde - als das Flugzeug also längst nicht mehr flog, sondern nur noch durchsackte.
Airbus und Air France drohen in dem Verfahren Geldstrafen bis zu 225 000 Euro. "Es ist so empörend! Unglaublich", ärgert sich Gans sichtlich bewegt und kämpft mit den Tränen. Er kenne zwar das französische Strafrecht nicht, aber es müsse doch anders möglich sein. "Es müsste ein ganz anderes Zeichen gesetzt werden", fordert er. "Es ist ein Schlag ins Gesicht, ist eine Beleidigung der Opfer."
Um Entschädigungszahlungen geht es in dem Verfahren aber nicht. Die meisten Hinterbliebenen kamen darüber vor Jahren mit Air France und Versicherern überein. Über die Beträge herrscht Stillschweigen, doch Betroffenen zufolge geht es nur um absolut bescheidene Summen.
Gans' Hoffnung für das Verfahren ist, dass Klarheit über die tatsächlichen Ursachen der Katastrophe geschaffen werde, bei der seine damals gerade 31-jährige Tochter ums Leben kam. Sein in Rio lebender Sohn sei damals mit seiner Partnerin sofort nach Deutschland gekommen, um Gans und seiner Frau über das Schlimmste hinwegzuhelfen. "Aber mein Gott, die Lücke ist immer", sagt Gans.
Die Papiere von Airbus gewinnen am Montag via XETRA zeitweise 0,24 Prozent auf 92,53 Euro, während Anteilsscheine von Air France-KLM an der EURONEXT zeitweise um 0,31 Prozent auf 1,314 Euro steigen.
PARIS (dpa-AFX)
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