Tiefrote Bilanz

E.ON erhöht trotz Rekordverlust Dividende - Aktie mit Verlust

15.03.17 18:47 Uhr

E.ON erhöht trotz Rekordverlust Dividende - Aktie mit Verlust | finanzen.net

Ungeachtet gewaltiger Abschreibungen und des dritten Verlustes in Folge will der Energieversorger E.ON seinen Anteilseignern mehr Dividende zahlen als am Markt erwartet.

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Die Aktionäre erhalten für das vergangene Jahr 21 Cent je Anteilsschein und damit einen Cent mehr als die Analysten im Mittel prognostiziert hatten. Im vergangenen Jahr kassierten sie noch 50 Cent.

Die Investoren an der Börse konnte die Dividende nicht besänftigen. Die E.ON-Aktie büßte am Mittwoch im XETRA-Handel 3,52 Prozent auf 6,77 Euro ein. Besonders die schwebende Kapitalerhöhung drückte auf den Kurs.

Bei der Vorlage der Schockzahlen widersprach E.ON-Vorstandschef Johannes Teyssen Spekulationen und Gedankenspielen von Analysten, dass sein Unternehmen ein Übernahmekandidat sei. "Wir haben die Ambition, unser Geschäft selbstständig zu entwickeln", sagte Teyssen.

Zuletzt hatte das Gerücht über den Kauf des Ökostrom-Erzeugers innogy durch den französischen Giganten Engie für Wirbel am Markt gesorgt. Analysten sehen die Branche außerdem vor einer Konsolidierungswelle. Der Vorstandsvorsitzende erklärte, dass es einem potenziellen Übernahmekandidaten schwer fallen dürfte, das Geschäft noch effektiver als E.ON zu betreiben.

Der höchste Verlust der Firmengeschichte

In der Bilanz für 2016 regiert bei den Essenern das tiefe Rot. Der Konzernverlust stieg auf einen Rekord von 16 Milliarden Euro, nachdem schon 2015 ein Minus von rund knapp 6,4 Milliarden verdaut werden musste. Der Nettoverlust stieg auf 8,5 Milliarden von 7 Milliarden Euro. Der scheidende Finanzvorstand Michael Sen sprach von einem Moment zum Innehalten. "Altlasten haben deutliche Spuren in der Bilanz hinterlassen", erläuterte Sen.

E.ON ist mit diesen herben Einschnitten aber nicht allein: Auch RWE und die eigene Tochter Uniper meldeten Verluste in Milliardenhöhe.

Abschreibungen auf das in Uniper abgespaltete traditionelle Kraftwerksgeschäft schlagen bei den Essenern mit 11 Milliarden Euro zu Buche. Hinzu kommen Währungsverluste auf Uniper-Geschäfte von 3,6 Milliarden und Belastungen von 2 Milliarden Euro aus dem Risikoaufschlag für den öffentlich-rechtlichen Kernenergiefonds. Das Eigenkapital des Versorgers reduzierte sich dramatisch von 19 Milliarden auf rund 1,3 Milliarden Euro.

"Die Bilanz des Übergangsjahres 2016 ist eine Zäsur", kommentierte Teyssen den höchsten Verlust der Konzerngeschäfte. Nun sei der Weg frei für das neue Geschäft um Netze, Kundenlösungen und grünen Strom.

Teyssen stellt höhere Dividende ins Schaufenster

Die Aktionäre und Anleger will Teyssen - wie die anderen großen Energiekonzerne Deutschlands auch - mit höheren Dividenden locken. Für das laufende Geschäftsjahr sollen 30 Cent je Aktie gezahlt werden. In den kommenden Jahren will das Unternehmen die Ausschüttungsquote auf 50 bis 60 Prozent anheben und damit gleichzeitig die Dividendenzahlungen erhöhen. "Unsere nach oben angepasste Dividendenpolitik für die Folgejahre zeigt, dass wir auch künftig die Interessen unserer Aktionäre fest im Blick haben", erklärte der künftige Finanzvorstand Marc Spieker.

Für das laufende Gesamtjahr steckt sich E.ON bescheidene Ziele. Operativ will der Stromerzeuger zwischen 2,8 und 3,1 Milliarden Euro verdienen und damit auf dem 2016er Niveau verbleiben. Für Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler ist das wenig ambitioniert. "Das liegt bestenfalls auf Linie mit den Erwartungen", meinte Hoymann. In E.ONs neuem Kerngeschäft mit Netzen und erneuerbaren Energien sinken im Heimatmarkt die Renditen mittelfristig deutlich. "Wenn man in so einem Zusammenhang die Ertragslage stabil hält, ist das eine außergewöhnliche Leistung", sagte Spieker.

Mit 1,2 bis 1,45 Milliarden Euro soll der Konzernüberschuss aber kräftiger zulegen. Der Energieriese muss nach der Einigung um die Lagerung des radioaktiven Mülls künftig weniger Mittel für die Aufzinsung einsetzen.

Im alten Jahr übertraf zwar das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit 4,939 Milliarden Euro die Schätzung der Analysten, blieb aber dennoch rund 1 Milliarde unter dem Vorjahr. Auch beim EBIT ging es bergab. Die Kennzahl fiel auf 3,112 Milliarden von 3,56 Milliarden in 2015. Hauptgrund war der Wegfall positiver Einmaleffekte, wie die Auflösung von Rückstellungen, der Verkauf des Ölgeschäfts und die Ergebnisse des Energiegroßhandels, der heute bei Uniper liegt.

Der Umsatz sank im Gesamtjahr um 11 Prozent auf 38 Milliarden. Der nachhaltige Konzernüberschuss erreichte nur 904 Millionen Euro, rund 170 Millionen weniger als im Vorjahr.

Schulden sollen um 7 Milliarden abgebaut werden

Teyssen hatte im vergangenen Jahr das traditionelle Geschäft mit der Stromerzeugung aus Kohle und Gas in die Abspaltung Uniper ausgelagert, um E.ON mit erneuerbaren Energien und Netzen in die Zukunft zu führen. Um die Kosten zu senken, werden 1.300 der 43.000 Stellen gestrichen und die IT und der Einkauf schlanker aufgestellt. Ab 2018 will das Unternehmen damit 400 Millionen Euro sparen.

Der E.ON-Chef will auch die Verschuldung anpacken. Mittelfristig soll sie von heute 26 auf 20 Milliarden zurückgeführt werden. Dazu soll unter anderem 2018 der verbliebene Anteil an Uniper verkauft werden, den die Mutter mit 2,4 Milliarden Euro taxiert. Die Übertragung des Anteils an der Gasröhre Nordstream 1 auf den E.ON-Pensionsfonds wird nach den Kalkulationen des CFO 1 Milliarde bringen. In den nächsten drei Jahren werden die Investitionen außerdem um 2 Milliarden gekürzt.

Am Kapitalmarkt sollen außerdem 2 Milliarden Euro aufgetrieben werden. Dazu plant der Vorstand, eine bis zu zehnprozentige Kapitalerhöhung vorzunehmen und eventuell Hybridanleihen auszugeben. Mit dem Geld soll die Einzahlung der 10 Milliarden Euro an den Atomfonds bis Mitte des Jahres abgesichert werden. "Die Lösung ist teuer und schmerzhaft, aber sie schafft Klarheit für die Zukunft und entlastet uns von ewigen Risiken", meinte Teyssen zur Kernenergie. Die Suche nach einem Endlager und die Lagerung des strahlenden Mülls wird künftig der Staat übernehmen.

Metzler-Analyst Hoymann beklagt, dass die Führungsriege schon lange über die Kapitalerhöhung rede, aber nicht vorankomme. "Es wäre gut, wenn das endlich mal durch wäre", erklärte der Experte für den Energiemarkt. Der Schwebezustand schaffe am Markt Verzerrungen, weil Investoren auf die Kapitalerhöhung warteten.

ESSEN (Dow Jones)

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