Warren Buffett im Verkaufsrausch: Reduzierung von BYD könnte auf Probleme im chinesischen E-Automarkt hinweisen
Lange Zeit ließ Börsenguru Warren Buffett seine Beteiligung am chinesischen E-Autobauer BYD unangetastet. Im Sommer war damit aber Schluss. Seitdem trennte sich der Berkshire Hathaway-Chef von einigen Anteilen des Tesla-Konkurrenten. Rechnet Buffett mit kommenden Herausforderungen auf dem E-Automarkt der Volksrepublik?
Werte in diesem Artikel
• Buffett schlägt BYD-Aktien los
• Chinas E-Automarkt vor Herausforderungen?
• BYD stockt Preise auf - Tesla senkt sie
Buffet verkauft im großen Stil BYD-Aktien
Warren Buffett genießt an der Börse Legendenstatus. Der Chef der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway gilt für zahlreiche Anleger als großes Vorbild, kann aber auch bereits auf einige Jahre Erfahrung zurückblicken. Kein Wunder also, dass Bewegungen im Depot des "Orakels von Omaha" am Markt besondere Beachtung finden - so auch der Abverkauf von Aktien des chinesischen E-Autobauers BYD in den letzten Monaten. Wie aus Unterlagen der Börse Hongkong hervorgeht, die "CNN Business" vorliegen, trennte sich Buffett seit August 2022 bereits von mehreren Aktienpaketen des Tesla-Konkurrenten.
Berkshire Hathaway kaufte im Jahr 2008 insgesamt 225 Millionen BYD-Aktien, die 20,49 Prozent aller Anteile des Unternehmens entsprachen, und hielt diese 14 Jahre lang, ehe er die Position nun erstmals reduzierte. Seitdem stieß die Buffett-Gesellschaft immer wieder Anteile des Elektrofahrzeugherstellers ab: Der Nachrichtenagentur "Reuters" zufolge hielt der Börsenkenner nach einem weiteren Verkauf am 13. Dezember 2022 zuletzt noch 14,95 Prozent aller BYD-Aktien.
Hinweis auf Probleme in Chinas E-Sektor
Einem Bericht von "Bloomberg" zufolge könnte Buffett damit erneut beweisen, dass er den richtigen Riecher für das aktuelle Marktgeschehen hat und bereits zeitnah Hinweise auf Schwierigkeiten in Chinas E-Auto-Branche ausmachte. So stellte das China Automotive Technology and Research Center im Oktober 2022 21 Prozent weniger Zulassungen von E-Autos in der Volksrepublik fest als noch im September, wie die Agentur berichtet. So fanden nur noch 321.066 Elektrofahrzeuge den Weg auf Chinas Straßen. Darüber hinaus werden aller Voraussicht nach Ende 2022 die Subventionen für E-Autos auslaufen, die in den vergangenen zehn Jahren zur Verbreitung der Stromer auf dem chinesischen Pkw-Markt sorgen konnte.
BYD-Kunden müssen tiefer in die Tasche greifen
Und auch BYD reagiert auf das baldige Ende der E-Prämie: So erhöhte der Konzern bereits die Preise für sein Produktportfolio, was neben Änderungen bei den Subventionen mit einer dynamischen Kostensituation erklärt wurde. Je nach Modell sollen die Preise um 2.000 bis 6.000 Yuan erhöht werden, wie BYD Ende November erklärte. Dies entspricht einem Aufschlag von 280 bis 860 US-Dollar. Die Änderungen betreffen aber nur Kunden, die ihre Anzahlungen für Bestellungen vor dem 1. Januar 2023 begleichen, so das Unternehmen laut Bloomberg.
Dem steht der US-amerikanische Konkurrent Tesla entgegen, der zwar seinen Firmensitz im texanischen Austin hat, seine Fahrzeuge aber auch in China produziert und verkauft. Der Agentur zufolge senkte der Konzern von Unternehmer Elon Musk seine Preise in der Volksrepublik zuletzt sogar, um sich gegen die steigende Anzahl an Mitbewerbern durchsetzen zu können.
BYD könnte wegen Bidens Politik auf die Bremse treten müssen
Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler und Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält noch einen anderen Grund für Buffetts Rückzug aus seinem BYD-Investment für möglich, wie er gegenüber dem "Aktionär" erklärt. "Buffett sieht die China-Risiken für US-dominierte Unternehmen und Investoren", so der gebürtige Karlsruher. "Auch unter Biden ist das Risiko einer Anti-China-Politik sehr stark." Mit dem geplanten Anti Inflation Act seien ausländische Fahrzeuge ohne US-amerikanischer Batterie steuerlich benachteiligt, so der Experte. Die Abschirmung von China als Handelspartner könne außerdem dazu führen, dass auch Tesla, Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz mit Problemen konfrontiert werden und den Motor abwürgen.
Vielversprechende Halbleitersparte
Ein Hinweis darauf, dass sich Buffetts Sorge um BYD auf den chinesischen E-Automarkt bezieht, und nicht unbedingt auf das übrige Produktportfolio des Mischkonzerns, zeigt auch der Einstieg in den taiwanesischen Halbleitergiganten TSMC, der im dritten Quartal 2022 erstmals im Berkshire-Portfolio auftauchte und direkt auf dem zehnten Platz der größten Positionen im Depot einstieg. BYD ist mit seiner Halbleitersparte BYD Semiconductor nämlich auch auf dem Chip-Markt vertreten und wollte den Bereich ursprünglich als eigenes Unternehmen an die Börse bringen, hat seine Pläne aufgrund zahlreicher Herausforderungen nun vorerst aber auf Eis gelegt. Möglicherweise trennte sich Buffett aus diesem Grund nicht von all seinen BYD-Aktien, sondern reduzierte seine Beteiligung aufgrund seiner Befürchtungen um den chinesischen E-Auto-Sektor nur.
Ob Buffett mit seinen BYD-Verkäufen also am Ende Recht behalten soll oder nicht, wird nur die Zukunft zeigen. Mittlerweile folgten aber bereits die Deutsche Bank sowie Franklin Resources dem Vorbild des Altmeisters und trennten sich ebenfalls von einigen Aktien des E-Autobauers.
Redaktion finanzen.net
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