Bayer-Aktie taumelt zurück: Bayer dementiert Gerüchte über Vergleich bei Glyphosat-Klagen
Bei den Aktionären von Bayer ist am Freitag die anfängliche Euphorie wegen der Aussicht auf eine mögliche Einigung in der Glyphosat-Klagelawine in den USA deutlich zurückgegangen.
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Grund: Der als Mittler zwischen den Streitparteien eingesetzte US-Staranwalt Ken Feinberg dementierte einen Bericht, demzufolge der Agrarchemie- und Pharmakonzern einen entsprechenden Vergleich vorgeschlagen hat. "Bayer hat nicht vorgeschlagen, acht Milliarden Dollar zu zahlen, um alle US-Roundup-Krebs-Klagen beizulegen", sagte Feinberg dem "Handelsblatt". Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person von solch einem Vorschlag berichtet. Ein Bayer-Sprecher wollte sich unter Verweis auf die Prozessstrategie zu keinem der Berichte äußern.
Für Unterstützung des Bayer-Aktienkurses sorgte Händlern zufolge auch eine Entscheidung der US-Umweltbehörde EPA vom Donnerstag (Ortszeit), derzufolge Produktlabel auf Unkrautvernichtern verboten sind, die behaupten, dass Glyphosat krebserregend sei. Damit stellt sich die EPA gegen eine Entscheidung des Bundesstaates Kalifornien.
Analysten wie Gunther Zechmann von Bernstein Research hatten die Aussicht auf eine Einigung in der Causa Glyphosat angesichts der schwebenden Milliardenrisiken durch drohende Schadenersatzzahlungen an die klagenden Krebspatienten positiv bewertet. Alles unter 30 Milliarden Dollar wäre positiv für den Aktienkurs, sagte Zechmann. Sollten es tatsächlich nur 8 Milliarden werden, hätte der Kurs wohl 30 Prozent Luft nach oben. Und selbst damit würden die Aktien nicht alle Verluste seit dem ersten verlorenen Glyphosat-Prozess vor einem Jahr aufholen.
Inwieweit die Hoffnung auf eine Einigung in den nächsten Monaten nun dahin ist, bleibt offen. Denn: bis zu einer wirklichen Einigung zwischen Bayer und den Klägern dürfte im Grunde alles hinter verschlossenen Türen besprochen werden mit entsprechenden Verschwiegenheitsvereinbarungen. Hinzu kommt, dass Feinberg als einer der bekanntester US-Experten in Entschädigungsfragen ein Profi ist. Er war unter anderem für Kompensationen nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zuständig sowie im VW-Abgasskandal in den USA aktiv.
Für Spekulationen über fortschreitende Vergleichsverhandlungen hatte in den vergangenen Tagen bereits die Vertagung eines für August angesetzten Glyphosat-Prozesses gesorgt. So war der Druck auf Konzernchef Werner Baumann in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, weil Bayer bereits drei Verfahren um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter mit Schadensersatzforderungen im jeweils mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich verloren hatte.
Bayer fährt bisher offiziell zwar eine harte Linie, verweist unter Berufung auf zahlreiche wissenschaftliche Studien weiter auf die Sicherheit von Glyphosat bei richtiger Anwendung und will vor Berufungsgerichte ziehen. Konzernchef Baumann hatte zuletzt jedoch auch gesagt, dass ein Vergleich durchaus in Frage käme, wenn er wirtschaftlich sinnvoll wäre. So dürften allein die Kosten für Anwälte und Imagekampagnen Hunderte Millionen Euro verschlingen.
Und auch von anderer Seite kommt Druck. So mischt der für sein aggressives Gebaren bekannte US-Milliardär und Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott bei Bayer inzwischen mit einer Beteiligung von mehr als einer Milliarde Euro mit. Noch gibt er sich zwar zahm und lobt Bayer-Schritte wie die Gründung eines Aufsichtsratsausschusses, der das Thema Glyphosat vorantreiben soll. Wie lange Singer bei fehlenden Fortschritten ruhig bleibt, ist aber fraglich.
Sollte Bayer sich in den kommenden Monaten tatsächlich auf einen Vergleich einigen, wäre die mit Abstand größte Baustelle des Konzern erst einmal bereinigt. Beim Konzernumbau gab es zuletzt schon Fortschritte: Es fanden sich Käufer für die schwächelnde US-Fußpflegemarke Dr. Scholl's und die Sonnenschutzmarke Coppertone. Zudem wurde die Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta für mehr Geld losgeschlagen als gemeinhin erwartet.
Und auch für das Geschäft mit Tiergesundheit scheint eine Lösung unmittelbar bevor zu stehen. Es könnte laut Bloomberg für mehrere Milliarden an den US-Konkurrenten Elanco gehen, an dem Bayer im Gegenzug eine Minderheitsbeteiligung erhalten könnte. Bereits in der kommenden Woche könnte der Deal angekündigt werden, hieß es unlängst.
Bayer-Aktie bröckelt ab - Hoffnung im Glyphosat-Streit schwindet
Die Begeisterung der Bayer-Anleger über einen möglichen Vergleich in den Rechtsstreitigkeiten um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat hat am Freitagnachmittag deutlich nachgelassen. Nachdem die Anteilsscheine des Pharma- und Agrarchemiekonzerns am Morgen noch um gut 11 Prozent auf rund 70 Euro in die Höhe geschnellt waren und den höchsten Stand seit Anfang März erreicht hatten, bröckelten die Gewinne im Tagesverlauf immer weiter ab.
Am Nachmittag waren die Papiere sogar kurz ins Minus gerutscht, bevor sie sich wieder etwas erholten und bis Handelsende um 2,64 Prozent stiegen auf 64,63 Euro. Damit waren sie aber immer noch der mit Abstand beste Wert im wieder schwächelnden deutschen Leitindex DAX.
Die Bayer-Aktien hatten am Morgen zunächst Händlern zufolge erst einmal von der Entscheidung der US-Umweltbehörde EPA profitiert.
Einen deutlichen Kurssprung löste dann die Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg über einen möglichen Vergleich aus. Ein Bayer-Sprecher wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren.
Allerdings dementiert mittlerweile der oberste Vermittler im Glyphosat-Streit einen bevorstehenden Vergleich zwischen Bayer und den Tausenden Klägern in den USA.
Die von Bloomberg genannten 8 Milliarden Dollar wären deutlich weniger als viele Analysten, die ohnehin mit einem Vergleich rechnen, zuletzt auf dem Zettel hatten. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank etwa ging zuletzt davon aus, dass eine Einigung im Bereich um die 15 bis 20 Milliarden Euro (16,7 bis 22,3 Mrd Dollar) positiv für den Aktienkurs wäre.
Analyst Michael Leacock von der Bank Mainfirst hatte zuletzt mit einer Summe von etwa 10 Milliarden Euro kalkuliert, zu der noch circa 1 Milliarde Euro wegen Rechtskosten hinzuzurechnen wären. Allerdings könnte in einem gewissen Maß Versicherungsschutz für diese Rechtsrisiken bestehen, so dass die zu zahlende Summe unter dem Strich geringer ausfallen könnte. Zudem seien Vergleichskosten steuerlich absetzbar.
Nach Ansicht der Bloomberg-Analystin Holly Froum würde die im Raum stehende Summe von 8 Milliarden Dollar bedeuten, dass jeder einzelne Fall Bayer ungefähr 500 000 US-Dollar kosten könnte. Ein solcher Betrag aber könnte sich aus Sicht der Kläger als zu niedrig erweisen. Diese könnten deshalb darauf drängen, dass Glyphosat-Prozesse nicht allzu lange vertagt werden.
Bereits am Donnerstag hatten die Bayer-Aktien von der Nachricht profitiert, dass die Leverkusener Insidern zufolge schon bald den nächsten großen Spartenverkauf ankündigen könnten. Der Pharmakonzern arbeite mit Elanco Animal Health an einem Deal zum Verkauf des Geschäfts mit Tiermedizin, berichtete Bloomberg ebenfalls unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Und schon am Mittwoch hatten die Anteilsscheine unter anderem sehr positiv auf die Vertagung eines für August angesetzten Glyphosat-Prozesses reagiert, die bereits als Hinweis auf fortschreitende Vergleichsverhandlungen interpretiert worden war. Hinzu kam der überraschend hohe Verkaufspreis für den Anteil am Chemiepark-Betreiber Currenta. Angesichts dieser jüngsten Nachrichten haben sich einem Börsianer zufolge Anleger, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hätten, zu Zukäufen gezwungen gesehen, um ihre Verluste zu begrenzen.
Auch charttechnisch sieht das Bild aktuell positiv aus für die Bayer-Aktien: Die Papiere hatten bereits am Mittwoch sowohl die 21-Tage- als auch die 50-Tage-Linie überwunden, die als Indikatoren für den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend gelten.
Am Freitag nun durchbrachen die Anteilsscheine auch die 200-Tage-Linie deutlicher, die den langfristigen Trend vorgibt. Sie ist aber aktuell noch abwärts gerichtet. Und trotz der jüngsten Aktienkurserholung notieren die Papiere immer noch mehr als 31 Prozent tiefer als vor der ersten Glyphosat-Prozessschlappe vor einem Jahr.
LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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