Studienergebnisse

AstraZeneca-Aktie fester: Vakzin zeigt begrenzte Wirkung gegen Südafrika-Variante - britische Regierung stellt sich hinter Impfstoff

08.02.21 20:23 Uhr

AstraZeneca-Aktie fester: Vakzin zeigt begrenzte Wirkung gegen Südafrika-Variante - britische Regierung stellt sich hinter Impfstoff | finanzen.net

Der AstraZeneca-Impfstoff zeigt neuen Studienergebnissen zufolge wohl lediglich eine recht begrenzte Wirkung gegen die in Südafrika entdeckte Coronavirus-Variante.

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Die vorläufigen Studiendaten der Universitäten Oxford und Witwatersrand, die das Unternehmen am Montag veröffentlicht will und über die bereits die "Financial Times" berichtete, sollen zeigen, dass das Vakzin bei der Variante B.1.351 wohl weiterhin wirksam gegen schwere Verläufe ist, leichte Erkrankungen aber weniger verhindert. Allerdings ist die Aussagekraft der Daten dem Bericht zufolge begrenzt, da der Großteil der 2000 Probanden der Studie jung und gesund waren.

"Wir glauben, dass unser Impfstoff gegen eine schwere Erkrankung schützen kann, da die Aktivität neutralisierender Antikörper genauso funktioniert wie bei anderen Covid-19-Vakzinen, die gegen schwerere Erkrankungen funktionieren - besonders wenn der Abstand zwischen den beiden Dosen auf acht bis zwölf Wochen optimiert ist", sagte ein Sprecher von AstraZeneca der "Financial Times".

Sarah Gilbert, die an der Universität Oxford maßgeblich an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligt war, sagte im BBC-Interview zu den vorläufigen Ergebnissen, es sei denkbar, dass sich die Zahl der Neuinfektionen langfristig nicht so massiv reduzieren werde wie erhofft - dennoch werde man aber Todesfälle vermeiden und den Druck auf Krankenhäuser erheblich verringern können.

Zudem arbeiten AstraZeneca und die Uni Oxford bereits daran, ihren Impfstoff den kursierenden Virus-Varianten weiter anzupassen. Für die in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 hatten die Hersteller zuletzt vielversprechende Daten veröffentlicht: Das Vakzin soll gegen diese Variante eine gute Schutzwirkung bieten.

Die in Südafrika aufgetauchte Variante B.1.351, die mittlerweile auch in vielen anderen Ländern vorkommt, hatte sich auch in den Tests anderer Impfstoff-Hersteller als resistenter erwiesen. Eine mögliche Anpassung der Vakzine an die auch unter dem Namen 501Y.V2 bekannte Variante läuft bei mehreren Unternehmen bereits auf Hochtouren.

Britische Regierung wirbt um Vertrauen für AstraZeneca-Impfstoff

Die britische Regierung hält Zweifel am AstraZeneca-Impfstoff trotz einer offenbar verminderten Wirkung gegen die südafrikanische Coronavirus-Variante für unangebracht. Gegen die bislang in Großbritannien vorherrschenden Varianten seien sowohl das Vakzin von BioNTech und Pfizer als auch das von AstraZeneca offenbar wirksam, schrieb Impf-Staatssekretär Nadhim Zahawi am Montag in einem Gastbeitrag im "Telegraph".

Zahawi geht davon aus, dass der AstraZeneca-Impfstoff zumindest vor schweren Verläufen auch bei einer Infektion mit der südafrikanischen Variante schützt. "Ein Impfstoff mit verminderter Wirksamkeit bei der Verhinderung von Infektionen kann trotzdem eine gute Wirksamkeit bei der Vermeidung schwerer Verläufe, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen aufweisen", betonte er.

Die Universität Oxford hatte am Sonntag eine Studie veröffentlicht, wonach der AstraZeneca-Impfstoff nur sehr vermindert vor leichten und moderaten Verläufe bei einer Infektion mit der südafrikanischen Coronavirus-Variante B.1.351 schützt. Keine Aussage trafen die Forscher über schwere Verläufe. Südafrika hatte daraufhin die geplante Verabreichung des Präparats vorläufig gestoppt.

In Teilen Großbritanniens ist inzwischen die Coronavirus-Variante B.1.1.7 vorherrschend. Gegen diese Mutation soll der Impfstoff von AstraZeneca aber ähnlich wirksam sein wie gegen die bisher vorherrschende Variante. Die Südafrika-Variante wurde in Großbritannien bislang laut Regierungsangaben in 147 Fällen nachgewiesen.

Südafrika stoppt vorläufig Impfungen mit AstraZeneca-Vakzin

Südafrika hat geplante Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff wegen Zweifeln an dessen Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Coronavirus-Variante vorläufig gestoppt. Sie reagierte damit auf eine Studie, wonach das Vakzin nur minimal vor leichten und moderaten Erkrankungen nach einer Infektion mit der in Südafrika vorherrschenden Variante B.1.351 schützt. Die noch nicht in einem Fachmagazin erschienene und von unabhängigen Experten begutachtete Untersuchung wurde am Sonntag von den Universitäten Oxford in Großbritannien und Witwatersrand in Südafrika veröffentlicht.

Südafrika, das zahlenmäßig am schwersten von Corona betroffene Land in Afrika, hatte vergangene Woche eine Million Dosen des AstraZeneca-Impstoffs erhalten und geplant, schon bald mit der Impfung von Gesundheitsmitarbeitern zu beginnen. Weil es verhältnismäßig günstig und einfach zu lagern ist, galt das Vakzin als große Hoffnung für Entwicklungs- und Schwellenländer.

Die in Südafrika kursierende Virus-Variante B.1.351 wurde Ende vergangenen Jahres entdeckt und kommt mittlerweile auch in vielen anderen Ländern vor. Daher haben viele Staaten Einreisen aus Südafrika eingeschränkt, auch Deutschland. Die Variante hatte sich auch in den Tests anderer Impfstoff-Hersteller als resistenter erwiesen. Eine mögliche Anpassung der Vakzine an die Variante läuft bei mehreren Unternehmen bereits auf Hochtouren.

In Teilen Großbritanniens ist inzwischen hingegen die ebenfalls erst vor einigen Monaten entdeckte Coronavirus-Variante B.1.1.7 vorherrschend. Gegen diese Mutation soll der Impfstoff von AstraZeneca aber ähnlich wirksam sein wie gegen die bislang weltweit vorherrschende Variante. Die Südafrika-Variante wurde in Großbritannien bislang laut Regierungsangaben in 147 Fällen nachgewiesen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der AstraZeneca-Impfstoff in die Schlagzeilen gerät. Die am Robert Koch-Institut angesiedelte Ständige Impfkommission empfiehlt das Vakzin nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren. Grund ist, dass zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren bisher keine ausreichenden Daten vorliegen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte die bedingte Marktzulassung für den Impfstoff von AstraZeneca in der EU ohne Altersbeschränkung empfohlen. Die EU-Kommission folgte dem bei der Zulassung Ende Januar.

Für heftigen Streit hatte in den vergangenen Wochen zudem die Ankündigung des Herstellers gesorgt, die EU nur mit einem Bruchteil der vereinbarten Menge an Impfdosen beliefern zu können. Nach heftigem Protest aus Brüssel erhöhte AstraZeneca seine zunächst reduzierte Liefermenge wieder, blieb aber dennoch weit hinter der ursprünglich zugesagten Menge zurück.

WHO-Experten beraten über AstraZeneca

Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben am Montag über den weiteren Umgang mit dem AstraZeneca-Impfstoff beraten. Südafrika hatte geplante Impfungen mit dem Vakzin wegen Zweifeln an dessen Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Coronavirus-Variante vorläufig gestoppt. "Das sind auf jeden Fall beunruhigende Nachrichten", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montagabend in Genf. Die Entwicklung zeige, dass Vakzine schnell produziert und zu den Menschen gebracht werden müssten.

"Wir wissen, dass Viren mutieren, und wir wissen, dass wir bereit sein müssen, Impfungen anzupassen, damit sie wirksam bleiben", sagte der WHO-Chef weiter. Tedros will sich am Dienstag mit den Experten der Strategie-Gruppe der WHO (SAGE) treffen, um Empfehlungen im Umgang mit dem Impfstoff zu besprechen, den AstraZeneca zusammen mit der Universität Oxford entwickelt hat. Er appellierte an die Staatengemeinschaft, jede neu entdeckte Virusmutation an die WHO zu melden. Nur so könne die Organisation die Entwicklung beobachten und entsprechend reagieren.

"Wir haben eine geringere Wirkung erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß", sagte Salim Abdool Karim, Leiter des Corona-Beratungskomitees der südafrikanischen Regierung. Der neue Ansatz der Regierung sei, 100 000 Menschen mit dem AstraZeneca-Vakzin zu impfen und darauf zu achten, wie viele trotzdem in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen. "Wir wollen am Ende nicht Millionen Menschen geimpft haben, wenn die Impfung nicht effektiv ist."

Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Impfung mit dem AstraZeneca-Wirkstoff nur minimal vor leichten und moderaten Erkrankungen nach einer Infektion mit der in Südafrika vorherrschenden Virusvariante B.1.351 schützt. Die noch nicht in einem Fachmagazin erschienene und von unabhängigen Experten begutachtete Untersuchung wurde von den Universitäten Oxford in Großbritannien und Witwatersrand in Südafrika veröffentlicht. Weil der AstraZeneca-Impfstoff verhältnismäßig günstig und leicht zu lagern ist, galt er als große Hoffnung für Entwicklungs- und Schwellenländer. Am Montag gab die AstraZeneca-Aktie an der Londoner Börse zunächst ab - zum Handelsende notierte sie jedoch 0,19 Prozent höher bei 72,89 GBP.

OXFORD/LONDON (dpa-AFX)

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