United Internet und Drillisch senken Jahresprognose - Aktien stürzen nach Gewinnwarnungen ein - Telefonica Deutschland-Papiere stark
Nach der Niederlage bei einem Sachverständigen im Streit mit Telefonica Deutschland müssen United Internet und 1&1 Drillisch ihre Jahresprognose zusammenstreichen.
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Die 1&1 Drillisch AG hatte eine Preisreduzierung für bestimmte Vorleistungen gefordert, die sie von Telefonica Deutschland bezieht. Weil der Sachverständige diese Ansprüche im ersten der eingeleiteten Preisanpassungsverfahren abgelehnt habe, würden die Geschäftszahlen 2017 und - zumindest vorerst - die Ergebnisse 2018 und 2019 von 1&1 Drillisch nicht durch Preissenkungen verbessert, teilte der Telekomdienstleister mit.
Außerdem sei eine Preiserhöhung aufgrund des Wegfalls eines befristeten vertraglichen Anpassungsmechanismus zumindest vorerst weiterhin gültig. Es laufen noch drei weitere Überprüfungen des Preisniveaus. Wegen der Niederlage beim Sachverständigen senkte 1&1 Drillisch die EBITDA-Prognose für das laufende Geschäftsjahr um 85 Millionen auf nunmehr rund 690 Millionen Euro.
Das schlägt sich auch auf die Drillisch-Mutter United Internet durch, die ebenfalls ihre EBITDA-Prognose für 2019 um 85 Millionen auf 1,250 Milliarden Euro reduzierte.
1&1 und United-Aktien knicken ein - Telefonica Deutschland steigt
Deutlich gekappte Gewinnziele haben am Freitag die Papiere von United Internet und der Tochter 1&1 Drillisch schwer unter Druck gesetzt. Während United Internet zwischenzeitlich um 20,43 Prozent auf 28,67 Euro einbrachen, blieben bis zum Handelsende minus 19,71 Prozent bei 28,93 Euro an der Kurstafel stehen. Daneben sackten die Aktien von 1&1 Drillisch schlussendlich um 24,03 Prozent auf 24,90 Euro ab. Beide fielen damit auf den tiefsten Stand seit Anfang September. Die Aktien von Telefonica Deutschland indes gewannen zugleich 5,19 Prozent auf 2,90 Euro.
Wegen eines für 1&1 Drillisch nachteiligen Gutachterspruchs rechnet United Internet im laufenden Jahr für sich und die Tochter nun mit einem deutlich geringeren operativen Ergebnis (Ebitda). Hintergrund ist ein Streit mit Telefonica Deutschland über rückwirkende Preissenkungen im Großhandel für den Zugang von 1&1 zu deren Netz. Daher hatte Drillisch einen externen Gutachter beauftragt, der allerdings den Preissenkungsanspruch von 1&1 Drillisch nun negativ beschied.
Dass beide Aktien so heftig unter den gekürzten Zielen litten, erstaunte Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe nicht. United Internet und 1&1 Drillisch hätten klare Gewinnwarnungen ausgesprochen, kommentierte er. Während United nun seine Jahresergebnisschätzung vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 7 Prozent eingedampft habe, betrage der Abschlag auf die bisherige Drillisch-Prognose sogar 12 Prozent, schrieb er.
Weitere gutachterliche Prüfungen, die 2020 beendet sein dürften, könnten laut Specht das Bild zwar ändern. "Investoren aber könnten argumentieren, dass es in Zukunft nun deutlich schwerer werden dürfte, Wachstum zu erzielen."
Analyst Simon Bentlage von der Privatbank Hauck & Aufhäuser betonte indes, er bleibe bei seiner positiven Anlageempfehlung für die Papiere von 1&1 Drillisch. Im Kurssturz der Aktie sieht er daher nun eine Kaufgelegenheit. "Insgesamt gibt es vier separate Fälle, die zu einer bis ins Jahr 2017 und 2018 rückwirkenden Preisanpassung führen könnten."
Das Ergebnis der ersten Runde mit Blick auf 2017 sei nun veröffentlicht worden, und habe zu keiner Anpassung geführt. Doch: "Auch unter nicht angepassten Preisen gilt 1&1 Drillisch als Profiteur seiner Ausrichtung, ebenfalls ein Mobilfunkbetreiber zu werden. Das verringert mittel- bis längerfristig die Abhängigkeit von bestehenden Mobilfunkbetreibern", argumentiert Bentlage. Zudem, so schrieb er ähnlich wie Specht, könnten die drei noch ausstehenden Prüfungen positiv für 1&1 Drillisch ausgehen.
Die DZ Bank hat den fairen Wert für die Papiere von 1&1 Drillisch nach der gekappten Prognose von 29 auf 26 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Halten" belassen. Analyst Karsten Oblinger reduzierte in einer am Freitag vorliegenden Studie nach dem negativen Gutachtenentwurf zum ersten Preisanpassungsverfahren seine Schätzungen.
Das Analysehaus Independent Research hat das Kursziel für United Internet nach einem Schiedsspruch im Streit um rückwirkende Preissenkungen für den 1&1-Zugang zum Telefonica-Deutschland-Mobilfunknetz von 40 auf 37 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Kaufen" belassen. In Reaktion auf die Gewinnwarnung des Unternehmens nach dem Schiedsspruch habe auch er seine Gewinnprognosen für die Jahre 2019 und 2020 reduziert, schrieb Analyst Markus Jost in einer am Freitag vorliegenden Studie. Der 20-prozentige Kurseinbruch der Aktie sei aber übertrieben, betonte der Experte.
FRANKFURT (Dow Jones) / FRANKFURT (dpa-AFX Broker)
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Bildquellen: A. Hesse
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