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Norwegian Air Shuttle: Billigflieger mit Ambitionen

22.02.15 16:00 Uhr

Norwegian Air Shuttle: Billigflieger mit Ambitionen | finanzen.net

Der norwegische Billigflieger will ins Geschäft mit Flügen in die USA einsteigen. Wenn das klappt, wäre es eine echte Pionierleistung - und die Airline in einer anderen Liga.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Es war eine böse Überraschung, die der Billigfliegers Norwegian Air Shuttle da für Aktionäre bereithielt: Die Abwertung der Norwegischen Krone und höhere Kosten für die langfristige Preisabsicherung des Kerosins bescherten den Skandinaviern im abgelaufenen Geschäftsjahr umgerechnet 120 Millionen Euro Verlust. Das war ein Drittel mehr, als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten.

Entsprechend heftig fielen die Reaktionen der Anleger an der Börse aus - am Donnerstag brach der Aktienkurs teilweise um mehr als 14 Prozent ein. Firmengründer Bjørn Kjos, Ex-Kampfjetpilot und Anwalt, nutzte den Sturm auf dem Börsenparkett, um Kosteneinsparungen anzukündigen: "Es besteht kein Zweifel, 2014 war für Norwegian ein schwaches Jahr. Wir müssen unsere Kosten weiter senken, um im schwierigen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben", sagte der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht.

Während die europäischen Billigairlines Ryanair und Easyjet im abgelaufenen Jahr mit starken Gewinnzuwächsen glänzten, landeten die Norweger so zum ersten Mal seit acht Jahren in den roten Zahlen.

Trendwende in Sicht

Gleichwohl ist die Airline, die innerhalb Skandinaviens auch Langstreckenflüge anbietet, inzwischen ein ebenbürtiger Konkurrent für die beiden Großen im europäischen Discountflugmarkt. Vor dem Ausrutscher war Norwegian fünf Jahre lang stark gewachsen und hatte Gewinne eingeflogen. Auch für 2015 erwarten Analysten wieder einen Gewinn von knapp 79 Millionen Euro - es wäre mehr als das Doppelte des Jahres 2013.

Folgt die operative Entwicklung den Erwartungen, dürfte an der Börse schnell wieder Beruhigung einkehren. Der Start ins neue Jahr ist schon mal gelungen: Mit 1,6 Millionen Tickets verkaufte Norwegian im Januar, einem eher schwachen Monat für die Branche, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der Lufthansa waren es mit 6,9 Millionen Tickets 1,2 Prozent weniger.

Entscheidend für die Gewinnwende jedoch wird der Verlauf eines ehrgeizigen Projekts: Seit Sommer bieten die Skandinavier auch Transatlantikflüge in die USA an. Der voraussichtlich auf absehbare Zeit sehr günstige Ölpreis - aktuell weniger als 60 Dollar pro Barrel Rohöl der Sorte Brent - gibt den Nordlichtern dabei Rückenwind.

Bisher sind alle Versuche von Billigairlines gescheitert, in diesem für traditionelle Fluggesellschaften profitablen Geschäft zu landen. Anders als auf Kurzstrecken innerhalb Amerikas oder Europas, wo die Preisbrecher im Luftfahrtgeschäft eine Revolution ausgelöst haben, ist es Discountern noch nicht gelungen, auch mit Interkontinentalflügen Gewinne zu machen.

Norwegian berechnet für einen Hin- und Rückflug von London-Gatwick nach New York 300 bis 400 Euro. Das ist um 50 Prozent billiger als ein Economy-Ticket bei traditionellen Airlines wie der Lufthansa. Die sparsamen Turbinen seiner sieben Boeing-787-9-Dreamliner sind dabei ein Schlüssel für den angepeilten Erfolg im neuen Segment. Diese Jets verbrauchen bis zu einen Fünftel weniger Kerosin als vergleichbare Flugzeuge. Auch bei Ölpreisen von über 100 Dollar könnte Airline-Chef Kjos so günstigere Atlantikflüge anbieten als die Konkurrenz.

Niedrige Hedging-Quote

Auch wegen des geringeren Kerosindursts seiner Flieger verzichtet Kjos weitgehend auf die teure Absicherung gegen Schwankungen beim Spritpreis. Die niedrigere Hedging-Quote, die Norwegian anders als die meisten Konkurrenten bei Bedarf von Quartal zu Quartal ändert, liegt aktuell bei etwa 30 Prozent - im Gegensatz zu mehr als 70 Prozent bei den meisten europäischen Airlines. Das ist ein weiterer Unterschied zur Konkurrenz - und könnte zum Gelingen der Pionierleistung der Norweger im Billigflugsegment beitragen. Die alten Wikinger, die einst in die neue Welt vordrangen, hatten ja auch so ihre Tricks.

Rücksetzer
Für 2014 meldete die Airline überraschend hohe Verluste, der Kurs stürzte ab. Angesichts niedriger Ölpreise erwarten Analysten 2015 wieder kräftige Profite. Das Transatlantikabenteuer ist gewagt. Daher sollten nur risikofreudige Investoren einsteigen. Norwegian-Chef Bjorn Kjos: Auch schwere Turbulenzen schrecken den Nachfahren der furchtlosen Wikinger nicht.

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Bildquellen: Markus Gann / Shutterstock.com, Thor Jorgen Udvang / Shutterstock.com

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