JPMorgan: Es gab nie einen schlechteren Zeitpunkt für Value-Aktien - Hat Buffetts Investmentstrategie nun ausgedient?
Starinvestor Warren Buffett hat es mit seiner Value Strategie aus Investorensicht ganz nach oben geschafft. Doch das aktuelle Marktumfeld könnte für Value Investoren wie das Orakel von Omaha nicht schlechter sein.
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Unterbewertete Aktien kaufen und langfristig halten: Mit dieser Strategie ist Starinvestor Warren Buffett zum drittreichsten Mann der Welt aufgestiegen. Mit seinem Investmentvehikel Berkshire Hathaway investiert der Milliardär in Aktien, deren innerer Wert auf eine Unterbewertung im Branchenvergleich schließen lässt. Der Anlagehorizont ist dabei langfristig, Spekulationsgewinne werden bei dieser Anlagestrategie nicht angestrebt. Doch das Umfeld für Value Investoren ist derzeit so schlecht, wie noch nie zuvor.
Value Investing: Ein veralteter Ansatz?
Dies hat der Chefstratege von JPMorgan, Dubravko Lakos-Bujas, in einer Analyse, über die MarketWatch berichtet, ermittelt. Demnach werden Value-Aktien aktuell mit dem größten Abschlag aller Zeiten gehandelt. Seit der Finanzkrise sei diese Investmentstrategie anderen Ansätzen unterlegen, was der Experte insbesondere auf die Tatsache zurückführt, dass die Aktienmärkte zwischenzeitlich mehr von makroökonomischen Ereignissen, als Fundamentaldaten beeinflusst werden. Hinzu komme die Dominanz von Techriesen wie Netflix und Amazon, die über dermaßen hohe Bewertungen verfügen, dass sie als Anlage für Value Investoren eigentlich nicht in Frage kommen.
Wachstumsaktien als Outperformer
Nach mehr als zehn Jahren in denen Wachstumsaktien ihre günstigeren Konkurrenten übertroffen haben, scheint es also, als setzte Warren Buffett mit seinem Investmentansatz inzwischen aufs falsche Pferd. Und die Kehrtwende von Berkshire Hathaway scheint diese Vermutung zu untermauern: Denn die Buffett-Holding hat sich angesichts einer massiven Diskrepanz bei der Wertentwicklung zwischen Wachstumsaktien und Value-Werten zwischenzeitlich bei Amazon eingekauft, das Paradebeispiel einer Wachstumsaktie mit hoher Bewertung. "Ich habe Amazon von Anfang an beobachtet", sagte Buffett vergangenes Jahr. Was Bezos dort geschafft habe, "komme einem Wunder nah". Für seinen Value-Ansatz kommt der Einstieg bei den Bezos-Konzern aber deutlich zu spät - auch wenn Buffett weiterhin davon ausgeht, dass Amazon durch seinen Vorstoß in neue Geschäftsbereiche im Branchen- und Marktvergleich noch Luft nach oben hat.
Es ist nicht das erste Mal, dass Buffett von seiner Investmentstrategie Abstand nimmt - auch der Erwerb von Apple-Aktien, zu einem Zeitpunkt, wo der Konzern zu den wertvollsten der Welt gehört, entspricht vom Timing nicht dem Ansatz, mit dem Berkshire Hathaway über Jahrzehnte Erfolge feiern konnte.
Ist die Zeit der Value-Aktien vorbei?
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Value Investing angesichts eines sich veränderten Marktumfeldes noch erfolgversprechend ist. Lakos-Bujas zeigt sich überzeugt, dass das Aufkommen disruptiver Technologien, die dazu geführt haben, dass viele Wachstumsaktien monopolartige Machtverhältnisse aufbauen konnten, aber auch der Aufstieg von passiven Indexinvestments und schwaches globales Wachstum Value-Aktien eine schwere Zeit bescheren könnten.
Dennoch hält der JPMorgan-Experte ein Comeback des Buffett-Ansatzes für möglich - wenn eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden. Konkret nannte er Regeln, die den Wettbewerb fördern aber auch weniger politische Unsicherheit und entweder ein anziehendes globales Wachstum oder aber eine Rezession, die zu einer Neubewertung von Wachstumsaktien führt.
Redaktion finanzen.net
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