innogy: Macquarie könnte in Tschechien Sonderklausel zum Kauf ziehen
Das Störfeuer des australischen Finanzinvestors Macquarie im Milliardendeal zur Neuordnung der deutschen Energiebranche hat nach Einschätzung von innogy Aussicht auf Erfolg.
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Die Australier haben Interesse für das Tschechiengeschäft der Essener angemeldet, vor allem auf den Anteil innogys an der gemeinsamen Gasnetzgesellschaft. innogy-Netzvorstand Hildegard Müller erklärte auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Essen, dass Macquarie eine Sonderklausel ziehen könnte, die dem Investor bei einem Eigentümerwechsel eine Art Vorkaufsrecht einräumt. Es spreche einiges dafür, so Müller, dass diese Klausel bei der Transaktion ausgelöst werden könnte. innogy hält 50,4 Prozent an der Netzgesellschaft in dem osteuropäischen Land, Macquarie 49,6 Prozent.
Für E.ON wäre das eine bittere Pille, die der Konzern bei dem Milliardencoup mit RWE schlucken müsste. E.ON soll das Netzgeschäft und den Vertrieb der innogy übernehmen, während RWE die Sparte der Erneuerbaren Energien zurückholt und das entsprechende Segment der E.ON hinzubekommt. Das Interesse am Tschechien-Geschäft hatte innogy am Freitag publik gemacht und damit für Wirbel gesorgt. E.ON und RWE erklärten, den verabredeten Deal durchziehen zu wollen.
innogy will sich nicht kampflos ergeben
RWE verfügt über keinen Beherrschungsvertrag bei der Grünstromtochter, kann also Gespräche des Vorstands mit anklopfenden Investoren nicht verbieten. Vorstandschef Chef Uwe Tigges sprach von "business as usual" und betonte vor den Aktionären, dass innogy nach wie vor ein unabhängiges Unternehmen sei. Mit Zustimmung des Aufsichtsrats könnte Tigges also die Tochter in Osteuropa verkaufen.
Beobachter vermuten hingegen, dass Tigges das Interesse nutzen will, um für die innogy-Mitarbeiter eine Beschäftigungsgarantie nach der Zerschlagung herauszuholen. "Wir halten es für dringend geboten, dass wir eine verbindliche Zusage bekommen", betonte der frühere Betriebsrat. E.ON-Chef Johannes Teyssen hatte angekündigt, nicht mit betriebsbedingten Kündigungen arbeiten zu wollen, obwohl er 5.000 Stellen nach der Übernahme streichen will. Die Arbeitnehmer des Konkurrenten hätten das gerne schriftlich festgehalten.
Neue Probleme drohen E.ON außerdem von den Kommunen. Wie das Handelsblatt berichtet, prüfen zahlreiche Kommunen ebenfalls Sonderkündigungsrechte bei Beteiligungen von innogy an Stadtwerken und bei Nutzungsverträgen für Strom- und Gasnetze, die bei einem Eignerwechsel greifen könnten. Netzvorstand Müller erklärte vor den Aktionären, dass es nur bei einigen wesentlichen Konzessionsverträgen sogenannte "Change-of-control-Klauseln" gebe. Der Betrieb von Strom- und Gasnetzen sorgt für stabile, sehr auskömmliche Renditen, da das Geschäft staatlich reguliert ist. E.ON drohen lukrative Verträge durch die Lappen zu gehen. "Partnerschaften mit Kommunen haben bei E.ON eine lange und gute Tradition. Diese wollen wir auch in Zukunft pflegen", erklärte ein E.ON-Sprecher auf Anfrage dazu.
DJG/chg/jhe
ESSEN (Dow Jones)
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Bildquellen: innogy SE
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