Alstom-Aktie in Rot: Kürzungen in deutschen Alstom-Werken - Aber Aufbau neuer Jobs geplant
Der französische Zug- und Bahntechnik-Hersteller Alstom will an mehreren Standorten in Deutschland Stellen abbauen.
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Die Pläne des französischen Zug- und Bahntechnik-Hersteller Alstom zum Personalabbau in deutschen Werken haben auch in Brandenburg Kritik ausgelöst. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) äußerte sein Bedauern über die bekannt gegebene Absicht von Alstom, auch in Hennigsdorf Stellen abzubauen. "In der Gesamtschau ist es zwar richtig, dass Alstom maßgeblich in die Digitalisierung und damit Modernisierung investiert", sagte er. Dabei dürfe die Fertigung jedoch nicht hinten runterfallen.
"Aus meiner Sicht kommt es maßgeblich auf die Kombination aus Ingenieurskunst, Fertigung und IT an", sagte der Minister. Das schaffe die nötigen Innovationen, um auch die Bahntechnik fit zu machen. Hennigsdorf sei ein traditionsreicher Standort und profitiere von dem jahrzehntelangen, exzellenten Know-how der Mitarbeiter. "Das darf nicht verspielt werden", sagte Steinbach. Er erwarte, dass Hennigsdorf ein produzierender Standort von Alstom bleibe.
Der französische Zug- und Bahntechnik-Hersteller Alstom will an mehreren Standorten in Deutschland Stellen abbauen, wie am Freitag bekannt wurde. Betroffen sind laut dem Konzern unter anderem die Werke im sächsischen Görlitz und Bautzen, Hennigsdorf bei Berlin sowie die Fabrik im niedersächsischen Salzgitter. Nach Informationen aus Branchenkreisen sollen bis zu 1200 Jobs wegfallen.
Vom Unternehmen hieß es, man müsse eine "Anpassung der Positionen in der Fertigung" vornehmen. Dafür sei eine Spanne von 900 bis 1300 Stellen im Gespräch. Über die Pläne wurde am Freitag betriebsintern diskutiert. Auch die Landesregierungen in Hannover und Dresden seien im Bild, hieß es. Verschiedene Angaben kursierten zur Umsetzung: Teils war von ersten Kürzungen bis zum kommenden Frühjahr die Rede, während Alstom von einem Gesamtzeitraum von drei Jahren sprach.
Der Hersteller wies darauf hin, dass in neuen Arbeitsbereichen wie Software und Digitalisierung sowie bei Ingenieur- und weiteren Dienstleistungen auch bis zu 700 neue Stellen geschaffen werden sollen - etwa in Braunschweig, Berlin und Mannheim. Unabhängig davon komme man jedoch nicht um Einsparungen in der klassischen Produktion herum, die neben Salzgitter, Görlitz und Bautzen auch Hennigsdorf bei Berlin, Mannheim und Siegen beträfen. Ziel sei es, wettbewerbsfähiger zu werden. Alstom starte dazu einen "kompakten Transformationsplan".
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig reagierte mit "absolutem Unverständnis". In Görlitz sollten bis zu 400 und in Bautzen bis zu 150 Arbeitsplätze gestrichen werden, sagte der SPD-Politiker nach Gesprächen mit dem Betriebsrat. "Dieses vergiftete Weihnachtsgeschenk ist völlig inakzeptabel." Beratungen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seien in Vorbereitung, hieß es in Dresden. Das Land Niedersachsen mit Salzgitter als einem der größten Alstom-Werke in Europa äußerte sich zunächst nicht.
Nach Angaben der IG Metall hat das Unternehmen in der Bundesrepublik zurzeit etwa 9400 Beschäftigte. In Hennigsdorf stünden bis zu 450 und in der Deutschland-Zentrale in Berlin bis zu 100 Jobs auf der Kippe. IG-Metall-Bezirkschefin Birgit Dietze kritisierte die Pläne als kurzsichtig. "Personalabbau ist ein einfaches und zunächst schnell wirksames Mittel", sagte sie. "Auf lange Sicht bedeutet das aber Know-how-Verlust." Man werde die Kürzungen nicht einfach hinnehmen.
Die Geschäftslage bei Alstom war in den vergangenen Jahren wiederholt schwierig. Ende Januar schlossen die Franzosen ihre Fusion mit der Zugsparte des kanadischen Bombardier B-Konzerns ab - so entstand die zweitgrößte Firma der Branche. Zuvor war ein Zusammengehen mit der Zugtechnik von Siemens am Widerstand der EU-Kommission gescheitert.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann war davon ausgegangen, dass die Verschmelzung mit dem Bombardier-Bahngeschäft große wirtschaftliche Chancen bringen könnte. In Salzgitter hatte Alstom nach eigenen Angaben zuletzt etwa 2.000 Mitarbeiter.
Auch die Corona-Krise hatte für den Konzern Folgen. In der zweiten Hälfte des vorigen Geschäftsjahres 2020/2021 (Ende März) waren der Auftragseingang und der aus eigener Kraft erzielte Umsatz - ohne Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte - bei Alstom insgesamt rückläufig. Der Nettogewinn ging auf 247 Millionen Euro zurück, nachdem ein Jahr zuvor ein Plus von 467 Millionen Euro in der Bilanz gestanden hatte.
Alstom-Titel kosten in Paris mit zeitweise 30,91 Euro 1,61 Prozent weniger als am Vortag.
SALZGITTER/GÖRLITZ (dpa-AFX)
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