Stahlgeschäft belastet

thyssenkrupp-Aktie kräftig unter Druck: thyssenkrupp erleidet zum Jahresauftakt Verlust

14.02.24 17:51 Uhr

thyssenkrupp-Aktie kräftig unter Druck:  thyssenkrupp stürzt wegen Wertberichtigung in die roten Zahlen | finanzen.net

Der Industriekonzern thyssenkrupp bekommt zum Jahresauftakt weiter die schwächere Nachfrage und die gesunkenen Preise für Stahl zu spüren.

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Im ersten Geschäftsquartal (per Ende Dezember) schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Neben dem schwierigen Umfeld waren erneute Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft wegen gestiegener Zinsen und eines damit einhergehenden höheren Kapitalkostensatzes mitverantwortlich. thyssenkrupp senkte dabei die Prognose für einige Kennziffern, hält an der erwarteten operativen Entwicklung jedoch fest.

"Das erste Quartal ist kein Treiber für den Aktienkurs. Umsatz und Auftragseingang waren rückläufig, in erster Linie preisbedingt", kommentierte Analyst Christian Obst von der Baader Bank. Dabei seien die Erwartungen verfehlt worden. Die Wertberichtigungen überschatteten ein solides operatives Ergebnis, hieß es von Moses Ola von JPMorgan. Allerdings habe der freie Mittelfluss, eine Kennziffer, die am Kapitalmarkt stark beachtet wird, die Erwartungen verfehlt.

Netto wies thyssenkrupp einen Verlust von 314 Millionen Euro aus, wie das Unternehmen mitteilte. Im Vorjahr hatte ein Gewinn von 75 Millionen zu Buche gestanden. Die Abschreibungen beliefen sich auf rund 200 Millionen Euro. Sinkende Preise und eine geringere Nachfrage im Stahlgeschäft, insbesondere von Automobilkunden, ließen das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um die Hälfte auf 84 Millionen Euro sinken, was in etwa im Rahmen der Analystenschätzungen lag.

Erste positive Effekte zeigten sich aus dem Effizienzprogramm Apex, wie es weiter hieß. Die Maßnahmen stabilisierten das Ergebnis, wie Konzernchef Miguel López erläuterte. Finanzvorstand Klaus Keysberg wollte in einer Telefonkonferenz zu den Details jedoch nicht konkret werden. Das Programm soll bis 2024/25 bis zu zwei Milliarden zum bereinigten Ebit beitragen und "gegenläufige Markteffekte" abschwächen.

Auch der Umsatz ging wegen der gesunkenen Nachfrage und des niedrigeren Preisniveaus zurück - um neun Prozent auf knapp 8,2 Milliarden Euro, was unter den Erwartungen der Marktexperten lag. Der Auftragseingang war um 13 Prozent rückläufig.

thyssenkrupp zeigte sich für das Geschäftsjahr 2023/24 sowohl beim Umsatz als auch beim Jahresergebnis pessimistischer. Der Umsatz dürfte in etwa auf Vorjahresniveau liegen, nachdem das Unternehmen bislang von einem leichten Wachstum ausgegangen war. Unter dem Strich dürfte wegen der Abschreibungen im ersten Quartal nur noch ein ausgeglichenes Ergebnis stehen. Hier war man zuletzt von einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Gewinn ausgegangen. Im Vorjahr hatte thyssenkrupp wegen Belastungen im Stahlgeschäft einen Milliardenverlust verzeichnet. Die Prognose für das bereinigte Ebit wurde hingegen aufrechterhalten.

Schlechte Zahlen drücken thyssenkrupp auf Tief seit 2022

Wegen schwacher Quartalszahlen und einem enttäuschenden Ausblick sind die Aktien von thyssenkrupp am Mittwoch erstmals seit Ende 2022 wieder unter die 5-Euro-Marke abgesackt. Mit einem Kurseinbruch, der zwischenzeitlich prozentual zweistellig ausfiel, wurden im Tagestief nur noch 4,93 Euro für die Papiere des Industriekonzerns bezahlt. Groß davon erholen konnte sich der Kurs nicht, denn zuletzt betrug das Minus noch 8,34 Prozent auf 5,06 Euro.

Der Essener Traditionskonzern berichtete von roten Zahlen zum Jahresauftakt. Mitverantwortlich dafür waren erneute Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft wegen gestiegener Zinsen und eines damit einhergehenden höheren Kapitalkostensatzes. Netto wies thyssenkrupp einen Verlust von 314 Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von 75 Millionen Euro im Vorjahr. Auch der Umsatz ging wegen der gesunkenen Nachfrage und des niedrigeren Preisniveaus zurück.

Ein Börsianer sprach von einem "ernüchternden Quartalsbericht" mit Resultaten, die den Analystenkonsens größtenteils nicht erfüllten. Als Enttäuschung wurde aber auch der Ausblick gewertet, denn das Unternehmen zeigte sich für das laufende Geschäftsjahr sowohl beim Umsatz als auch beim Jahresergebnis pessimistischer. Statt des bislang angepeilten Wachstums dürfte der Umsatz nun in etwa auf Vorjahresniveau liegen. Unter dem Strich rechnet thyssenkrupp nun mit einem lediglich ausgeglichenen Ergebnis.

Laut dem JPMorgan-Experten Moses Ola wurden beim Umsatz und dem Free Cashflow die Erwartungen nicht erfüllt. Sein Fachkollege Christian Obst bewertete auch das Ebit als leicht unter den Erwartungen und hob gesunkene Auftragseingänge hervor. "Das erste Quartal ist kein Treiber für den Aktienkurs. Umsatz und Auftragseingang waren rückläufig, in erster Linie preisbedingt", kommentierte der Analyst von der Baader Bank.

Durch den Kursrutsch an diesem Mittwoch verstärkte die thyssenkrupp-Aktie ihre jüngste Talfahrt. 2024 haben die Papiere schon bis zu 20 Prozent an Wert verloren und seit einem Zwischenhoch im November sogar fast 30 Prozent. Von Kursen vor der Finanzkrise, die bis zu 47 Euro betrugen, oder den Hochs der vergangenen zehn Jahre bei bis zu 27 Euro haben sich die Anleger längst verabschiedet. Vor allem ab Anfang 2018 ging es zwei Jahre lang massiv bergab bis auf das Rekordtief von 3,28 Euro.

Analysten erwähnten, dass mögliche positive Kurstreiber demnächst von dem seit Jahren laufenden Umbau ausgehen könnten. "Als nächsten Trigger sehen wir insbesondere Portfolio-Maßnahmen", sagte Dirk Schlamp von der DZ Bank. Er erwähnte dabei eine mögliche Abspaltung oder Verselbständigung der Stahlsparte Steel Europe und/oder der Werft thyssenkrupp Marine Systems. Die Wasserstoffsparte thyssenkrupp nucera war im vergangenen Sommer schon an die Börse gebracht worden. 2020 war in einem großen Schritt bereits die Aufzugsparte verkauft worden, um die Finanzlage zu verbessern.

TKMS hofft auf Entscheidung des Bundes bis Ende des Halbjahres

Der Chef von thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), Oliver Burkhard, hofft bis Ende des ersten Halbjahres auf Klarheit über einen möglichen Einstieg des Bundes bei der Kieler Werft. Derzeit prüfe die staatliche KfW Bankengruppe, sagte Burkhard am Dienstagabend in Hamburg. "Ende des ersten Halbjahres sind wir da durch." Dann werde hoffentlich feststehen, "ob die dann auch tatsächlich willens sind einzusteigen". Wenn er sich eine Beteiligung des Bundes wünschen könnte, wären dies 25,1 Prozent.

Das Marine-Unternehmen TKMS will eigenständig werden. Mehrere Varianten sind möglich: Der Einstieg von Fremdkapitalgebern (Private Equity), ein Börsengang oder Teilbörsengang und/oder ein Einstieg des Staates. TKMS beschäftigt in Kiel derzeit rund 3100 Menschen.

In den kommenden zehn Jahren werde sich der für ein deutsches Unternehmen zugängliche Markt, also unter Berücksichtigung etwa des Außenwirtschaftsgesetzes und der Exportkontrollen, mindestens verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen. Aus Burkhards Sicht müssen deshalb künftig mehrere deutsche Werften bei militärischen Aufträgen zusammenarbeiten. Gut zusammenpassen würden aus seiner Sicht TKMS und die Bremer Lürssen-Gruppe.

Derzeit habe TKMS noch Aufträge im Wert von rund zwölf Milliarden Euro im Orderbuch. Sie stammten noch aus der Zeit vor der von Kanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufenen Zeitenwende. Dass von dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen bislang nichts bei TKMS angekommen sei, sei nicht gut, aber in Teilen verständlich, sagte er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. "Die Auseinandersetzung, (...) die zwei Jahre mittlerweile fast andauert, (...) ist eine Auseinandersetzung der Landstreitkräfte".

Burkhard betonte aber auch: "Wenn die Zeitenwende für etwas gut war, weil es ja bis dato nicht in unserem Auftragsbuch angekommen ist, dann sicherlich, dass es zu einer Normalisierung der Verhältnisse, der Gespräche zwischen Industrie und dem Verteidigungsbereich (...) geführt hat." Das sei schon etwas wert.

Sorgen um sogenannte Heuschrecken als Finanzinvestoren mache er sich nicht, sagte Burkhard. thyssenkrupp habe stark ausgeprägte Mitbestimmungsrechte. "Das bedeutet, dass der Käufer (...) quasi vor seinem Einstieg bereits Spielregeln akzeptiert, die seitens der IG Metall und seitens von thyssenkrupp eingefordert werden." Solche Entscheidungen könnten nicht gegen die Belegschaft getroffen werden, zumindest nicht dauerhaft. "Wer etwas von thyssenkrupp kauft, der kriegt auch was von thyssenkrupp, zum Beispiel das Verständnis von Demokratie im Betrieb, zum Beispiel das Thema Mitbestimmung, aber zum Beispiel auch einen Plan."

Die thyssenkrupp-Aktie verlor via XETRA zuletzt 10,53 Prozent auf 4,94 Euro.

ESSEN/FRANKFURT/HAMBURG/KIEL (dpa-AFX)

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