Commerzbank-Verlust zum Jahresauftakt fällt höher als erwartet aus - CoBa-Aktie schwach
Die Verwerfungen der Corona-Pandemie haben die Commerzbank zum Jahresauftakt in die roten Zahlen gedrückt.
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Die Corona-Krise hat der Commerzbank den Start ins Jahr verhagelt und lässt das Gewinnziel für 2020 wackeln. Das Vorhaben, das Gesamtjahr mit einem Gewinn abzuschließen, sei angesichts weiterer Umbaukosten und dem allgemein schwierigen Umfeld "sehr ambitioniert", schreibt der Frankfurter MDAX-Konzern in seinem Zwischenbericht zum ersten Quartal. Zumindest im Geschäft mit Kunden, das die Bank selbst beeinflussen kann, hofft das Management, dass es die Erträge "weitgehend stabil halten" kann - so denn die Wirtschaft allmählich wieder hochfährt und es zu keinem zweiten Lockdown kommt.
Ende März stand trotz guter Geschäfte insbesondere mit Privat- und Unternehmerkunden unter dem Strich ein Minus von 295 Millionen Euro in den Büchern, wie das Institut am Mittwoch mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte das Geldhaus 122 Millionen Euro Überschuss ausgewiesen.
Vor allem die Furcht vor vielen Kreditausfällen drückte das Ergebnis: Die Bank vervierfachte ihre Risikovorsorge von 78 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 326 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2020 erwartet die Bank eine Risikovorsorge von 1,0 Milliarden bis 1,4 Milliarden Euro - nach 620 Millionen Euro im vergangenen Jahr.
"Dank der sehr weitreichenden Maßnahmen der Bundesregierung rechnen wir damit, dass deutsche Unternehmen, die einen Großteil unseres Geschäfts ausmachen, vergleichsweise gut durch die Krise kommen werden", prognostizierte Finanzchefin Bettina Orlopp. "Wir haben ein gesundes Kreditbuch und der Anteil gefährdeter Kredite liegt seit Jahren unter dem deutschen und europäischen Durchschnitt."
Konzernchef Martin Zielke betonte die "komfortable Kapitalsituation" der Bank. In der Hauptversammlung, die wegen der Corona-Pandemie erstmals komplett online stattfand, sagte Zielke: "Alles in allem sehen wir uns in einer guten Ausgangssituation, um weitere Auswirkungen der Pandemie abzufedern." Ende März lag die Kernkapitalquote der Commerzbank bei 13,2 Prozent.
Nach einem Gewinneinbruch um ein Viertel auf 644 Millionen Euro im vergangenen Jahr lotet das Management seit Wochen aus, wo noch gespart werden kann. Zielke und Orlopp bekräftigten, die Bank werde ihr "Kostenmanagement in diesem Jahr nochmals intensivieren".
Spekuliert wurde zuletzt in Presseberichten über eine deutliche Ausdünnung des Filialnetzes von 1000 Standorten auf 400 bis 500 Geschäftsstellen. Orlopp bekräftigte ihre Ankündigung von Mitte Februar, die Bank werde spätestens zur Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal Anfang August Details zu den Sparbemühungen nennen. In der Hauptversammlung sagte die Finanzchefin: "Unser Filialnetz bleibt eine wichtige Säule." Die Bank bleibe in der Fläche präsent.
Im September hatte der Vorstand unter anderem angekündigt, bis 2023 weitere 2300 Stellen abzubauen. Ende des ersten Quartals 2020 hatte die Bank auf Vollzeitbasis etwa 39 800 Mitarbeiter, im laufenden Jahr soll die Zahl nach letzten Angaben auf knapp 39 000 sinken. Beschlossen ist zudem bereits die Schließung jeder fünften Filiale.
"Zusätzliche Einschnitte sind dringend notwendig, um die Rentabilität zu erhöhen und auf die Krise zu reagieren", mahnte Andreas Thomae von Deka Investments. Die nach wie vor zu geringe Profitabilität müsse sich verbessern. "Dies ist nicht nur entscheidend für die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Bank, sondern auch für die Auszahlung einer kontinuierlichen Dividende." Aktionäre und Aktionärsvertreter konnten vorab Fragen zu der Online-Hauptversammlung einreichen, bei der gut 45 Prozent des Grundkapitals vertreten waren.
Um in Sachen Digitalisierung schlagkräftiger zu werden, integriert die Commerzbank ihre Online-Tochter comdirect. Die Gesamtkosten für den Erwerb der restlichen Anteile bezifferte Zielke auf rund 348 Millionen Euro. Die verbliebenen Minderheitsaktionäre kann die Commerzbank nach einem Beschluss der comdirect-Hauptversammlung per Barabfindung aus dem Unternehmen drängen ("Squeeze-out").
Abgeblasen ist dagegen der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung von 69,3 Prozent an der polnischen mBank. Im von der Corona-Krise geprägten Umfeld sei ein solches Geschäft zu attraktiven Bedingungen nicht erreichbar, hatte die Commerzbank Anfang dieser Woche mitgeteilt.
Die Aktionäre der Bank, deren größter Anteilseigner seit der Finanzkrise 2008/2009 der deutsche Staat mit derzeit 15,6 Prozent ist, brauchen Geduld: Die Mini-Dividende von 15 Cent je Anteilsschein für das Geschäftsjahr 2019 wurde gestrichen, der Aktienkurs ist seit Wochen unter Druck.
So reagiert die Aktie
Die leidgewohnten Anleger der Commerzbank haben am Mittwoch weitere schlechte Nachrichten verkraften müssen. Die sehr konjunktursensiblen Aktien des Finanzhauses litten zur Wochenmitte nicht nur unter den neu aufgeflammten Corona-Sorgen am Gesamtmarkt, sondern auch unter enttäuschenden Quartalszahlen. Für die Papiere des Finanzhauses ging es bis zum Handelsschluss im XETRA-Handel um 7,09 Prozent auf 2,99 Euro nach unten. Im Sog dessen büßten die Papiere des Wettbewerbers Deutsche Bank mehr als sechs Prozent ein. Die Verwerfungen der Corona-Pandemie drückten die Commerzbank zum Jahresauftakt tiefer in die roten Zahlen als ohnehin schon von Analysten prognostiziert. Vor allem die Furcht vor vielen Kreditausfällen belastete das Ergebnis.
Analysten sahen Licht und Schatten beim Quartalsbericht der seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank. Das erste Quartal habe zwar durch Kreditkosten negativ beeinflusste, aber dennoch widerstandsfähige Resultate offengelegt, schrieb die Expertin Martina Matouskova von Jefferies. Analystin Anke Reingen von RBC Capital lobte das ordentliche Wachstum der Nettozinserträge und der Gebühren.
Der bekannte Banken-Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan hob zwar die Ertragsstärke der Bank positiv hervor. Das schwierige Wirtschaftsumfeld werde die ohnehin niedrige Profitabilität aber zusätzlich belasten. So werde es schwerer, auf mittlerer Sicht eine höhere Rendite als die Eigenkapitalkosten zu erwirtschaften. Dabei orientiert sich die Commerzbank an dem sogenannten Return on Tangible Equity. Diese Kennziffer setzt den Überschuss in Beziehung zu dem von der Aufsicht anerkannten Eigenkapital.
Wenig Trost spendet auch der Blick in die jüngere Kurshistorie: Im Corona-Crash, der die Finanzmärkte seit dem 21. Februar im Griff hat, haben die Commerzbank-Papiere bislang mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Der MDAX hingegen hat in diesem Zeitraum lediglich 16 Prozent eingebüßt. Bank-Aktien zählen europaweit unter anderem wegen der Furcht vor massiven Kreditausfällen bisher zu den am stärksten betroffenen Titeln. Wegen des Kursverfalls in den vergangenen Wochen ist die Commerzbank an der Börse nicht mal mehr vier Milliarden Euro wert.
Aus charttechnischer Sicht näherten sich die Aktien der Commerzbank mit dem Kursrutsch zur Wochenmitte wieder der Unterstützungszone um die 3 Euro. Zudem notieren sie aktuell wieder deutlich unter der 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Die Aktien hatten sich seit Anfang Mai stark an dieser Linie orientiert. Die Commerzbank bereitet den Anlegern seit vielen Jahren Kopfschmerzen. In den vergangenen zehn Jahren ging es es um mehr als 90 Prozent nach unten - und das um viele Kapitalmaßnahmen bereinigte Rekordhoch von knapp 285 Euro aus dem Jahr 2000 ist wohl unerreichbar.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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