Sschwächer als befürchtet

SUSE-Aktie bricht ein: SUSE weitet Verlust im zweiten Quartal aus

06.07.23 17:15 Uhr

SUSE-Aktie bricht ein: SUSE weitet Verlust im zweiten Quartal aus | finanzen.net

Der kriselnde Linux-Softwarespezialist SUSE hat im zweiten Geschäftsquartal beim Ergebnis schwächer abgeschnitten als von Experten gedacht.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sackte in den drei Monaten bis Ende April um elf Prozent auf 52 Millionen Dollar (48 Mio Euro) ab, wie das im SDAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Unter dem Strich weitete SUSE den Verlust von 13,7 Millionen Dollar auf 31,6 Millionen Dollar aus. Die Ergebnisse fielen schwächer aus als von Analysten zuvor erwartet, die Aktie fiel.

Operatives Ergebnis und das Auftragsvolumen seien schwächer gewesen als gemeinhin erwartet, schrieb JPMorgan-Analyst Toby Ogg. Ebenso äußerste sich Goldman-Sachs-Fachmann Mohammed Moawalla. SUSE war im Mai 2021 vom schwedischen Finanzinvestor EQT zu 30 Euro je Schein an die Börse gebracht worden und gehört den Schweden noch zu gut drei Vierteln.

Das Unternehmen steckt derzeit in einer Krise, in diesem Jahr ging daher auch das oberste Top-Management von Bord. So verließen Chefin Melissa Di Donato und Ex-Finanzchef Andy Myers bis Ende Juni den Konzern mit operativem Hauptsitz in Nürnberg. Der neue Vorstandschef Dirk-Peter van Leeuwen sprach von einigen Herausforderungen, die angegangen werden müssten. Er habe bereits rasche Maßnahmen ergriffen, um künftiges Wachstum zu ermöglichen und die Organisation in den kommenden Quartalen wieder auf einen Erfolgspfad zu führen, sagte der Manager laut Mitteilung.

Das Unternehmen hatte bereits mit vorläufigen Zahlen im Mai wegen schwacher Geschäfte die Jahresprognose gekappt. Der Umsatz legte in den drei Monaten bis Ende April wie bereits avisiert um lediglich ein Prozent auf 162 Millionen US-Dollar zu. Das eingeworbene Vertragsvolumen ging im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum hingegen zurück. Kunden halten sich derzeit bei IT-Ausgaben angesichts der unklaren wirtschaftlichen Aussichten bedeckt.

Interims-Finanzchef Jonathan Atack sprach von Wachstum und hohen operativen Margen trotz Gegenwinds. Das Unternehmen halte ein angemessenes Niveau von Investitionen aufrecht, um das Wachstum wieder zu beschleunigen, wenn sich die eigene Leistung und die Märkte erholten.

SUSE nach Zahlen auf Rekordtief - Börsianer wollen Strategie

Der Linux-Spezialist SUSE kann die Flucht der Anleger aus seinen Papieren nicht stoppen. Am Donnerstag rutschten die Aktien nach der Vorlage endgültiger Geschäftszahlen für das vergangene Quartal auf ein Rekordtief ab. Zeitweise rauscht der Kurs via XETRA um 14,63 Prozent auf 10,68 Euro in den Keller.

Nach der Gewinnwarnung im Mai hat SUSE nunmehr seinen Jahresausblick bestätigt. Allerdings gibt es vorerst noch nicht viel Neues zur Ausrichtung, das stieß den Börsianern offenbar auf. Zudem lagen die bereinigten Gewinnkennziffern unter den Erwartungen.

Die Anleger wollten nun Klarheit über die weitere Strategie nach den jüngsten Veränderungen im Top-Management, schrieb etwa Jefferies-Analyst Charles Brennan. Die frühere Chefin verließ den Konzern und Ende Juni hatte der Finanzvorstand seinen Hut genommen - die Suche nach einem Nachfolger läuft.

Toby Ogg von der US-Investmentbank JPMorgan fand unterdessen auch viel Positives: Er hob einige zuversichtlich stimmende Aussagen des neuen Konzernchefs Dirk-Peter van Leeuwen und des Interimsfinanzvorstands zur aktuellen Lage hervor, zudem habe das Unternehmen inzwischen einen Risikomanager bestellt.

SUSE hatte im Mai sein Umsatzziel für das Jahr gekappt und auch die Prognose für die bereinigte Betriebsmarge (Ebitda-Marge) gekürzt. Das Unternehmen hatte diesen Schritt seinerzeit mit verschobenen Verträgen sowie einer Senkung der durchschnittlichen Vertragsdauer aufgrund des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds begründet. Auch der neu geordnete Vertrieb habe nicht die gewünschte Wirkung erzielt.

Laut Mohammed Moawalla von Goldman Sachs entsprechen die nun publizierten endgültigen Umsatzzahlen der Vorabveröffentlichung. Die im Mai noch nicht genannten Kennziffern zum bereinigten Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lägen jedoch noch einen Tick unter den Markterwartungen, ergänzte der Branchenkenner.

Am Markt seien die Erwartungen an den Quartalsbericht an diesem Donnerstag bereits gering gewesen, merkte JPMorgan-Experte Ogg weiter an. Allein die Tatsache, dass es nach der Gewinnwarnung im Mai keine weiteren Abstriche an den Jahreszielen gegeben habe, wertete er aber schon positiv. Von großer Bedeutung ist für den Analysten jetzt unter anderem, wie hoch das Vertrauen des Managements auch in seine Mittelfristziele ist.

Die Krise bei SUSE lässt sich gut an der Kursentwicklung ablesen. Nachdem der schwedische Finanzinvestor EQT die Firma im Mai 2021 an die Börse gebracht hatte, war der Kurs bis Januar des Folgejahres auf das bisherige Hoch bei 43,60 Euro gestiegen. Inzwischen kostet ein Papier allerdings nur noch gut elf Euro. Allein seit dem Jahreswechsel hat der Kurs fast ein Drittel eingebüßt. Damit gehört SUSE zu den größeren Verlierern im Kleinwerteindex SDAX.

/men/ngu/stk

LUXEMBURG/NÜRNBERG (dpa-AFX)

Bildquellen: monticello / Shutterstock.com

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