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Ausblick 2019 - Handelskrieg weiterhin auf der Agenda

27.12.18 07:00 Uhr

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Ausblick 2019 - Handelskrieg weiterhin auf der Agenda | finanzen.net

2019 verspricht für die Finanzmärkte spannend zu werden. Cyrus de la Rubia, Chefvolkwirt der HSH Nordbank, wirft einen Blick auf das kommende Jahr und die zahlreichen kritischen Ereignisse: "Ganz klar, das Thema Handelskonflikt könnte erneut im Zentrum stehen."

Spätphase des Konjunkturzyklus

Die Weltwirtschaft befindet sich in der Spätphase des Konjunkturzyklus. Dies ist insbesondere für die USA und für Deutschland festzustellen, die im Konjunkturzyklus bereits den Zenit überschritten haben dürften. In Deutschland sind bereits klare Bremssignale wie etwa der schwächere Ifo-Index festzustellen. In den USA läuft die Konjunktur gemessen an den ISM-Einkaufsmanagerindizes immer noch auf Hochtouren, aber die extrem niedrige Arbeitslosigkeit und einige Warnzeichen von Seiten der Finanzmärkte legen eine baldige und signifikante Abschwächung nahe. Angesichts der Lokomotivfunktion Deutschlands ist auch das Wachstum der Eurozone belastet. Jedoch dürfte die Dynamik insgesamt hier noch etwas höherausfallen als in Deutschland, wenngleich Italiens konfrontativer Kurs gegen die EU ein beträchtliches Risiko für dieses Szenario darstellt. In China setzt sich die geordnete Wachstumsverlangsamung fort. Das weltwirtschaftliche Wachstum dürfte sich von 3,7 % auf 3,5 % abschwächen. Auch 2020 wird man wahrscheinlich eine Abschwächung beobachten, zumal wir für die USA eine kurze Rezession erwarten. Der Welthandel hat bereits über die vergangenen Monate signifikant an Dynamik verloren. Hier ist mit einem Zuwachs von nur noch 2 % zu rechnen.

Schematisierter Konjunkturzyklus

Risiko Handelskrieg

Die Gefahr einer Ausweitung des Handelskrieges ist weiterhin nicht vom Tisch. Die kürzlich beim G20-Gipfel in Buenos Aires getroffene Einigung zwischen den USA und China auf einen 90-tägigen "Waffenstillstand" ist keine Garantie für ein späteres Abkommen. Nachdem etwa die Hälfte der US-Importe aus China mit einem Zollsatz belegt wurden (rund 250 Mrd. US-Dollar, 200 Mrd. US-Dollar davon mit einem Zollsatz von 10 %, der Rest mit 25 %), droht die USA mit einem Zollsatz von 25 % auf die gesamten 250 Mrd. US-Dollar an Importen. Offensichtlich geht es den USA in erster Linie darum, Technologietransfer nach China zu verhindern. Darüber hinaus mutmaßen Politiker in den USA, dass China mit Hilfe von Telecom- und IT-Ausrüstern wie ZTE und Huawei Industriespionage und politische Spionage betreibt. Diese schweren Vorwürfe unterstreichen, wie kompliziert es werden dürfte, eine Einigung im Handelsstreit zu finden. Die Gespräche werden auf der US-Ebene im Übrigen von dem Handelsbeauftragten und bekannten China-Kritiker Robert Lighthizer geführt. Sollte es im Laufe von 2019 zu einer Zollerhöhung durch die USA kommen, dürfte sich die Lage für andere Schwellenländer tendenziell verschlechtern, da chinesische Unternehmen versuchen werden, andere Märkte zu erschließen und sich dabei der Wettbewerb mit anderen Ländern intensivieren wird. Darüber hinaus würde das Wachstum Chinas durch die US-Maßnahmen zusätzlich belastet, womit einer der wichtigsten Absatzmärkte der Welt getroffen würde.

Zwischen den USA und der EU herrscht in Handelsfragen ebenfalls ein "Waffenstillstand". Hauptstreitpunkt sind die Autozölle sowie die Importbeschränkungen der EU auf Agrargüterimporte. Die USA erheben einen Zollsatz von 25 % auf leichte Nutzfahrzeuge (darunter SUVs), die zwei Drittel der US-Automobilproduktion ausmachen. Die EU-Importzölle für diese Fahrzeuge liegen bei lediglich 10 %. Auf Pkw-Importe erheben die USA nur einen Zollsatz von 2,5 % (EU: 10 %). Die Regierung Trump hat damit gedroht, den Pkw-Zollsatz auf 25 % anzuheben. Das würde Hersteller in der EU treffen, besonders deutsche und italienische Produzenten. Die USA beharren auf Zugeständnissen im Agrarbereich. Frankreich, dessen Präsident Emmanuel Macron derzeit innenpolitisch unter Druck steht, ist diesbezüglich der größte Opponent. Gleichzeitig ist aber auch festzustellen, dass die USA in der EU veritable Geschäftsinteressen haben, was sich in einem Überschuss in der Primäreinkommens- und Dienstleistungsbilanz zugunsten der USA in Höhe von etwa 110 Mrd. US-Dollar (2017) spiegelt. Es sind insbesondere die Technologieunternehmen wie Amazon, Facebook und Netflix, die zu diesem Überschuss beitragen. Wir sind daher in Bezug auf diesen Konflikt eher zuversichtlich, dass es eine Lösung geben wird. Die kürzlich beschlossene Neuauflage des zeitweise bereits totgesagten Nafta-Abkommens (USA, Kanada, Mexiko) zeigt, dass Kompromisse doch noch möglich sind.

Für Unsicherheit wird wahrscheinlich 2019 das Thema WTO-Schiedsgericht sorgen. Das dazugehörige Berufungsgericht wird Ende des Jahres handlungsunfähig werden, wenn die beiden Posten der dann scheidenden Richter nicht nachbesetzt werden und dann nur noch ein Richter statt der vorgesehenen sieben im Amt wäre. In den vergangenen Jahren waren Nachbesetzungen von den USA blockiert worden. Es ist gerade dieses Berufungsgericht, dessen letztinstanzliche Urteile in den vergangenen Jahrzehnten von allen Mitgliedsländern akzeptiert wurden. Damit leistet diese Institution einen entscheidenden Beitrag zum Handelsfrieden. Ohne die Funktionsfähigkeit dieses Gerichts droht über kurz oder lang ein umfassender Handelskrieg.

Brexit: Gefahr für die Globalisierung

Die Gefahr, dass die Globalisierung eine Rückwärtsrolle einlegt, ist auch mit dem nahenden Brexit verbunden. Derzeit ist von "außer Spesen nichts gewesen" bis "ein ungeordneter Ausstieg aus der EU" alles möglich. Die entscheidenden Protagonisten sind in den nächsten Wochen die Abgeordneten des britischen Unterhauses sowie Premierministerin Theresa May. Derzeit versucht May, den Vertrag mit Hilfe von Brüssel nachzubessern. Ein harter Brexit ist weiterhin im Bereich des Möglichen und würde vor allem Großbritannien treffen. In Deutschland wären vor allem Unternehmen aus dem Maschinenbausektor betroffen.

Politische Spannungen in angeschlagenen Schwellenländer möglich

2019 werden in zahlreichen Schwellenländern, die im abgelaufenen Jahr Währungskrisen erlebt haben, Wahlen stattfinden. Neben der Ukraine, wo sich derzeit der geopolitische Konflikt mit Russland zuzuspitzen droht, zählen dazu auch Südafrika (konjunkturell und politisch schwer angeschlagen), Indonesien (makroökonomisch noch relativ stabil, trotz deutlicher Abwertung der Rupiah) und Argentinien. In Argentinien könnte es zu einem Bruch mit dem in der Bevölkerung verhassten Internationalen Währungsfonds (IWF) kommen, falls Präsident Mauricio Macri aus dem Amt gewählt wird. Die Rezession würde sich vertiefen und die Nervosität in anderen Schwellenländern steigen.

Insgesamt kommt auf die Welt ein herausforderndes Jahr zu. Man muss aber auch feststellen, dass die Klippen, die es zu umschiffen gilt, im Vergleich zu anderen Jahren keineswegs unbeherrschbar erscheinen. Insgesamt rechnen wir daher nicht damit, dass die sich abschwächende Weltkonjunktur durch die politischen Ereignisse vollkommen aus der Bahn geworfen wird.

Dr. Cyrus de la Rubia

Bildquellen: HSH Nordbank, HSH Nordbank, HSH Nordbank