Spionierende iPhones

Edward Snowden: Apple erklärt der Privatsphäre den Krieg

08.09.21 23:52 Uhr

Edward Snowden: Apple erklärt der Privatsphäre den Krieg | finanzen.net

Der NSA-Whistleblower Edward Snowden hat die von Apple geplante Erkennung illegaler Inhalte auf iPhones scharf kritisiert: Die Geräte würden "ihre Besitzer verraten".

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• Edward Snowden warnt vor Einführung eines Überwachungssystems, bei dem iPhones gegen ihre Besitzer arbeiten
• Snowden: Kein Schutz mehr durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
• Apple wird von vielen Seiten zum Stopp aufgefordert

Gefahr von Überwachung und Zensur

Der US-amerikanische Tech-Gigant Apple plant die Einführung eines Systems zur Prüfung auf Missbrauchsmaterial in iCloud-Fotos. Der bekannte Whistleblower Edward Snowden ist laut heise.de gegen diese Ankündigung mit harschen Worten der Kritik ins Feld gezogen. Dahinter verberge sich laut Snowden die Erschaffung eines Überwachungssystems, bei dem "iPhones sich selbst durchsuchen können", und zwar über die anvisierten Missbrauchsinhalte hinaus nach von Apple vorgegebenen beliebigen Inhalten. Wie Die Zeit berichtet, soll das für dieses Jahr geplante Feature zunächst nur auf den Einsatz in den USA beschränkt und nur dann funktionsfähig sein, wenn es aktiviert ist. Zum Einsatz komme dabei eine auf Machine-Learning basierende Bildanalyse auf dem Telefon, iMessage bleibe dabei Ende-zu-Ende-verschlüsselt, sodass Apple keinen Zugriff auf die Nachrichten habe.

Snowden kritisiert, dass die mit dem für iOS 15 geplanten Feature eingeführte Prüfung nach Missbrauchsmaterial (CSAM - Child Sexual Abuse Material) und anderen illegalen Inhalten von Unternehmen nicht mehr wie bisher auf den eigenen Servern durchgeführt werde und sich damit auf vom Nutzer hochgeladene Dateien beschränke, sondern der Abgleich mit einer Hash-Datenbank erstmals lokal auf iPhones und iPad verlagert werde. Er nennt dies in seinem Newsletter einen Präzedenzfall, über den der Konzern jegliche Kontrolle verlieren werde und Zweckentfremdung ermögliche.

Snowden: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet keinen Schutz mehr

Wie der Standard berichtet, wurden in den letzten Wochen immer wieder Vermutungen laut, dass das Vorhaben von Apple auch einen anderen Hintergrund haben könnte, nämlich die von dem Unternehmen anvisierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der in der iCloud gespeicherten Daten. Wäre dies der Fall, so wäre es Apple in der Tat nicht mehr möglich, auf den eigenen Servern nach Missbrauchsinhalten zu scannen. Obwohl dieser Umstand die Theorie nach Ansicht von Der Standard tatsächlich plausibel erscheinen lässt, hat sich Apple dazu bisher nicht geäußert.

Doch nach Snowdens Auffassung spiele auch die Umsetzung einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für iCloud-Fotos in diesem Szenario keine Rolle mehr, da iPhones dann ihre Inhalte bereits lokal überprüfen könnten. Aus diesem Grund falle auch dieser längst überfällige Schutz laut Snowden nicht mehr ins Gewicht.

Viele wollen Apple Einhalt gebieten

Nicht nur Edward Snowden hat bezüglich dem von Apple angekündigten Prüfsystem Bedenken anzumelden. Viele Sicherheitsforscher, Datenschützer und Bürgerrechtler befürchten laut heise.de, dass durch die neue Funktion und der damit einhergehenden Überwachung von iPhone-Nutzern neue Formen der Zensur und staatlicher Überwachung ermöglicht würden. Der Appell an Apple lautet, das geplante System auf Basis von lokalem Scanning zu verwerfen und erneut durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung den Schutz seiner Kunden zu gewährleisten.

Matthew Green, Kryptografieforscher an der Johns-Hopkins-Universität, sieht in dem System Der Standard zufolge eine "wirklich schlechte Idee" und merkt an, dass es trotz der möglichen Erleichterung des Auffindens von dokumentiertem Kindesmissbrauch ein zu großes Potential für Zweckentfremdung mit sich bringe: So sei es sich Green zufolge nicht auszumalen, welche verheerenden Auswirkungen das System beispielsweise in den Händen von autoritären Regierungen haben könnte.

Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: IgorGolovniov / Shutterstock.com, Rena Schild / Shutterstock.com

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