Sorgen um Kapitalpolster

Deutsche Bank-Gewinn bricht ein - Aktie fällt

27.07.16 17:55 Uhr

Deutsche Bank-Gewinn bricht ein - Aktie fällt | finanzen.net

Belastet von hohen Kosten ist der Gewinn der Deutschen Bank im zweiten Quartal unerwartet stark eingebrochen. Der Sparkurs greift noch nicht.

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Deutschlands größte Bank verzeichnete ein Nettoergebnis von nur noch 18 Millionen nach 796 Millionen Euro im Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt mit 122 Millionen Euro gerechnet. Die größten Kostenblöcke waren Umbaukosten und Abfindungen von 207 Millionen Euro und Rechtsstreitigkeiten von 120 Millionen Euro sowie Wertberichtigungen von 285 Millionen Euro.

"Der anhaltende Umbau der Bank schlägt sich in unseren Ergebnissen nieder", sagte Vorstandschef John Cryan. Er zeigte sich zwar zufrieden mit den Fortschritten, sagte aber auch: "Sollte das derzeit schwache wirtschaftliche Umfeld anhalten, müssen wir bei Geschwindigkeit und Intensität unseres Umbaus noch ehrgeiziger werden."

Mit den Zahlen bleibt die Deutsche Bank deutlich hinter der Konkurrenz aus den USA zurück. Branchenführer wie JP Morgan konnte dort die Erwartungen übertreffen. Auch mit der harten Kernkapitalquote von 10,8 Prozent gehört die Deutsche Bank zu den Schlusslichtern. Die Quote werde sich aber durch den für das zweite Halbjahr erwarteten Verkauf der Hua Xia Bank-Beteiligung um rund 40 Basispunkte verbessern, kündigte die Bank an. Die Verschuldungsquote betrug zum Ende des Quartals unverändert 3,4 Prozent.

Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft stieg um 72 Prozent auf 259 Millionen Euro. Grund waren höhere Wertberichtigungen in der Schiffsfinanzierung wie auch im Metall und Bergbausektor.

Deutsche-Bank-Aktie im Minus

Am Markt wurden die Geschäftszahlen in einer ersten Reaktion relativ positiv aufgenommen: "Die Zahlen sind alle nicht so schlimm wie erwartet", sagt ein Händler. Vor allem die mit Spannung erwartete Kernkapitalquote liege mit 10,8 Prozent genau im erwarteten Rahmen. Sorgen über das Einhalten dieser Quote und deswegen eventuell notwendige Kapitalmaßnahmen hatten die Aktie nach Veröffentlichung der Commerzbank-Zahlen am Vortag stark unter Druck gebracht. Im vorbörslichen Handel legte die Deutsche Bank-Aktie am Mittwoch noch um 1,6 Prozent zu. Im XETRA-Handel rutschte die Aktie jedoch klar ins Minus - zeitweise ging es um mehr als 4 Prozent südwärts. Zum Börsenschluss notierte das Papier 3,15 Prozent leichter und war 12,45 Euro wert.

Probleme bereitete der Deutschen Bank im Quartal vor allem ein schwieriges Marktumfeld, sowie das anhaltend niedrige Zinsniveau in Europa. Hinzu seien in den drei Monaten makroökonomische Unsicherheiten infolge des EU-Referendums in Großbritannien gekommen, so die Deutsche Bank. Auch die Entscheidung der Bank, sich von Geschäft zu trennen, machte sich negativ bemerkbar. In der Summe sanken die Erträge um ein Fünftel auf 7,4 Milliarden Euro.

Analysten monieren Kernkapitalquote

Die Kapitalausstattung bleibe das wichtigste Thema, erklärte LBBW-Analyst Ingo Frommen. Er bemängelte, dass die harte Kernkapitalquote weiterhin unter den Anforderungen liege, die im Jahr 2019 voraussichtlich gelten würden.

Ähnlich argumentierte Commerzbank-Analyst Michael Dunst: Mit 10,8 Prozent liege die Quote für das harte Kernkapital leicht unter seiner Prognose von 10,9 Prozent. Zudem seien im zweiten Jahresviertel der Konzernüberschuss sowie die Vorsteuer-Ergebnisse sämtlicher Sparten mit Ausnahme der Postbank schwächer ausgefallen als von ihm erwartet.

Alle Geschäftsbereiche profitabel, aber Erträge sinken

Diese Faktoren belasteten vor allem den am stärksten marktsensitiven Geschäftsbereichen wie dem Kapitalmarktgeschäft (Global Markets), die Unternehmensfinanzierung (Corporate Finance) und die Vermögensverwaltung (Deutsche Asset Management). Die Erträge in der Transaktionsbank blieben im Vergleich zum Vorjahr im Wesentlichen stabil. Dagegen sanken die Erträge im Geschäft mit Privat-, Vermögens- und Firmenkunden (PW&CC) um 11 Prozent wegen dem niedrigen Zinsniveau und schwierige Bedingungen bei Anlageprodukten.

Die Erträge fielen auch deshalb geringer aus, weil sich die im Vorjahresquartal verzeichneten Gewinne aus der Beteiligung an der Hua Xia Bank von rund 140 Millionen Euro nicht wiederholten. In der Abwicklungseinheit NCOU (Non-Core Operations Unit) sanken die Erträge um 0,6 Milliarden Euro, hauptsächlich aufgrund der Maßnahmen zum Risikoabbau.

Im Investmentbanking, das der Bank die meisten Klagen eingebrockt hat, sanken die Erträge um 12 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Das schwierige Marktumfeld in der Unternehmensfinanzierung wurde nur zum Teil von stabilen Erträgen in der Transaktionsbank ausgeglichen. Die Erträge in PW&CC sanken ähnlich stark um 11 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank begründete dies mit den fehlenden Beteiligungserträgen aus dem Anteil an der Hua Xia Bank.

Postbank steigert Erträge deutlich

Im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden (Private & Commercial Clients, PCC) fielen die Erträge um 2 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Vor dem Hintergrund des turbulenten Marktumfelds sanken die Erträge aus dem Wertpapier- und Versicherungsgeschäft sogar um 21 Prozent. In der Vermögensverwaltung fielen die Erträge mit 706 Millionen Euro um 8 Prozent geringer aus.

Deutlich besser lief es bei der Postbank, von der sich die Deutsche Bank trennen will. Die Erträge erhöhten sich um 13 Prozent auf 903 Millionen Euro. Dabei profitierte die Bank auch von einem Gewinn aus der Veräußerung einer Beteiligung an der VISA Europe Limited zurückzuführen, der einen positiven Einfluss von 104 Millionen Euro hatte. Die Erträge aus dem Geschäft mit Baufinanzierungen, Bausparen, Wertpapieren, Versicherungen- sowie Postdienstleistungen blieben im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil. Wie es weiter hieß, sind die Vorbereitungen zur operativen Trennung der Postbank mittlerweile abgeschlossen.

Stresstest am Freitag

Nach dem Quartalsbericht wird es für die Deutsche Bank gegen Ende dieser Woche noch einmal ernst. Die Europäische Bankenaufsicht Eba will dann die Stresstest für die Banken vorlegen. Durchfallen kann keine Bank, aber ihre Schwachstellen werden klar sichtbar ausgeleuchtet. Eines der Kernprobleme der Deutschen Bank ist die klamme Kapitallage. Um diese zu verbessern, baut die Bank Risiken in der hauseigenen Bad Bank ab. Denn diese müssen mit Kapital unterlegt werden. Die Liquiditätsreserve der Bank beträgt rund 220 Milliarden Euro.

Dow Jones Newswires/dpa-AFX

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