Sorge wegen Pandemie

WACKER CHEMIE-Aktie letztlich tiefrot: Träge Weltwirtschaft und Coronavirus stimmen vorsichtig - weniger Dividende

17.03.20 17:51 Uhr

WACKER CHEMIE-Aktie letztlich tiefrot: Träge Weltwirtschaft und Coronavirus stimmen vorsichtig - weniger Dividende | finanzen.net

WACKER CHEMIE geht wegen harter Konkurrenz bei Solarsilizium, der internationalen Handelskonflikte sowie der Coronavirus-Krise vorsichtig ins neue Jahr.

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"2020 wird aus heutiger Sicht ein weiteres sehr anspruchsvolles Jahr", sagte Konzernchef Rudolf Staudigl am Dienstag bei der Bilanzvorlage. Es gebe zahlreiche Risiken, die die Coronavirus-Pandemie aktuell aber alle überschatte. So hätten bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres Transporteinschränkungen in China auf dem Umsatz gelastet, was alle Geschäftsbereiche zu spüren bekommen hätten. Insgesamt sei die Lage sehr ungewiss. "Das kann sich alles noch verschärfen."

Daher dürfte der Umsatz im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 3 Prozent auf etwa 1,2 Milliarden Euro sinken, teilte der Konzern mit. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird zwar deutlich über dem Vorjahreswert von 142 Millionen Euro erwartet, allerdings hatten das Solargeschäft und Energiepreise dem Unternehmen den Jahresstart 2019 auch gehörig vermiest.

Die Aktien drehten nach anfänglichen Gewinnen mit dem Gesamtmarkt ins Minus. Zur Schlussglocke wiesen die Papiere einen Abschlag von 9,59 Prozent auf 40,25 Euro aus. Die Aktienmärkte stehen seit Wochen wegen der Coronavirus-Krise deutlich unter Druck.

Insgesamt könnten die Folgen der Viruspandemie das Konzernergebnis 2020 um mehr als 100 Millionen Euro schmälern, erklärte der Konzern. Das würde dann auch bedeuteten, dass das Ebitda 2020 prozentual zweistellig fallen könnte.

Selbst diese Belastungen herausgerechnet dürfte das operative Ergebnis laut den Angaben 2020 auch wegen teils niedrigerer Verkaufspreise um einen mittleren einstelligen Prozentsatz sinken. Zudem rechnet der Konzern mit einem niedrigeren Ergebnis der Beteiligung Siltronic. Versicherungsleistungen, die WACKER 2019 für einen Schadensfall im Jahr 2017 am US-Standort Charleston erhalten hatte, sind bei der Ebitda-Prognose herausgerechnet.

Noch gar nicht berücksichtigt sind bei der Prognose die Kosten für die bereits angekündigte Restrukturierung inklusive Personalabbau. Diese lassen sich laut dem Management angesichts noch laufender Detailplanungen und Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite nicht genau beziffern.

Der Umsatz soll derweil im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen. Im vergangenen Jahr betrug er 4,93 Milliarden Euro, höhere Absatzmengen und der zum US-Dollar schwächere Eurokurs hatten die niedrigeren Verkaufspreise fast komplett aufgefangen. Die im vergangenen Jahr auch durch chinesische Billigkonkurrenz arg gebeutelte Solarsilizium-Sparte soll den Umsatz nun leicht steigern, wenngleich beim operativen Ergebnis keine größeren Sprünge in Aussicht gestellt werden.

Bereits 2019 hatten schwache Geschäfte mit Solarsilizium für Photovoltaikanlagen sowie niedrigere Preise für Standardsilikone im Geschäft etwa mit der Bau- und Autoindustrie auf das Ebitda des Konzerns gedrückt. Es war - wie bereits seit Ende Januar bekannt - trotz der Versicherungszahlungen für Charleston in Höhe von 112,5 Millionen Euro um knapp 16 Prozent auf 783 Millionen Euro gesunken.

Da die Bayern zudem wegen des schwierigen Umfeldes mehrere hundert Millionen Euro auf Produktionsanlagen zur Herstellung von Solarsilizium abschreiben mussten, war im alten Jahr unter dem Strich ein Verlust von 630 Millionen Euro angefallen nach einem Gewinn von 260 Millionen ein Jahr zuvor. Daher soll die Dividende für 2019 auf 0,50 Euro je Aktie und damit um 2 Euro sinken.

Um mit dem härteren Geschäftsumfeld Schritt zu halten, hatte WACKER-Chef Staudigl bereits im Februar auf die Kostenbremse getreten. Er will unter anderem die Verwaltung straffen und damit jährlich 250 Millionen Euro einsparen. Dem werden bis Ende 2022 mehr als 1000 Stellen in der Verwaltung und in nicht operativen Bereichen zum Opfer fallen. Das soll sozialverträglich erfolgen. Der Schwerpunkt liegt mit 80 Prozent in Deutschland, womit hierzulande mindestens 800 der aktuell insgesamt rund 10 000 Stellen wegfallen werden. Weltweit beschäftigt der SDax-Konzern rund 14 500 Mitarbeiter.

Einen genauen Zeitplan konnte Manager Staudigl während der Bilanzpressekonferenz noch nicht nennen. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern liefen und die weiteren Maßnahmen würden noch detailliert geplant. Einen größeren Gewinnbeitrag aus dem Sparpgramm erwartet der Konzernchef im laufenden Jahr noch nicht.

/mis/men/jha/

MÜNCHEN (dpa-AFX)

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