Small und Mid Caps in Mode

Das Erfolgsgeheimnis der kleinen und mittleren Titel

08.12.13 03:00 Uhr

Für europäische Aktien war 2013 bislang ein erfolgreiches Jahr. Dies ­gilt zwar in der Breite, aber besonders stark haben zwei Segmente zugelegt: Aktien aus Deutschland ­sowie Small und Mid Caps.

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19.864,3 PKT -20,5 PKT -0,10%

90,7 PKT -0,2 PKT -0,22%

4.851,9 PKT -10,3 PKT -0,21%

10.376,1 PKT -9,5 PKT -0,09%

25.560,4 PKT 10,7 PKT 0,04%

7.702,8 PKT -6,8 PKT -0,09%

13.512,0 PKT -16,8 PKT -0,12%

von Michael Schmidt, Gastautor von Euro am Sonntag

Deutsche Nebenwerte zählen zu den Höhenfliegern am europäischen Börsenhimmel 2013. Das ist nicht verwunderlich, denn sie sind die Kombination aus den zwei Erfolgskriterien in der Eurozone: Aktien aus Deutschland sowie kleinere und mittlere Titel. Der Euro Stoxx 50 konnte bis Mitte November um stolze 16 Prozent zulegen. Noch besser aber schlug sich sein deutsches Pendant, das von Rekord zu Rekord eilte. Seit Jahresanfang steht für den DAX ein Plus von mehr als 20 Prozent zu Buche. Übertroffen wird der deutsche Leitindex jedoch noch von seinen kleinen Brüdern: SDAX (plus 28 Prozent) und MDAX (plus 35 Prozent) haben 2013 eindrucksvolle Ergebnisse erzielt.

Die Gründe für den spürbaren Zuwachs in der zweiten Börsenreihe sind vielfältig. So wird das Marktsegment der Small und Mid Caps von den Vorzeigeindustrien der deutschen Wirtschaft wie dem Maschinenbau dominiert. In den vergangenen Jahren war diese Rezeptur besonders erfolgreich, da die stark repräsentierten Branchen sich sowohl operativ als auch an der Börse gut entwickelten. Eng verbunden damit ist die Konjunktur­abhängigkeit von Nebenwerten, deren Gesellschaften häufig in wachstumssensiblen Bereichen tätig sind. Das robuste Wirtschaftsklima in Deutschland kam diesen zugute.

Außerdem hat die Mehrzahl der Firmen früh die Expansion in die Schwellenländer vorangetrieben. Durch die Erschließung dieser Wachstumsmärkte konnten viele Unternehmen vom überdurchschnittlichen Wachstum in Ländern wie China oder Brasilien profitieren. In Summe haben die meist sehr ­reaktionsschnellen, mittelständisch geprägten Unternehmen also ihre Finanz- und Ertragslage verbessert, was bei ihnen mit dem gestiegenen Risikoappetit der Investoren zu Kurssprüngen geführt hat.

Das Small-Cap-Segment
ist nach wie vor lukrativ

Wie steht es nach den Zuwächsen nun um die Perspektiven? Operativ stehen viele kleinere und mittlere Unternehmen gut da, doch die Bewertungen sind oft nicht mehr günstig. Dennoch gibt es noch aussichtsreiche An­lagemöglichkeiten. Das liegt auch daran, dass dieses Marktsegment deutlich weniger stark im Fokus von Analysten oder Investoren steht als etwa große Standardwerte. Häufig führt dies zu Informationsdefiziten oder ineffizienter Informationsverarbeitung — und damit verbunden zu Über- oder Unterbewertungen. Das Ergebnis sind oftmals versteckte Perlen oder zu Unrecht beziehungsweise zu hart abgestrafte Problemunternehmen.

Nebenwerte sind also ein besonders lukratives Betätigungsfeld für die sogenannten Stock-Picker, die durch ihre eigene detaillierte Analyse diese Marktineffizienzen nutzen. Aber: Verglichen mit den Papieren großer Konzerne sind die Aktien kleinerer Gesellschaften für den Anleger auch mit größeren Risiken behaftet. Ihre Konjunkturabhängigkeit kann sich im Abschwung als ­Bumerang herausstellen. Darüber hinaus können operative Fehlentwicklungen schneller als bei Großkonzernen existenzbedrohend werden. Das Börsenjahr 2013 hält mit dem Immobilienkonzern IVG oder der Baumarktkette Praktiker zwei aktuelle Beispiele bereit. Zudem ist die Handels­liquidität von Small und Mid Caps geringer. Dies kann in ­angespannten Marktlagen zum Problem werden, denn unter Umständen ist der Abbau ­eines Engagements nicht mehr möglich. Der Investor sitzt also fest und kann seine Aktienbestände — wenn überhaupt — nur noch mit starken Abschlägen veräußern.

Für Anleger ergeben sich mehrere Schlussfolgerungen: Erstens ist das Segment nach wie vor lukrativ. Gerade vor dem Hintergrund der wenn auch moderaten Konjunkturerholung in der Eurozone dürften sich die Aussichten für kleinere und mittlere Firmen weiter verbessern. Dies gilt im Übrigen nicht ausschließlich für deutsche Titel, sondern auch für europäische Werte, die Europeripherie eingeschlossen. Zweitens zahlt sich ein genauer Blick bei Nebenwerten doppelt aus, denn hier sind Einzeltitelgesichtspunkte noch stärker ausschlaggebend als bei Standardwerten. Allerdings ist mit Blick auf das äußerst umfangreiche Anlageuniversum die ­erfolgreiche Investition in Small und Mid Caps sehr arbeitsintensiv. Drittens spricht viel für eine Streuung der Positionen, denn einzelne Mittelständler geraten häufiger in Schieflage als Großkonzerne. Frei von Risiken ist eine Anlage in Small und Mid Caps also nicht — aber bei professioneller Herangehensweise überwiegen eindeutig die Chancen.

zur Person:

Michael Schmidt, Leiter
Aktien­portfolio­management Union Investment

Der Autor ist ausgebildeter Bankkaufmann, ­Diplombetriebswirt sowie Chartered Financial ­Analyst des CFA Institute in Virginia, USA. Er blickt auf 17 Jahre Erfahrung im Fondsmanagement ­deutscher, europäischer, ­osteuropäischer und ­globaler Aktien zurück.
Union Investment ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisen­banken und mit rund 200 Milliarden Euro ­verwaltetem Vermögen einer der größten ­deutschen Asset­manager für private und institutionelle Investoren.

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