Skurriler DHDL-Moment: Dieses Startup nahm den Deal von Wöhrl zu schnell an und ist trotzdem zufrieden
So eine Situation wie mit TJ-Motion hätten die Löwen bislang in der Show noch nicht erlebt. Was passiert ist, lest ihr hier.
„Das ist eines der stärksten Geschäfte, die wir hier je hatten“, sagt Jurorin Judith Williams über das Startup TJ-Motion, das am Montagabend in „Die Höhle der Löwen“ sein Produkt pitchte. Wieso Williams das denkt? Ganz einfach: Das Startup setzt da an, wo es vielen Menschen wehtut – an Rücken, Nacken, Schultern und Kiefer.
„Das kleinste Trainingsgerät der Welt“, beschreibt Gründer Oliver Brehm das Produkt. Die Idee stammt von Mitgründerin Sonja Lyer: zwei Brücken aus medizinischem Silikon, die man auf die Zähne setzen kann. Die sollen die Kiefermuskulatur entspannen. Ist diese angespannt, kann das Rücken- und Kopfschmerzen, aber auch Tinnitus auslösen.
Schneller Deal-Abschluss
Bis auf Carsten Maschmeyer wollten alle vier Löwen in TJ-Motion investieren: Judith Williams, gemeinsam mit Tilman Schulz, Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl. Letztere tütete den Deal ein. Ohne große Argumente. Ohne feilschen. Ohne lange Überlegungen aufseiten des Gründerduos. Wöhrl sei ihre Wunschlöwin gewesen. Der Deal fand nach Aufzeichnung der Sendung tatsächlich statt, wie Gründerszene aus dem Unternehmensumfeld der Investorin weiß.
Zu der schnellen Entscheidung beigetragen hat auch Carsten Maschmeyer. Er fragte die Gründer, ob sie das Angebot annehmen wollen, da anscheinend kein anderes käme. Stille. Dümmel schüttelte den Kopf. Ein Missverständnis. Lyer und Brehm dachten, es käme tatsächlich kein Angebot mehr, nahmen den Deal von Wöhrl an: 200.000 Euro für 25 Prozent der Firmenanteile – ganz wie erhofft.
Was dann folgte, war Entsetzen. Denn Dümmel, Williams und Schulz wollten ihr Angebote jeweils noch vorstellen – an denen das Gründerteam dann aber nicht mehr interessiert war.
Die anderen Löwen seien eben zu langsam gewesen. „Wissen Sie, was ihnen entgeht? Teleshopping, Listungen in allen Drogeriemärkten“, sagte Dümmel. Schulz entgegnete total verwundert: „Fuck alter, Ralf, bin ich im falschen Film?“. Auch Williams habe so eine Entscheidung in all den Jahren „Die Höhle der Löwen“ noch nie erlebt, wie sie in der Sendung sagt.
Ob Brehm und Lyer im Nachhinein bereut haben, sich die anderen Angebote nicht einmal angehört zu haben? Ihre Antwort lautet ganz klar nein. „Als Dagmar Wöhrl uns zugesagt hatte, war für uns klar: Ziel erreicht. Dass wir die Entscheidung so treffen, war nicht abgestimmt, aber wir waren glücklich und zufrieden, um uns herum, waren alle baff“, sagt Brehm gegenüber Gründerszene. „Für mich ist Dagmar Wöhrl als Familienunternehmerin, die Investorin, die am besten zu unserer Firmenstruktur passt“, sagt Lyer. „Unser Ziel ist es, ein langfristiges Unternehmen aufzubauen.“ Und das eben mit Silikonbrücken zur Kieferentspannung.
Das Produkt von TJ-Motion
Brehm ist Medizinproduktberater im eigenen Familienunternehmen. Lyer arbeitet als Physiotherapeutin, knirscht selbst mit den Zähnen, kennt die Leiden. Sie suchte nach einem Tool, mit dem man den Kiefer unkompliziert dehnen kann, um ihn zu entspannen und die Schmerzen loszuwerden. Im Internet habe sie nichts gefunden, das praktisch genug sei. Mit Korken und aufeinander geklebten, durchsichtigen Silikonpuffern aus dem Baumarkt, habe sie versucht herauszufinden, wie hoch die Brücken sein müssten, um den Kiefer zu dehnen.
In ihrer Praxis testete Lyer mit 50 Patienten die Silikon-Varianten. „Allen hat das geholfen. Daraufhin bin ich zur Familie Brehm, mit der ich befreundet bin und die ein Medizintechnikunternehmen hat“, sagt Lyer gegenüber Gründerszene. „Der Vater von Oliver hat sich das angehört, war sofort dabei und dann haben wir gezeichnet, wie das Produkt aussehen könnte und kamen wir schnell zu der jetzigen Form.“
Drei Mal am Tag für drei Minuten soll man den Kiefer trainieren, der Effekte setzte direkt ein, die Löwen testeten es aus. Dafür muss man nur die Brücken auf die Zähne setzen und den Mund zu machen – und ganz wichtig: nicht zubeißen. Auch eine Studie an der Universität Erlangen haben die Gründer in Auftrag gegeben, um den Effekt ihres Produkts nachweisen zu können.
So ging es nach der Show für TJ-Motion weiter
Angefertigt werde das Produkt von TJ-Motion in Unterfranken. Seit 2020 ist es am Markt. Verkauft werde es hauptsächlich über den eigenen Online-Shop. Vergangenes Jahr machte TJ-Motion einen Umsatz von 100.000 Euro, sagen die Gründer in der Sendung. Den Shop will das Duo mit dem frischen Kapital ausbauen, ebenso das Marketing. Auch die Internationalisierung soll mit dem Geld angestrebt werden. Eigene Mitarbeitende habe TJ-Motion noch nicht.
„Einen Monat nach Aufzeichnung der Sendung hatten wir ein Strategie-Meeting mit Dagmar Wöhrl und ihrem Team“, sagt Brehm. Seither sei in den vergangenen sechs Monaten viel passiert. Das Gründerduo füllte Lagerbestände auf, baute wie in der Show angekündigt den Online-Shop neu auf und investierte in Marketing – auch in Social Media. Lyer macht jetzt Tiktok, klärt dort über die Kiefermuskulatur auf, erklärt das Produkt. Die beiden kümmerten sich um einen Fulfillment-Partner und eine neue Rechtsform ihres Startups, weg von der Personengesellschaft hin zu einer Kapitalgesellschaft.