Sitzungsprotokoll

EZB-Rat diskutierte über Aufhebung des "Easing Bias"

06.04.17 15:11 Uhr

EZB-Rat diskutierte über Aufhebung des "Easing Bias" | finanzen.net

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bei seinen Beratungen am 9. März darüber diskutiert, sein Bekenntnis zu einer möglichen weiteren Lockerung der Geldpolitik aus dem geldpolitischen Statement zu streichen.

Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervorgeht, lehnte der Rat diese Idee jedoch mehrheitlich ab.

   Der EZB-Rat hatte am 9. März seine Bereitschaft bekräftigt, falls nötig Volumen und/oder Dauer seiner Anleihekäufe zu erhöhen. Auch die übrigen Elemente der Forward Guidance wurden bestätigt.

Rat lehnt Streichung Easing Bias ab, wollte Fehlsignal an Märkte vermeiden

"Es wurde darauf hingewiesen, dass die Forward Guidance des Rats eine Klarstellung seiner geldpolitischen Reaktionsfunktion darstellt, die die Erwartungen des Rats hinsichtlich seiner Ziele beinhaltet, die wiederum von seiner Einschätzung der ökonomischen Rahmenbedingungen und dem Preisausblick abhängen", heißt es in dem Protokoll wörtlich. Der Easing Bias sei integraler Bestandteil der Forward Guidance und der geldpolitischen Ausrichtung und enthalte wichtige in die Zukunft weisende Signalkomponenten.

   "Geänderte Formulierungen könnten gegenwärtig zu einem unangemessenen Anstieg der Marktzinsen führen und die Finanzierungsbedingungen in einer Weise straffen, die angesichts des Ausblicks für die Preisstabilität nicht angemessen wäre", heißt es in dem Protokoll weiter.

Rat wies aber auf gesunkene Wahrscheinlichkeit weiterer Lockerung hin

Laut Protokoll hatten Teilnehmer dafür plädiert, die Forward Guidance der etwas optimistischeren Konjunktureinschätzung des Rats anzupassen. Tatsächlich hatte der Rat es laut Protokoll angemessen gefunden, einen etwas zuversichtlicherer Ton hinsichtlich der grundlegenden ökonomischen Bedingungen anzuschlagen und den Eindruck zu vermitteln, dass weitere geldpolitische Maßnahmen nicht mehr so dringlich seien wie früher.

   Der EZB-Rat hatte am 9. März beschlossen, sowohl Leitzinsen, als auch Ankaufprogramm und Forward Guidance unverändert zu lassen. Das bedeutet: Die EZB kauft bis Ende 2017 monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro. Erst nach Beendigung dieser Ankäufe wird sie ihre Zinsen erhöhen. Allerdings gilt es unter Beobachtern als unwahrscheinlich, dass die EZB ihre Ankäufe abrupt beendet. Vielmehr wird erwartet, dass sie sie schrittweise verringert (Tapering).

Einzelne Ratsmitglieder stellen Forward Guidance in Frage

Verschiedene Mitglieder des EZB-Rats hatten die Forward Guidance nach der März-Sitzung in Frage gestellt. Der Österreicher Ewald Nowotny sagte, die EZB müsse nicht nach dem Vorbild der US-Notenbank verfahren, sondern könne durchaus die Zinsen zuerst anheben und dann die Ankäufe beenden. Der Niederländer Klaas Knot schlug vor, den Einlagenzins mit Beginn des Tapering anzuheben. Hinweise auf Diskussionen über die Leitzinsen finden sich im Protokoll allerdings nicht.

   EZB-Präsident Mario Draghi erteilte solchen Vorschlägen am Donnerstag erneut eine Absage. Bei der Konferenz "The ECB and its Watchers" in Frankfurt sagte er: "Bevor wir irgendwelche Änderungen an den Komponenten der Geldpolitik - Zinsen, Anleiheankäufe, Forward Guidance - vornehmen können, müssen wir ausreichend sicher sein, dass sich die Inflation tatsächlich mittelfristig auf unser Ziel zubewegt und dort auch bei einer weniger akkommodierenden Politik bleibt", sagte er.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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