Ein Jahr DAX 40: So haben die DAX-Aufsteiger performt
Seit dem 20. September 2021 stehen 40 Unternehmen auf dem Kurszettel des Deutschen Aktienindex (DAX). Doch war diese Erweiterung wirklich vorteilhaft für den deutschen Leitindex?
Werte in diesem Artikel
• DAX-Erweiterung vor einem Jahr
• Kurs-Performance lässt zu wünschen übrig
• Trotzdem bildet der DAX 40 die deutsche Wirtschaft jetzt besser ab
Zahlreiche Marktteilnehmer hatten in der Vergangenheit kritisiert, dass der deutsche Leitindex zu sehr von der sogenannten "Old Economy" - also von der Automobil-, Chemie- sowie Energiebranche - dominiert wird. Die Deutsche Börse reagierte hierauf, indem sie am 20. September 2021 den wichtigsten Index Deutschlands von 30 auf 40 Mitglieder erweiterte und den MDAX der mittelgroßen Werte von 60 auf 50 Mitglieder reduzierte. Im Rahmen dieses Schritts wurden die Porsche Automobil Holding, der Flugzeughersteller Airbus, der Sportartikelhersteller PUMA, der Chemiehändler Brenntag, der Laborzulieferer Sartorius, der Duft- und Aromahersteller Symrise, der Medizintechnikhersteller Siemens Healthineers, das Biotech-Unternehmen QIAGEN, der Online-Händler Zalando sowie der Kochboxenversender HelloFresh in den DAX aufgenommen.
Mit dieser Erweiterung spiegelt der DAX 40 die deutsche Unternehmenslandschaft besser wider. So sind nun dank dem Einzug von Zalando und HelloFresh die Wachstumswerte und dank Siemens Healthineers sowie QIAGEN der Gesundheitssektor stärker repräsentiert.
Wie haben sich die DAX-Neulinge geschlagen?
In Bezug auf die Kursentwicklung war die Erweiterung des DAX bisher kein Erfolg. So wies Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutsche Bank, in seinem Newsletter "Perspektiven am Morgen" vom 5. September 2022 darauf hin, dass die Indexneulinge seit ihrer Aufnahme im Schnitt 32 Prozent an Wert einbüßen mussten und damit deutlich mehr als die "alte DAX-Riege", deren Performance mit durchschnittlichen minus 18 Prozent ebenfalls nicht überzeugte.
Der Deutsche Bank-Experte betonte jedoch, dass diese Verluste selbstverständlich nicht auf die DAX-Erweiterung zurückzuführen seien, sondern stattdessen dem veränderten Zinsumfeld, der Energiekrise sowie dem globalen Wirtschaftsabschwung geschuldet seien. Diese Faktoren könnten den deutschen Leitindex seiner Meinung nach noch eine Weile belasten.
In der Einzelbetrachtung ist sicherlich Airbus einen Blick wert. Gemessen an der Marktkapitalisierung war die Aufnahme des Flugzeugherstellers in den DAX nämlich am bedeutsamsten. Die Airbus-Aktie hat mit ihrem Minus von 15 Prozent ein bisschen besser als der Leitindex performt.
Wie auch an den internationalen Börsen mussten auch in Deutschland die Wachstumswerte starke Verluste hinnehmen. Dem konnten sich auch Zalando und HelloFresh nicht entziehen und verloren seit vergangenem Jahr beide mehr als 70 Prozent ihres Börsenwertes. Der Ausverkauf von Wachstumswerten, den man seit Dezember 2021 sehe, habe natürlich gerade die jungen und innovativen Geschäftsmodellen mit viel Zukunfts- und Wachstumsphantasie getroffen, berichtet die "tagesschau" unter Berufung auf Chris-Oliver Schickentanz. Der ehemalige Chefanlagestratege der Commerzbank wird zum 01. Oktober Chefanlagestratege der Vermögensverwaltung Capitell.
Experten-Fazit
Dank seiner nun größeren Auswahl bilde der DAX die deutsche Wirtschaft nun besser ab. Dieser Ansicht sind laut "tagesschau" sowohl Chris-Oliver Schickentanz als auch Robert Halver, Chefanlagestratege der Baader Bank, die deshalb beide die Erweiterung begrüßen.
Doch es gibt auch Kritik, etwa von Frank Mella, einem Miterfinder des DAX: "Aktuell haben von den 40 DAX-Werten 15 Unternehmen ein Gewicht von unter einem Prozent. Da hätte man auch gleich bei 30 bleiben können. Außerdem wird jetzt häufiger ausgetauscht - der DAX wird dadurch instabiler, unruhiger. […] Ich halte die DAX-Reform für puren Aktionismus", äußerte Mella in einem Interview mit "Euro am Sonntag".
DAI fordert weitere Maßnahmen
Doch trotz solcher kritischer Stimmen und dem generell schwierigen Marktumfeld kann die DAX-Erweiterung nach Ansicht des Deutschen Aktieninstitut (DAI) nur ein erster Schritt gewesen sein. "Wir brauchen insgesamt mehr frisches Blut an der Börse - nicht nur im DAX 40 - um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu stemmen. Wir brauchen Kapital für die Transformation der deutschen Wirtschaft", sagte die geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts, Christine Bortenlänger, der Deutschen Presse-Agentur. Sie bemängelt die geringe Zahl an Börsengängen: "Dem deutschen Kapitalmarkt fehlt es schlicht an Nachschub, um mit den Kapitalmärkten aus anderen Ländern wie Schweden, USA oder Großbritannien mithalten zu können". Deshalb fordert sie, die Politik müsse "Rahmenbedingungen schaffen, um der Aktienkultur Schwung zu verleihen".
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: FrankHH / Shutterstock.com, Julian Mezger für Finanzen Verlag
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