Siemens Spin-off

Healthineers-Aktie: Sollten Anleger beim Börsengang zugreifen?

14.03.18 07:01 Uhr

Healthineers-Aktie: Sollten Anleger beim Börsengang zugreifen? | finanzen.net

Mit dem Börsengang von Healthineers steht das wohl größte deutsche IPO in diesem Jahr vor der Tür. Als etablierte Siemens-Tochter bringt das Medizintechnikunternehmen eine gute Ausgangsposition und eine starke Marktstellung mit. Doch reicht das aus, um bei der Aktie bedenkenlos zuzugreifen?

Nach der Abspaltung von OSRAM im Jahr 2013 bringt Siemens mit Healthineers im März bereits die nächste Geschäftssparte als eigenständiges Unternehmen an die Börse. Anders als bei OSRAM, wo einfach alle Siemens-Aktionäre im Rahmen des Börsenganges im Verhältnis 10:1 Aktien der Lichtsparte erhielten, findet der Healthineers-Börsengang auf konventionellem Weg statt. Anleger, die bei den Papieren der Medizintechnik-Sparte von Anfang an dabei sein möchten, müssen also selbst aktiv werden. Doch lohnt es sich überhaupt, direkt beim Healthineers-Börsengang zuzugreifen?

Marktumfeld beim Healthineers-Börsengang herausfordernd

Blickt man auf die Bilanz der beiden abgespaltenen Siemens-Töchter Infineon und OSRAM, ist bei diesen Spin-offs nicht sofort eine Erfolgsgeschichte zu erkennen. Der Kurs der Infineon-Aktie liegt heute - knapp 20 Jahre nach dem Börsengang - deutlich unter dem Ausgabepreis, und auch bei OSRAM ging es nach dem Börsendebüt zunächst sehr volatil zu. Erst nach mehreren Monaten stabilisierte sich der Kurs des Papiers und liegt nun gut 160 Prozent über dem Erstkurs.

Auch Healthineers wird in einem herausfordernden Marktumfeld an der Frankfurter Börse starten, die Aktien sollen am 16. März 2018 im Prime Standard debütieren. Seit einigen Wochen zeigen sich die Aktienmärkte jedoch volatil und hochnervös, zuletzt sorgte auch ein drohender, von US-Präsident Trump initiierter Handelskrieg für Verunsicherung. Dieser könne sich auch als Belastungsfaktor für den Healthineers-Börsengang herausstellen, sagte einer der beteiligten Banker laut "Börse online".

Auch schon jetzt hat das schwierige Marktumfeld offenbar seinen Tribut gefordert: Die Siemens-Sparte wird beim Börsengang insgesamt nur noch mit 31 Milliarden Euro bewertet statt wie zuvor von Analysten angenommen mit 40 Milliarden Euro. Laut "Bloomberg" sei das Interesse an der Healthineers-Aktie im Vorfeld eher mäßig gewesen und Siemens habe einiges an Überzeugungsarbeit bei den möglichen Investoren leisten müssen, was offenbar auch dazu geführt hat, dass die 150 Millionen Aktien - die einem Anteil von 15 Prozent an der Medizintechnik-Sparte entsprechen - nun zu einem Preis zwischen 26 und 31 Euro platziert werden sollen. Mit einem Volumen von maximal 4,65 Milliarden Euro wird der Healthineers-Börsengang somit deutlich kleiner als bisher angenommen. Zuvor war er aufgrund der erwarteten Größe immer wieder mit dem IPO der Deutschen Telekom verglichen worden. Da jedoch wohl kein Privatanleger positive Gedanken mit der T-Aktie verbindet, hat ein Ende dieses Vergleichs durchaus auch sein Gutes.

Investoren waren bei der Roadshow offenbar vor allem skeptisch gegenüber der neuen Labordiagnostikplattform Atellica. Während Healthineers hier großes Wachstumspotenzial sieht, bleiben die professionellen Anleger kritisch. Sie fordern wirkliche Erfolge statt reinen Versprechungen, aber die gibt es aufgrund des jungen Alters der Sparte noch nicht. Die noch vorherrschende Skepsis und das anspruchsvolle Marktumfeld könnten nach dem Börsengang daher dazu führen, dass die Healthineers-Aktie zunächst auf der Stelle tritt oder sogar einknickt.

Healthineers punktet mit starken Zahlen

Doch obwohl es aufgrund des Börsenumfelds zu Schwierigkeiten kommen könnte, könnte Healthineers sich auch schnell zu einer Erfolgsgeschichte entwickeln. Denn die Fundamentaldaten der Sparte können sich durchaus sehen lassen. Die Medizintechniksparte gehört zu den profitabelsten Geschäftsbereichen von Siemens. Bei der diagnostischen Bildgebung und bei der Labordiagnostik spielt Healthineers weltweit in der obersten Liga mit. Zuletzt verzeichnete die Sparte einen Jahresumsatz von 13,8 Milliarden Euro, einen bereinigten Gewinn von 2,5 Milliarden Euro und eine Umsatzrendite von 18 Prozent.

Neben den starken Zahlen und der etablierten Marktposition spricht auch das nachhaltige Geschäftsmodell für die Medizintechniksparte. Denn zum einen steigt der Bedarf an entsprechenden Geräten mit der zunehmend höheren Lebenserwartung der Menschen, zum anderen ist die Medizintechnik deutlich weniger schwankungsanfällig als andere Bereich der Medizinindustrie. Denn anders als zum Beispiel bei Pharmaunternehmen müssen nicht Millionen oder gar Milliarden in die Wirkstoffforschung gesteckt werden, ohne zu wissen, ob es tatsächlich auch zu einer Zulassung des entsprechenden Medikaments kommt.

Healthineers-Aktie für Value-Investoren interessant

Wer direkt beim Healthineers-Börsengang zugreift, könnte sich auch noch eine weitere Entwicklung zunutze machen. Denn laut Benjamin Graham, dem Vater des Value Investing, sind Spin-Offs immer eine gute Möglichkeit, um Unternehmensanteile unter Wert zu kaufen. Wie die Webseite "The Motley Fool" ausführt, bewegen sich diese dann oft noch unter dem Radar vieler Investoren. Obwohl der Healthineers-Börsengang in Deutschland viel Aufmerksamkeit erfährt, könnte doch auch er von diesem Prinzip profitieren. Denn eine größere Anzahl an Investoren dürfte erst zugreifen, wenn der Medizintechnikkonzern in einem Index gelistet wird - und mit Aktien im Wert von 4,65 Milliarden Euro im Streubesitz dürfte es nicht lange dauern, bis das Papier den Sprung in den MDAX schafft. Dann könnte der Kurs noch einmal kräftig anziehen, weil Indexfonds und institutionelle Anleger verstärkt zugreifen werden. Auch ein Aufstieg in den DAX - mit einem damit verbundenen weiteren Kursplus - scheint langfristig möglich, falls Siemens noch weitere Anteile auf den Markt wirft.

Daneben lockt Healthineers auch mit einer hohen Dividende. Mindestens die Hälfte des Gewinns soll an die Aktionäre ausgeschüttet werden, versprach die Siemens-Tochter im Januar auf einem Kapitalmarkttag. Die Dividendenrendite dürfte damit bei bis zu drei Prozent liegen. Das freut jedoch nicht nur die Anleger, sondern auch die Konzernmutter Siemens. Sie wird auch nach dem Börsengang noch 85 Prozent der Healthineers-Anteile halten, ist also der stärkste Nutznießer der geplanten Gewinnausschüttungen.

Doch besser in die Siemens-Aktie investieren?

Da Siemens stark von den geplanten Dividendenzahlungen von Healthineers profitiert und auch langfristig plant, Mehrheitsaktionär bei Healthineers zu bleiben, stellt sich auch die Frage, ob Anleger nicht lieber zu der altbekannten Siemens-Aktie greifen sollten, anstatt auf den Börsenneuling zu setzen. Tatsächlich kommt auch der Erlös aus dem Börsengang zunächst hauptsächlich der Mutter zugute. Denn da Siemens 15 Prozent der eigenen Anteile an Healthineers an den Markt bringt, erhalten auch die Münchener die kompletten Einnahmen aus dem Börsengang. Healthineers selbst geht zunächst leer aus, allerdings hat Siemens bereits angekündigt, die Verschuldung der Medizintechniksparte reduzieren zu wollen. Dafür dürfte wohl auch das Geld aus dem Börsengang eingesetzt werden.
Analyst James Stettler von der britischen Investmentbank Barclays glaubt außerdem, dass Siemens einen Teil des Erlöses aus dem Healthineers-Börsengang auch dazu verwenden könnte, sein Aktienrückkaufprogramm aufzustocken. Davon würden jedoch in erster Linie Siemens-Aktionäre profitieren.

Allerdings könnte das Spin-off den Kurs der Siemens-Aktie auch negativ beeinflussen. Denn im vergangenen Geschäftsjahr war die Medizintechniksparte für ein Sechstel der Konzernumsätze und rund ein Viertel des operativen Gewinns verantwortlich. Auch wenn Siemens weiterhin Großaktionär bleibt, so ist Healthineers nach dem Spin-off doch ein eigenständiges Unternehmen - und Umsatz und Gewinn stehen der Konzernmutter nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung. Nach dem Healthineers-Börsengang dürfte also auch eine Neubewertung der Siemens-Aktie erfolgen.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Siemens AG

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12.11.2024Siemens Healthineers NeutralUBS AG
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21.11.2024Siemens Healthineers OverweightBarclays Capital
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15.11.2024Siemens Healthineers OverweightJP Morgan Chase & Co.
08.11.2024Siemens Healthineers BuyDeutsche Bank AG
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02.07.2020Siemens Healthineers UnderweightJP Morgan Chase & Co.
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