Analyst: Die Dominanz der FAANG-Aktien ist nicht schlecht für den Markt
Die hohe Gewichtung der FAANG-Aktien innerhalb des S&P 500 und NASDAQ Composite ist vielen Anlegern ein Dorn im Auge. Analyst Ed Yardeni sieht die Dominanz der großen Tech-Werte in den amerikanischen Indizes jedoch alles andere als problematisch.
Werte in diesem Artikel
Die Anteilsscheine von Facebook, Apple, Amazon, Netflix und der Google-Mutter Alphabet werden bekanntlich als FAANG-Aktien bezeichnet. Gegenwärtig sind sie die bedeutendsten "Influencer" des Aktienmarktes. Sowohl ihre Gewinne als auch ihre Verluste tangieren den Gesamtmarkt in einem überproportionalen Ausmaß. Angesichts der Größe und Stärke dieser Tech-Größen kann schon eine schlechte Woche dieser Werte den kompletten Markt nach unten treiben. Aufgrund dessen sehen viele Experten die Machtstellung dieser Unternehmen als "zweischneidiges Schwert" für den Gesamtmarkt.
FAANG-Aktien steuern den Markt
Anhand des Datenmissbrauchsskandals von Facebook kann exemplarisch gezeigt werden, welche Marktmacht von den US-Tech-Giganten ausgeht. Als am Sonntag, den 18. März, die undurchsichtigen Machenschaften zwischen Facebook und Cambridge Analytica bekannt wurden, gab der Kurs der Zuckerberg-Aktie innerhalb einer Woche um rund 13,5 Prozent nach. Bis zum Handelsschluss am Freitag, den 23. März, verlor Facebook somit mehr als 70 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung.
Die scheinbar unvorhersehbaren Praktiken des Zuckerberg-Konzerns hatten dabei jedoch auch gewaltige Auswirkungen auf die restlichen FAANG-Werte. Ohne triftigen Grund fielen innerhalb dieser Schicksalswoche auch die Papiere von Alphabet um 10,5 Prozent, Apple um 7,3 Prozent, Netflix um 5,5 Prozent und Amazon um 4,7 Prozent. Auch der Gesamtmarkt konnte sich vom heraufbeschworenen Facebook-Datenskandal nicht retten. Der NASDAQ Composite büßte rund 6,4 Prozent ein, der S&P 500 verlor 6 Prozent und selbst der Dow Jones fiel um 5,7 Prozent. Diese Beispiel zeigt somit deutlich, dass die gewaltige Marktstellung der FAANG-Werte den kompletten Aktienmarkt in Geiselhaft nehmen kann.
Alles im Sinne des Marktes
Laut dem Analysten und Gründer von Yardeni Research ist die Marktmacht dieser fünf Konzerne jedoch keineswegs verwerflich. "Da die FAANG-Aktien so einflussreich sind, ... sind sie in gewissen Sinne der Markt", so Edward Yardeni. Des Weiteren merkt der Chef der globalen Investmentfirma an, dass die Dominanz dieser fünf Konzerne nicht als gut oder schlecht bezeichnet werden kann. "Es ist einfach das, was es ist", so Yardeni. Er vergleicht die Macht der FAANG-Aktien mit den dominierenden Tech-Werten der Dotcom-Ära der 1990er Jahre, zu denen Unternehmen wie Cisco und IBM gehörten. "Das waren damals großartige Unternehmen, aber sie waren lächerlich überbewertet", so Yardeni.
Keine neue Dotcom-Blase
Im Gegensatz zu den Ereignissen zur Dotcom-Blase glaubt Yardeni jedoch nicht, dass sich die FAANG-Papiere aktuell in einer Blase befinden, deren Platzen "den gesamten Markt mit sich reißen könnte". Nach der Meinung des Experten sind die außerordentlichen Bewertungen der FAANG-Giganten mit den enormen Einnahmen und Gewinnen leicht zu rechtfertigen. So verzeichnete Facebook im ersten Quartal 2018 einen Umsatz von 11,97 Milliarden US-Dollar. Unterdessen verzeichnete Alphabet einen mehr als doppelt so hohen Quartalsumsatz wie Facebook. Im ersten Quartal 2018 erzielte die Google-Mutter einen Umsatz von 24,86 Milliarden US-Dollar. Auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der FAANG-Aktien bewertet Yardeni als moderat. Lediglich Netflix und Amazon bringen es auf ein dreistelliges KGV, was als sehr sportlich angesehen werden darf.
ETFs begünstigen den Trend
Der Experte merkt des Weiteren an, dass die FAANG-Aktien einfach nur die Volatilität des Marktes widerspiegeln ohne diese zu verursachen. Der Grund für die übermäßigen Bewegungen der fünf Tech-Giganten im Vergleich zum Gesamtmarkt sind nach der Meinung von Yardeni jedoch hausgemachte Probleme. Denn wenn sich Investoren Sorgen um den Gesamtmarkt machen, verkaufen sie in erster Linie ihre ETFs, welche häufig auch FAANG-Aktien enthalten. Dies könnte bedeuten, dass gerade die FAANG-Papiere überproportional verkauft werden, wenn die Anleger nervös werden.
Gewichtung auf Rekordhoch
Allein im S&P 500 machen die Technologie-Aktien gegenwärtig ein Gewicht von rund 25 Prozent des gesamten Index aus. Hierzu zählen natürlich nicht nur die fünf FAANG-Aktien. "Während der vergangenen 50 Jahre haben nur der Energiesektor am Anfang der 1980er Jahre (Gewichtung von 26 Prozent), Technologie am Ende der 1990er Jahre (35 Prozent) und Finanzwerte in der Mitte der 2000er Jahre (22 Prozent) ebenfalls die Marke von 20 Prozent des Indexgewichts überschritten", so Ben Snider, Stratege bei Goldman Sachs, über die Stellung der Tech-Giganten im S&P 500.
Pierre Bonnet / finanzen.net
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