Schwierige Vorhersage

Netflix übertrifft Erwartungen um Längen: Warum Analysten mit ihren Prognosen so daneben lagen

22.10.18 22:18 Uhr

Netflix übertrifft Erwartungen um Längen: Warum Analysten mit ihren Prognosen so daneben lagen | finanzen.net

Netflix hat glänzende Quartalszahlen vorgelegt und die Erwartungen der Wall Street deutlich übertroffen. Insbesondere beim User-Wachstum lagen Analysten reihenweise daneben. Warum es auch in den nächsten Jahren schwierig bleiben dürfte, die Entwicklung korrekt vorherzusagen.

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Die Zahlen schlugen ein wie eine Bombe: Nach einem eher durchwachsenen zweiten Quartal hat der weltgrößte Streaming-Konzern Netflix im abgelaufenen Jahresviertel wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Besonders überrascht zeigten sich Marktbeobachter und Experten von dem deutlichen Wachstum bei der Neukundenzahl: Während Netflix mit rund fünf Millionen neuen Abonnenten kalkuliert hatte, überzeugte das US-Unternehmen im letzten Quartal tatsächlich fast sieben Millionen neue User. Mit einem so großen Wachstumssprung hatten auch Analysten nicht gerechnet.

Darum sind Prognosen für die Userzahl so schwierig

Angesichts des enttäuschenden zweiten und überaus überzeugenden dritten Quartals warnt nun ein Analyst aber davor, Netflix auf einer dauerhaften Wachstumsstraße zu sehen. Laut Moodys-Analyst Neil Begley müssen sich die Märkte wohl auch in Zukunft auf eine volatile Entwicklung bei der Abonnentenzahl einstellen.

Es gebe eine Reihe von Faktoren, die eine Wachstumsprognose bezüglich der Neukundenzahl im Vergleich zu anderen Geschäftsmodellen erschweren würden, so Begley. Netflix habe in viele Regionen gerade erst expandiert. "In vielen Ländern ist man gerade erst anderhalb Jahre aktiv - und der Erfolg dort hängt zu großen Teilen davon ab, wie aggressiv Netflix sich dort vermarktet und wie Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert", betonte der Experte nach der Vorlage der Quartalsbilanz. Dazu käme noch die Tatsache, dass User den Neflix-Dienst kostenlos testen könnten, auch dies würde es erschweren, eine valide Einschätzung des Nutzerwachstums vorzunehmen. Zumindest auf letzteren Punkt hat Neflix bereits reagiert: User, die den Service testhalber kostenlos nutzen, würden künftig nicht mehr in die Zahl der Neuabonnenten eingerechnet, teilte der Streaming-Gigant mit.

Netflix-Service zu inhaltegetrieben

Ein weiterer Punkt, der eine verlässliche Prognose bei der Zahl der Neukunden erschwert, ist laut Begley der Fokus des Unternehmens auf eigene Inhalte. Nicht in jedem Quartal sind die originären Inhalte von Netflix, eigens für das Portal produzierter Content also, so gut wie im Quartal zuvor. Dies mache eine Vorhersage der Kundenentwicklung zusehends schwierig.

Auch Mark Kelly von Nomura stützt diese These: "Der Inhalt, der im dritten Quartal online ging, war besser als der im zweiten Quartal", so der Analyst, der insbesondere auf neue Staffeln von großen Serien wie "Orange is the New Black, "Ozark", und "BoJack Horseman" verwies.

Im üblicherweise starken Weihnachtsquartal peilt der Streaming-Gigant 9,4 Millionen Neukunden an. Damit liegt die Konzernprognose um 23 Prozent über dem Konsens der Wall Street. Möglicherweise dürfte auch die kommende Netflix-Quartalsbilanz Analysten also überraschen.

Redaktion finanzen.net

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