Schwaches Jahr 2023

Salzgitter-Aktie tiefer: Dividende sinkt nach Gewinneinbruch - Salzgitter sieht leichte Belebung

15.03.24 15:24 Uhr

Salzgitter-Aktie im Minus: Dividendenrückgang nach Gewinneinbruch | finanzen.net

Der Stahlhersteller Salzgitter sieht nach einem schwachen Jahr 2023 eine leichte Belebung.

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Das Marktumfeld dürfte sich im Verlauf des Jahres zunehmend aufhellen, teilte das Unternehmen bei der Vorlage der Jahreszahlen am Freitag in Salzgitter mit. Dabei sieht Konzernchef Gunnar Groebler die europäische und insbesondere die deutsche Stahlbranche weiter unter Druck. 2024 geht er bestenfalls nur von einem leichten Umsatzwachstum aus.

Die Aktie konnte anfängliche Kursgewinne am Morgen nicht halten und rutschte im Verlauf mit fast vier Prozent ins Minus. Gegen Mittag verlor das im Kleinwertesegment SDAX notierte Papier noch 1,4 Prozent. Damit baute Salzgitter die Verluste im laufenden Jahr auf gut 16 Prozent aus. Mit einem Minus von mehr als 30 Prozent ist die Kursbilanz in den vergangenen 12 Monaten sogar noch schlechter. Christian Obst, Analyst der Baader Bank nannte den Ausblick "sehr vorsichtig" für alle stahlnahen Bereiche, jedoch im Rahmen der Markterwartungen.

Im vergangene Geschäftsjahr litt Salzgitter unter einer sich abkühlenden Konjunktur, einer hohen Inflation sowie deutlich niedrigeren Stahlpreisen. Bei den Preisen sieht Salzgitter eigenen Aussagen zufolge immerhin die Talsohle im Schlussquartal durchschritten. Zudem lasteten Investitionen in die Dekarbonisierung auf den Ergebnissen.

Mittlerweile sieht Konzernchef Groebler "weltweit" Erholungstendezen - mit Ausnahme von Deutschland, wie er auf der Bilanzpressekonferenz betonte. Deutschland habe "nicht nur ein Konjunktur-, sondern auch ein Wachstumsproblem". Energiekosten, Fachkräftemangel, ein maues Investitionsverhalten sowie eine überbordende Bürokratie bremsten das Wachstum aus.

Der Stahlmarkt weltweit sei zudem durch Überkapazitäten gekennzeichnet. Auf europäischer Ebene rechnet der Manager zwar im laufenden Jahr mit einem Zuwachs, jedoch ausgehend von einem niedrigen Niveau. Für die wichtigsten Stahlabnehmerbranchen prognostiziert er für die Region eine sehr schwache Entwicklung für 2024.

Dass Fusionen - insbesondere in Deutschland - die Probleme lösen könnten, glaubt Groebler dabei nicht. So habe er noch kein Konzept gesehen, dass das Thema der Überkapazitäten löse. Für Salzgitter selbst sieht Groebler keine Vorteile aus einem Zusammenschluss jedweder Art. Seit Jahren wird regelmäßig die Idee einer Fusion zwischen Salzgitter und dem Stahlgeschäft von thyssenkrupp in den Raum geworfen.

Für 2024 hat sich Salzgitter einen Umsatz von 10,5 Milliarden bis 11 Milliarden Euro vorgenommen, was bestenfalls einem kleinen Wachstum gleichkäme. Das operative Ergebnis Ebitda sieht das Management zwischen 700 und 750 Millionen Euro. Vor Steuern sollen davon 250 bis 300 Millionen Euro als Gewinn hängenbleiben. Das erste Quartal dürfte dabei noch von dem schwächeren Umfeld des zweiten Halbjahres 2023 geprägt sein, so Salzgitter.

Im vergangenen Jahr war der Außenumsatz um 14 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro gesunken. Der operative Gewinn ging von 1,6 Milliarden auf 677 Millionen Euro zurück. Nach Steuern erzielte Salzgitter mit rund 204 Millionen Euro ebenfalls deutlich weniger als im Vorjahr, als knapp 1,1 Milliarden Euro verbucht worden waren. Allerdings hatte das Unternehmen ein Jahr zuvor ein Rekordergebnis erzielt, nachdem etwa der Krieg in der Ukraine die Stahlpreise in die Höhe getrieben hatte.

Auch die Beteiligung an dem Kupferhersteller Aurubis brachte erheblich weniger ein als im Vorjahr, nachdem das Hamburger Unternehmen Millionenschäden durch Betrugs- und Diebstahlfälle hinnehmen musste. Salzgitter-Aktionäre sollen eine Dividende von 0,45 Euro je Aktie erhalten, nach 1,00 Euro für 2022.

Die Zahlen fielen im Rahmen der von Salzgitter im Jahresverlauf gesenkten Prognose aus. Der Umsatz lag ein wenig unter den Erwartungen. Bei der Dividende hatte Baader-Analyst Obst sich jedoch deutlich mehr erhofft.

Salzgitter-Aktie kann nicht dauerhaft überzeugen - Dreh ins Minus

Die Aktien des Stahlkonzerns haben am Freitag nach der Bilanzvorlage ihr anfängliches Kursplus nicht lange halten können. Nachdem die Aussagen in den Anfangsminuten zunächst positiv angekommen waren, setzte sich bei Anlegern schnell eine negative Sicht auf die Bilanz und den Ausblick durch. Die Papiere gehören am Freitag mit 1,43 Prozent Abschlag zu den schwächsten Werten im Index der kleineren Werte SDAX. Zuvor hatten sie ein weiteres Tief seit Ende Oktober erreicht.

Ein Händler hatte bereits in der Frühe moniert, die Neuigkeiten des Konzerns hörten sich alles in allem leicht negativ an. So seien die Zahlen für 2023 etwas unter dem Konsens ausgefallen und 2024 werde zunächst noch ein schwaches erstes Quartal erwartet. Die meisten Branchenkenner erkannten in der Bilanz Licht und Schatten.

Salzgitter hatten im vergangenen Jahr deutlich gesunkene Stahlpreise und die sich abkühlende Konjunktur zu schaffen gemacht, der Konzern musste einen Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen. Nun rechnet der Stahlkonzern damit, dass sich das Marktumfeld im Verlauf des Jahres zunehmend aufhellt.

Jefferies-Experte Cole Hawthorn bemängelte insbesondere ein unerwartet schwaches viertes Quartal: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei deutlich niedriger ausgefallen als von Branchenanalysten im Schnitt erwartet. Den Ausblick des Unternehmens wertete er unterdessen positiv, da er bisher selbst sogar noch vorsichtiger auf das Jahr geblickt hatte. Die Prognose von Salzgitter dürften nun seiner Meinung nach die Markterwartungen stützen, die näher an den Konzernzielen gewesen seien. JPMorgan-Experte Moses Ola verwies indes darauf, dass Salzgitter im Vergleich zur Konkurrenz pessimistischer auf den Stahlmarkt in Europa schaue.

Für Gesprächsstoff sorgten unter Experten auch die geplanten Investitionen, deren Volumen laut Ola für 2024 um rund die Hälfte höher als gedacht ausfällt. Christian Obst von der Baader Bank merkte dabei positiv an, dank der in bemerkenswertem Umfang gesunkenen Verschuldung sei Salzgitter gut auf die weiteren Ausgaben vorbereitet. Branchenkenner Ola sieht indes genau darin auch eine Gefahr für den freien Barmittelfluss, hier müssten die Konsenserwartungen nun deutlich sinken. Zugleich sei 2024 mit einer höheren Verschuldung zu rechnen, als am Markt bisher erwartet worden sei.

Das Salzgitter-Papier hat seit einem Zwischenhoch im Frühjahr 2022 bei knapp 49 Euro eine Berg- und Talfahrt hinter sich, seit einem Jahr geht es tendenziell abwärts. Mit einem Kurs von zuletzt 23,30 Euro hat das Papier seit dem Jahreswechsel fast 17 Prozent an Wert eingebüßt.

SALZGITTER / FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Lukassek / Shutterstock.com

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