LANXESS-Aktie bricht zweistellig ein, auch BASF und Brenntag unter Druck: Gewinnwarnung für 2023 schockt die Märkte
Der Spezialchemiekonzern LANXESS wird wegen der schwachen Nachfrage pessimistischer.
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Das MDAX-Unternehmen sieht das operative Ergebnis im zweiten Quartal unter den Erwartungen. Die Jahresprognose senkte der Konzern deutlich.
So geht LANXESS für 2023 nur noch von einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 600 bis 650 Millionen Euro aus, sollte es nicht zu einem Anziehen der Nachfrage kommen. Bisher hatte sich der Kölner Konzern 850 bis 950 Millionen Euro vorgenommen. Im Vorjahr hatte das Ergebnis 930 Millionen Euro betragen.
Für das zweite Quartal war ein Ergebnis auf dem Niveau des ersten Quartals von 189 Millionen Euro angestrebt worden. Jetzt jedoch geht LANXESS nur noch von etwa 100 Millionen Euro aus. Damit würden die durchschnittlichen Markterwartungen unterschritten.
Schon im ersten Quartal seien eine allgemein sehr schwache Nachfrage sowie ein anhaltender Lagerabbau bei Kunden zu beobachten gewesen, so der Konzern weiter. Dieses habe sich im zweiten Quartal fortgesetzt. Insbesondere die schwache Nachfrage aus der Bau- und Elektroindustrie sowie bei sonst stabilen konsumentennahmen Produkten sorge für eine geringere Auslastung der Anlagen. Für Juni sei keine Erholung zu erkennen.
"Die Nachfragebelebung, die wir für das zweite Halbjahr erwartet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar - weder in China noch in anderen für uns wichtigen Märkten", sagte Vorstandschef Matthias Zachert laut Mitteilung.
Warburg Research setzt Bewertung von LANXESS aus
Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung von LANXESS nach der "heftigen Gewinnwarnung" zunächst ausgesetzt. Analyst Oliver Schwarz kündigte in seiner ersten Reaktion vom Dienstagmorgen eine Überarbeitung seiner Schätzungen an. Auch andere Chemiewerte dürften in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Jahresziele in der Branche hingen von einem deutlich stärkeren zweiten Halbjahr ab, erklärte Schwarz.
LANXESS-Aktie sehr schwach
Eine Gewinnwarnung von LANXESS hat am Dienstag der europäischen Chemiebranche einen weiteren Stimmungsdämpfer verpasst. Die Aktien des Spezialchemiekonzerns brachen via XETRA prozentual zweistellig und damit besonders kräftig ein und zogen zahlreiche weitere Branchenwerte mit nach unten. Die bereits zu Jahresbeginn allgemein sehr schwache Nachfrage sowie ein sich fortsetzender Lagerabbau bei Kunden erschwert nicht nur LANXESS die Geschäftsentwicklung.
JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi hat dies in einer aktuellen Analyse über Nachfragetrends in zyklischen Endmärkten ebenfalls festgestellt. In den vergangenen vier Quartalen, so schreibt er, haben Chemieunternehmen in der Europäischen Union einen umfangreichen Abbau von Lagerbeständen erlebt und dies zusätzlich zu einem Nachfrage-Rückgang in einigen wichtigen Endmärkten.
Letztlich sackten die Aktien von LANXESS via XETRA als Schlusslicht im MDAX um 15,39 Prozent auf 26,67 Euro ab. Stellenweise gingen sie sogar mit etwas mehr als 18 Prozent auf Talfahrt und erreichten den tiefsten Stand seit März 2020 - ein Rekordeinbruch für LANXESS an einem einzigen Handelstag.
Evonik folgte mit einem Abschlag von 3,5 Prozent auf 16,80 Euro, genauso wie WACKER CHEMIE 4,52 Prozent mit 116,25 Euro.
Am Vorabend hatte sich LANXESS vor dem Hintergrund eines schwächer als erwartet laufenden zweiten Quartals negativer zum Ausblick auf 2023 geäußert. Analysten zufolge bedeutet das gesenkte Jahresziel für das operative Ergebnis (Ebitda) nun einen Korrekturbedarf von rund 30 Prozent beim Konsens, der durchschnittlichen Analystenschätzung. "Während die Schwäche im zweiten Quartal nach diversen Warnungen anderer Unternehmen über einen länger als erwarteten Lagerabbau von Investoren antizipiert wurde, ist das Ausmaß der heutigen Zielsenkung durchaus eine Überraschung", kommentierte Goldman-Analystin Georgina Fraser. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für LANXESS auf "Buy" mit einem Kursziel von 49 Euro belassen.
Ähnlich äußerte sich ein Händler: Die Kappung der Jahresziele reihe sich ein in die jüngsten Warnungen im Sektor, etwa von Croda und Victrex, und komme daher nicht allzu überraschend. "Dennoch ist das zweite Quartal von LANXESS schon eine große Enttäuschung", ergänzte er und verwies auf die kurzfristige Stimmungsbelastung für den gesamten Sektor.
UBS-Experte Andrew Stott erinnerte darüber hinaus auch an die Mitteilung von Covestro über eine schwächer als erwartet ausgefallene Volumenentwicklung seit dem ersten Quartal und eine Fortsetzung des Lagerabbaus in den Endmärkten Bau und Möbel. Eine insgesamt langsamere Geschäftserholung sei zudem auch Thema mit Blick auf China.
BASF und Brenntag im DAX schwach nach LANXESS-Warnung
Im DAX versammelten sich die Anteile der BASF via XETRA mit minus 3,2 Prozent auf 42,66 Euro und die Papiere des Chemikalienhändlers Brenntag büßten 0,72 Prozent auf 71,62 Euro ein.
"Der Fokus der Anleger sollte nun auf den zwei Chemie-Konzernen Covestro und BASF liegen, ob diese von denselben Problemen betroffen sind oder ob hier die schwächere Nachfrage zumindest weniger stark ins Gewicht fällt", sagte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
FRANKFURT (Dow Jones) / ZÜRICH (dpa-AFX Broker) / FRANKFURT (dpa-AFX)
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Bildquellen: 360b / Shutterstock.com, LANXESS
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