Schürfen in der Goldgrube

BioNTech-Aktie: Wie der Konzern-Chef das Milliardengeschäft ausbaut

30.11.21 23:11 Uhr

BioNTech-Aktie: Wie der Konzern-Chef das Milliardengeschäft ausbaut | finanzen.net

Die Zahlen des Mainzer Impfstoffpioniers BioNTech sind galaktisch, die Aktie geriet zuvor aus anderen Gründen unter Druck. Für Mutige eine Gelegenheit.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Lightspeed" hieß die Operation, zu Deutsch: Lichtgeschwindigkeit. Im Februar 2020 starteten die BioNTech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin die Entwicklung eines mRNA-Impfstoffs gegen Corona. Das Projekt erhielt den Namen, weil es die Entwicklung eines Vakzins in Rekordzeit zum Ziel hatte. Im November 2020 mündete Lightspeed in der weltweit ersten Zulassung eines Impfstoffs gegen das Virus. Türeci und Sahin erhielten das Bundesverdienstkreuz.

Jetzt wird Lightspeed zur Goldgrube - so auch die gleichnamige Adresse von BioNTech. Von Januar bis September schnellte der Umsatz um das Hundertfache zum Vorjahr nach oben, von 138 Millionen auf gut 13,4 Milliarden Euro. Aus 186 Millionen Euro operativem Verlust wurden 4,7 Milliarden Gewinn, gut eine Milliarde davon fließt als Gewerbesteuern in den Mainzer Haushalt. Binnen eines Jahres wuchs BioNTech von einer kleinen Biotechfirma zum umsatzstärksten Pharmakonzern Deutschlands. Zum Vergleich: Im dritten Quartal setzte Bayer in seiner Pharmasparte mit 4,5 Milliarden Euro weniger um als BioNTech, die für den Zeitraum 6,1 Milliarden Euro Umsatz ausweisen.

Damit ist die Wachstumsgeschichte noch nicht zu Ende erzählt. Chef Sahin hat die Prognose für das laufende Jahr soeben angehoben: Bislang wurde ein Absatz von weltweit 2,2 Milliarden Dosen des Impfstoffs Comirnaty und damit 15,9 Milliarden Euro Umsatz angepeilt, jetzt liegt die Vorhersage bei 2,5 Milliarden Dosen und 16 bis 17 Milliarden Euro Volumen.

Für das laufende Jahr visieren die Pfälzer mit Partner Pfizer eine Produktion von 2,7 bis drei Milliarden Dosen Comirnaty an, im kommenden Jahr sollen die Kapazitäten auf die Herstellung von vier Milliarden Dosen ausgeweitet werden. Sahin rechnet trotz erster Arzneien gegen COVID, etwa von Merck und Pfizer, mit weiter hoher Vakzinnachfrage.

"Wir arbeiten weiter intensiv daran, den weltweiten Bedarf an Impfstoff zu bedienen und allen fairen Zugang zu gewährleisten", sagte Sahin. Die operative Bilanz der Mainzer ist bislang exzellent, Materialengpässe und Lieferkettenstörungen konnte das Unternehmen auch dank der frühzeitig vereinbarten Partnerschaft mit dem US-Pharmariesen Pfizer weitgehend umschiffen.

Pipeline aufbauen

BioNTech baut mit dem Cash derweil eine umfangreiche Pipeline an weiteren Impfstoffen auf, etwa gegen Tuberkulose, und arbeitet an Krebswirkstoffen. Laut Sahin betragen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2021 rund eine Milliarde Euro. Der Vorstand stellte eine Reihe von Studien in ersten klinischen Testphasen vor, vier Kandidaten mit onkologischen Wirkmechanismen befinden sich demnach in Phase 2, der vorletzten der klinischen Tests.

BioNTechs Kerntechnologie der Botenstoff- oder Messenger-RNA gilt auch als vielversprechende Methode zur Entwicklung von Krebsarzneien. Hier liegt die Zukunft und die Kursfantasie für die Aktie. Für die Gründer bietet das Cash aus Lightspeed die Chance, BioNTech als Impfstoff- und Onkologiespezialisten zu etablieren.

Chance: Der Kurs geriet nach der Nachricht vom COVID-Medikament Pfizers unter Druck. Langfristig eine günstige Gelegenheit.









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