Fintechs: Neue Namen im Kampf ums Geld
Kredite, Überweisungen, Vermögensverwaltung: Junge Finanzfirmen greifen Banken in deren Geschäftsfeldern an. Die ersten schaffen es an die Börse. Nun rüsten die Geldhäuser zum Gegenschlag.
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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
Matthias Knecht hat keine Angst vor den Anzugträgern im Saal. "Banken haben den Wandel verschlafen", ruft er bei einer Bankenkonferenz ins Mikrofon. "Die Macht geht von den Banken auf die Kunden über." Knecht präsentiert sein Start-up Zencap. Die Firma vergibt Kleinkredite an Mittelständler, die für Banken wegen geringer Summen nicht attraktiv sind. Die Idee hat ihm einen Gründerpreis gebracht, das gibt Selbstvertrauen. "Wir tragen die Genossenschaftsbank ins 21. Jahrhundert", tönt Knecht.
Neuer Schwung für die Finanzwelt
Fintechs haben Oberwasser. Der Begriff ist zusammengesetzt aus "Finanzdienstleister" und "Technologie". Im Internet bieten die jungen Finanzfirmen Alternativen zu Bankdienstleistungen an. Längst herrscht in der Szene Goldgräberstimmung - vom Silicon Valley über London bis nach Berlin. Und Investoren pumpen Geld in die Branche: Laut der Beratungsfirma Fintech Forum flossen 2014 fünf Milliarden Dollar Wagniskapital in Fintechs (s. Investor-Info). 2018 könnten es acht Milliarden werden, glaubt Firmenchef Samarth Shekhar. "Allein in den ersten drei Monaten 2015 waren die Investitionen größer als im ganzen Vorjahr."Die meisten Fintechs zielen auf Überweisungen und den Zahlungsverkehr. Das US-Start-up Square ermöglicht es, Smartphones mit einem Leseaufsatz für Kreditkarten aufzurüsten. Damit können Nutzer von überall aus bezahlen. Andere Firmen wie Lending Club vermitteln online private Geldgeber an Kredit suchende Firmen und Privatleute. Im Dezember spielte die Firma beim Börsengang in New York neun Milliarden Dollar ein. Auf Vermögensverwaltung konzentrieren sich hingegen nur einige Fintechs. So versprechen Easyfolio oder Quirion auf Basis von ETFs einfaches Sparen. Eines haben alle gemeinsam: Sie geben sich lässig und verwenden eine einfache Sprache - bloß keine Nähe zu den Banken mit ihrem Finanzkauderwelsch. "Fintechs denken oft vom Kunden her", so Matthias Hübner, Bankexperte bei der Beratungsfirma Oliver Wyman. "Anders als Banken versuchen sie nicht in erster Linie Produkte zu verkaufen." So schaffen es einige Neulinge, Kunden besser anzusprechen. "Mit Banken wollen viele nichts zu tun haben, aber Rechnungen bezahlen und Geld überweisen muss jeder."
Kampf ums Banking der Zukunft
Die neue Konkurrenz trifft die Banken in schweren Zeiten. Wegen der Niedrigzinsen erodiert das Zinsgeschäft, zugleich wird die Regulierung immer schärfer. Und junge Bankkunden bleiben den Filialen fern. Laut der Beratungsfirma McKinsey könnten durch die Digitalisierung 30 Prozent der Bankerträge in Europa neu verteilt werden. Mancher sieht durch die Fintechs das Ende der Banken gekommen, sind doch schon viele Branchen neuen Onlinekonkurrenten zum Opfer gefallen - etwa Kaufhäuser dem Internethandel und Musikanbieter den Downloadportalen.Doch auch wenn Fintechs schlanker, cooler und innovativer sind als Banken - die Geldhäuser halten einige Trümpfe in der Hand. Neben starken Marken und Banklizenzen haben sie Kapital und viele Kunden. Und bei Baufinanzierungen oder großen Krediten trauen diese eher einer Bank als einem Start-up.
Auch bieten Fintechs meist einfache Leistungen für Privatkunden an. Das Investmentbanking, das Geschäft mit Konzernen oder die Betreuung Vermögender bleibt bei den Banken. Auch bei der Kreditvergabe ist der Marktanteil der Fintechs winzig. Ein völliger Abgesang auf die Banken scheint verfrüht.
Jäger oder Gejagter
Fintech-Investoren sehen das natürlich anders. "Napster als Downloadportal wurde anfangs auch von der Musikindustrie belächelt", sagt Christian Nagel, Partner beim Berliner Wagniskapitalgeber Earlybird. Geld sei, ähnlich wie Musik, ein digitales Gut und lasse sich kaum schützen. "Man braucht weder persönlichen Kontakt zur Bank noch Filialen." Die Start-ups verändern die Finanzwelt, sagt er.Berater Hübner glaubt indes, dass nur zehn Prozent der Fintechs überleben werden. Für die Firmen sei es schwer, neue Kunden zu gewinnen. "Anfangs machen Familie, Freunde und Bekannte mit, aber dann wird es dünn", sagt er. Tatsächlich gibt mancher Gründer hinter vorgehaltener Hand zu, dass der Weg bis zur Profitabilität weit ist. "Dafür müssten wir die Zahl unserer Kunden mehr als verdreißigfachen", sagt einer.
Auch holen die Banken nun zum Gegenschlag aus. Die Deutsche Bank plant eine Onlinevermögensverwaltung. Sie soll noch dieses Jahr an den Start gehen und sich an Kunden richten, die ihre finanziellen Ziele selbst einschätzen können. Die Plattform soll ihnen auf Basis hauseigener Produkte eine Anlagestrategie bieten - bevor es Fintechs tun.
Die Commerzbank hat zwei Töchter gegründet, um erfolgreiche Firmen aufzuspüren. Main Incubator hat in den Zahlungsdienstleister Traxpay investiert und Commerzbank Ventures beteiligt sich an der Derivateplattform Etoro. Ziel: Lieber Jäger als Gejagter sein. "Fintechs sind eine Chance für uns", so Commerzbank-Vorstand Markus Beumer. Die Direktbanken DKB und ING-DiBa kooperieren derweil mit den Zahlungsdienstleistern Cringle und Gini Pay. Banken versuchen so, mangelnde Ideen auszugleichen.
Was aber, wenn neue, viel größere Angreifer kommen? Mit Schrecken blicken die Banken in die USA, wo Konzerne in den Zahlungsverkehr einsteigen. Apple bietet dort Apple Pay an, ein Dienst zum bargeldlosen Bezahlen per Smartphone. Er könnte bald nach Europa kommen. Dass die mobilen Zahlungen über Konten einer Bank abgewickelt werden, könnte im Bewusstsein der Kunden dann keine Rolle mehr spielen.
Im Internethandel hat sich auch Paypal, eine Tochter von Ebay, breitgemacht. Der Dienst ermöglicht das Zahlen ohne die Eingabe von Kontonummern. Und mit Google Wallet, einer elektronischen Geldbörse fürs Onlineshopping, steht der nächste Angreifer in den Startlöchern.
Bei deutschen Geldinstituten schrillen die Alarmglocken. Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Privatbanken wollen gemeinsam einen eigenen Onlinebezahldienst an den Start bringen. Er soll mit Datenschutz und Sicherheit punkten. Pay Direkt soll laut genossenschaftlicher DZ Bank Ende 2015 marktreif sein - zu spät, bemängeln Kritiker.
Zumindest sind sich die Geldhäuser des Ernstes der Lage bewusst. Banken hätten in der Finanzkrise viel Vertrauen verspielt, sagt Nils Brinkhoff, Experte für Zahlungsverkehr bei der DZ Bank. "Wir bekommen keine zweite Chance mehr."
Investor-Info
Fintech-Investitionen
Durch die Decke
Die Investitionen in Fintechs sind in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Floss 2008 weltweit noch rund eine Milliarde Dollar in die Finanz-Start-ups, sind es heute schon fünf Milliarden jährlich. Im Jahr 2018 könnten es bis zu acht Milliarden Dollar sein, schätzt die Unternehmensberatung Accenture. Auch die Zahl der Börsengänge und Kooperationen zwischen Fintechs und Banken wächst stark.
Fintechs im Ländervergleich
Deutschland hält nicht Schritt
Hierzulande ist die Fintech-Branche viel kleiner als in anderen Staaten. Misst man die Investitionen, die in Fintechs und von den Firmen zurück in die Wirtschaft fließen, am Bruttoinlandsprodukt (BIP), stehen Israel, Großbritannien und die USA oben. In absoluten Zahlen liegen die USA mit großem Abstand vorn. Fintechs finden im Silicon Valley viel Wagniskapital von Investoren. In Deutschland können Gründer hingegen nur schwer frisches Geld auftreiben. Und während die USA viele Technologiekonzerne hervorgebracht haben, dominiert hierzulande der industrielle Mittelstand. So hinkt Deutschland auch beim Fintech-Trend den USA um Jahre hinterher.
Fintech-Zertifikat
Für Anleger gebündelt
Zwar sind manche Fintechs börsennotiert, doch Investments in Einzelaktien von jungen Firmen sind riskant. Während das finnische Fintech Ferratum seit dem Börsengang in Frankfurt im Februar ein Drittel an Wert gewann, hat die US-Firma Lending Club seit Dezember ein Viertel eingebüßt. Ratsamer ist es, Fintech-Investments breit zu streuen. So hat die Bank UBS ein endlos laufendes Zertifikat auf den Solactive-Fintech-20-Index aufgelegt. Er bildet die weltweit 20 umsatzstärksten Firmen ab. Lediglich die jährlichen Gebühren von 0,75 Prozent werden abgezogen, Dividenden hingegen zugerechnet.Ausgewählte Hebelprodukte auf Alphabet A (ex Google)
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