Merck-Aktie bricht zweistellig ein: Mercks MS-Hoffnungsträger Evobrutinib scheitert in entscheidenden Phase-III-Studien zur MS-Behandlung
Die Aktie des Pharmakonzerns Merck KGaA geht am Mittwoch nach dem Scheitern seines Hoffnungsträgers Evobrutinib zur Behandlung Multipler Sklerose (MS) auf Talfahrt.
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Der Konzern hatte am Vorabend mitgeteilt, dass zwei zulassungsrelevante klinische Phase-III-Studien mit dem Wirkstoff primären Endpunkt nicht erreicht haben. Merck hatte Evobrutinib als potenzielle Behandlung für schubförmige Multiple Sklerose (RMS) erforscht, und wollte mit dem Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor sein Portfolio zur Behandlung von MS erweitern. Doch die annualisierten Schubraten (ARR) wurden durch den Wirkstoff nicht verringert, wie die Studienergebnisse nun zeigten.
Nach Ansicht der Analysten von Equita schmälert die Nachricht den potenziellen Wert der Pipeline von Merck mit potenziellen neuen Medikamenten. Die Auswirkungen auf die Bewertungen dürften ihrer Meinung nach jedoch begrenzt sein. Die Konsensschätzungen für die Wahrscheinlichkeit eines Blockbuster-Umsatzes mit Evobrutinib seien bereits deutlich reduziert worden, nachdem im April bei zwei Patienten in der Phase-III-Studie in den USA Leberprobleme festgestellt worden seien. Auch darauf hatte die Merck-Aktie mit einem Kursrückgang reagiert, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß.
Beide Studien hatten die Sicherheit und Wirksamkeit von Evobrutinib im Vergleich zu dem Wirkstoff Teriflunomid (Aubagio) über einen Zeitraum von bis zu 156 Wochen überprüft. Merck sei "sehr enttäuscht" von den Ergebnissen, sagte Danny Bar-Zohar, globaler Leiter der Forschung & Entwicklung und Chief Medical Officer des Unternehmensbereichs Healthcare, laut einer Mitteilung. "Unser Ziel war es, mit Evobrutinib die große Therapielücke bei schwelender Multipler Sklerose zu adressieren und ein wirkungsvolles Mittel zur Schubkontrolle zur Verfügung zu stellen", sagte er
Evobrutinib befindet sich derzeit in der klinischen Prüfung und ist weltweit in keiner Indikation zugelassen. Noch im Oktober hatte Merck positive Studienergebnisse zur Langzeitwirksamkeit und -sicherheit von Evobrutinib präsentiert. Diese basierten auf Daten der offenen Verlängerung einer Phase-II-Studie.
Der Konzern teilte weiter mit, das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil von Evobrutinib habe sich insgesamt als konsistent mit den zuvor berichteten Ergebnissen der Phase-II-Studie erwiesen. Merck werde die Daten aus den klinischen Studien des Programms EVOLUTION umfassend auswerten und mit den Prüfärzten hinsichtlich der späteren Vorstellung und Veröffentlichung der Ergebnisse zusammenarbeiten.
HSBC senkt Merck KGaA auf 'Hold' - Überreaktion befürchtet
Die britische Investmentbank HSBC hat Merck KGaA nach negativen Phase-III-Studiendaten von "Buy" auf "Hold" abgestuft und das Kursziel von 185 auf 170 Euro gesenkt. Das Mittel Evobrutinib bei Multipler Sklerose habe den primären Endpunkt nicht erreicht, was sich negativ auf das Wachstumspotenzial der Gesundheitssparte auswirke, schrieb Analyst Rajesh Kumar in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Da der Pharma- und Spezialchemiekonzern dem Präparat ursprünglich Blockbuster-Potenzial zugeschrieben habe, sehe er nun Risiken einer Überreaktion am Aktienmarkt. Das Kursziel senkte Kumar, da er seine Schätzungen für Evobrutinib aus den Umsatzprognosen für das Pharmageschäft entfernte.
So reagiert die Merck-Aktie
Die enttäuschende Wirksamkeit des MS-Hoffnungsträgers Evobrutinib hat die Aktien der Merck KGaA am Mittwoch schwer belastet. In der ersten Handelsstunde ging es um mehr als 14 Prozent auf 139 Euro bergab. Damit gaben die Papiere der Darmstädter rund drei Viertel ihrer jüngsten Erholung vom mehrjährigen Tief im Oktober wieder ab. Anschließend schlingerten die Merck-Anteile um 140 Euro. Der ganz große Verkaufsdruck war verflacht, es fanden sich aber auch kaum Käufer.
Bei Handelsschluss notierte die Merck-Aktie denn auch 13,03 Prozent leichter bei 140,85 Euro.
Barclays -Expertin Emily Field sprach mit Blick auf Evobrutinib bei Multipler Sklerose (MS) von einer herben Überraschung. Denn zum einen sei der Tenor des Managements hinsichtlich des Potenzials von Evobrutinib zuletzt ziemlich positiv gewesen. Und zum anderen hätten sich die Anleger, wenn überhaupt, dann Sorgen um das Sicherheitsprofil des Mittels gemacht - und nicht um die Wirksamkeit.
In diese Kerbe schlug auch Colin White von der UBS. Die Diskussionen hätten sich in der Klasse der BTK-Inhibitoren, zu denen auch Evobrutinib zählt, um mögliche Lebertoxizität gedreht und deren Einfluss auf die Marktchancen. Dass nun aber Evobrutinib in der Vergleichsstudie gegenüber Teriflunomid den Kürzeren ziehe, sei keine Option gewesen. White stellte aber klar, dass das Management auf Rückfrage die Ergebnisziele bestätigt habe.
Rajesh Kumar von der HSBC hatte bereits am frühen Morgen deutlich reagiert - er strich seine Kaufempfehlung und kappte das Kursziel um acht Prozent auf 170 Euro. Angesichts der Hoffnungen auf einen Kassenschlager mit Umsätzen jenseits einer Milliarde befürchtete er am Markt eine Überreaktion.
DJG/sha/ros
FRANKFURT (Dow Jones)/ (dpa-AFX)
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Bildquellen: Merck 2016, Merck KGaA
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