Was macht VW mit meinem Auto und was ist, wenn ich das nicht will?

Lange genug wurde über den VW-Abgas-Skandal debattiert. Gründe wurden gesucht und namhafte Köpfe sind gerollt - nicht zuletzt der vom ehemaligen VW-Chef Winterkorn. Seit wenigen Tagen lässt VW nun endlich Taten folgen, um die fehlerhaften Fahrzeuge wieder auf Vordermann zu bringen. Doch nicht wenige Fahrzeughalter fragen sich, nicht zu Unrecht, was genau in den Werkstätten mit ihren VWs überhaupt passiert. Hier ein paar Details.

Welches Problem haben die betroffenen VW-Fahrzeuge konkret?

Die aktuelle VW-Krise, hinlänglich als "Abgas-Skandal" bekannt, fußt auf manipulierten Abgaswerten bei einigen VW-Dieselfahrzeugen - dies dürfte weitestgehend bekannt sein. Genau genommen läuft folgendes falsch: In allen betroffenen Fahrzeugen mit einem Dieselmotor des Typs EA189 sind Motorsteuergeräte mit einer Software verbaut, die eine Prüfstandsituation erkennen kann. Sobald die Software dies registriert hat, werden die sogenannten NOx-Emissionswerte während der Prüfung automatisch optimiert. "NOx" bezeichnet kurz und knapp die Stickoxide, Stickstoffoxide und nitrosen Gase, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen - kurz, die Abgase. Da diese Emissionswerte in Prüfsituationen von der Software automatisch "geschönt" werden, ist es wenig überraschend, dass die Emissions-Messergebnisse im realen Fahrbetrieb deutlich abweichen.

Was genau muss VW an den betreffenden Fahrzeugen anpassen?

Um künftig keine manipulierten Abgasergebnisse mehr zu erzeugen, müssen die fehlerhaften Motorsteuergeräte "geflasht" werden. Dies bedeutet nichts anderes, als dass die jeweiligen Steuergeräte noch einmal neu programmiert werden müssen. Ist das Update erfolgreich durchgeführt, ist eine bessere Dosierung der Dieseleinspritzung möglich. Bei Fahrzeugen mit einem 1,5- oder 1,6-Liter-Dieselmotor muss zusätzlich ein Strömungsgleichrichter im Luftfilter nachgerüstet werden. Dieser sorgt dafür, dass der Luftstrom im Motor vor dem Passieren des Luftmassenmessers beruhigt wird. Im Ergebnis kann hierdurch die Motorlast exakter gemessen werden. Dies alles sollte, laut VW, keine große Sache sein. Die Zeitplanung der Mechaniker ist jedenfalls recht übersichtlich: Während für den "Flash" lediglich 24 Minuten Reparaturzeit veranschlagt sind, sollten die Neuprogrammierung und der Einbau der Strömungsgleichrichter im Falle der 1,5- oder 1,6-Liter-Fahrzeuge nur 39 Minuten dauern.

Vorsicht bei Chip-Tuning

Wer ein VW-Fahrzeug mit Chip-Tuning in die Werkstatt bringt, sollte dies unbedingt vor der Reparatur mitteilen, denn hier handelt es sich um einen Sonderfall. Da es sich beim "Chip-Tuning" um einen Eingriff in das Motorsteuergerät handelt, wird das Tuning durch die Neuprogrammierung in der Regel unwirksam. Im Extremfall könnte das Motorsteuergerät sogar geschädigt werden. Vor Mehrkosten müssen betreffende VW-Fahrer jedoch keine Angst haben. Unter gewissen Voraussetzungen werden diesen Kunden die Mehrkosten für das neuerliche Chip-Tuning vergütet, wie es in einem Papier zu den technischen Informationen an die VW-Mitarbeiter heißt. Es muss sich lediglich um ein offizielles, in den Fahrzeugpapieren eingetragenes und gesetzlich zulässiges Tuning handeln. Betroffene sollten in diesem Fall die jeweilige Eintragung in den Fahrzeugpapieren oder eine gültige TÜV-Abnahmebescheinigung dabei haben. Auch eine Rechnung für das Tuning könnte hilfreich sein.

Muss das VW-Fahrzeug bis zur Reparatur in der Garage bleiben?

Wer befürchtet hat, auf seinen VW bis zum Rückrufbescheid verzichten zu müssen, darf aufatmen. Da die Sicherheit und Fahrtüchtigkeit des Autos nicht beeinträchtigt ist, darf das Fahrzeug wie gewohnt weiter genutzt werden. Dies beinhaltet im Übrigen auch einen etwaigen Verkauf oder eine anstehende Hauptuntersuchung. Auch die für das Fahrzeug zugelassenen Umweltzonen können problemlos befahren werden.

Was passiert, wenn ich meinen VW nicht umrüsten lassen möchte?

Trotz der großen Empörung um das "Diesel-Gate" werden VW-Mitarbeiter regelmäßig von betroffenen VW-Fahrern gefragt, ob sie auf die Umrüstung auch verzichten dürften. Auf dieses Anliegen gibt der Gesetzgeber eine klare Antwort: Nein. Lässt ein Kunde sein Fahrzeug nicht reparieren, so tritt §5 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung in Kraft. Demnach droht dem Fahrzeughalter in diesem Fall nach einer bestimmten Frist die Stilllegung des Fahrzeugs durch die verantwortliche Zulassungsstelle. Die erste Warnung dürfte den betreffenden VW-Fahrern nach etwa einem halben Jahr in die Briefkästen flattern: Dann wird VW noch einmal in einem Anschreiben darum bitten, das Fahrzeug in eine Werkstatt zur Umrüstung zu geben. Wird dem nicht entsprochen, so erhält der säumige Kunde ein letztes Anschreiben - diesmal von der Zulassungsstelle in Form einer Vorankündigung der Fahrzeugstilllegung. Wird auch der letzte Warnschuss ignoriert, muss der VW-Besitzer das Fahrzeug künftig in der Garage lassen.

Redaktion finanzen.net